Tagebuch
Erlebnisse
vor und hinter den Kulissen
Montag,
21.5.2012: Nachwuchs, genormte Briefkästen und einiges mehr
Ein männliches
Kaninchen ist ein Rammler und wenn sie rammeln, dann kleine
Babys. Ja, so muss es denn wohl gewesen sein, zwar habe ich
meine Beiden schon ein Jahr und sie taten auch immer sehr
unschuldig, aber plötzlich kurz vor Ostern sind da kleine Babies.
Und das geht ja wie das Brezel backen, kaum konnten die Babys
selbst fressen, waren schon die nächsten da und so dick wie die
Mama jetzt schon wieder ist, können wir uns bald wieder auf
Nachwuchs einrichten. – Und unser morgendlicher Blick zu den
Schlangen, was sehen wir: Schlangeneier! Sonst konnte ich mich
immer durch das Verhalten des Muttertieres auf eine Eiablage
vorbereiten, aber da war nichts im Vorfeld zu sehen. So konnte
ich auch die Schlange nicht separat halten, also lässt man der
Natur ihren Lauf. Das Muttertier hatte sich wie in der Natur
einen geschützten Platz gesucht und brütete das Gelege aus und
nach 57 Tagen, so wie auch bei den anderen „Hausgeburten“ in den
vergangenen Jahren, hat die Mutter das Gelege verlassen, die
Eier bekamen Risse und die ersten Näschen kamen vorsichtig zum
Vorschein. Nun sind alle vollzählig versammelt und es sind 15
Geschwister und alle gesund und munter wie die Mutter und der
Rest der Truppe. Und das, wo doch exotische Tiere fernab ihrer
Ursprungsherkunft angeblich ein Inbegriff des Leidens sind, weil
sie u.a. auch der Transportstress hindert ihre tierischen
Bedürfnisse auszuleben. – Es macht mich nur traurig, wie wenig
Ahnung die Leute haben, aber alles glauben, was die Medien
berichten. So haut es mich doch aus der Fußbekleidung, wenn
sich eine engagierte (Promi)-Tierschützerin an einen
Hundetrainer wendet, damit ihr 4-Beiner Manieren lernt! –
Während wir uns selbst mehr oder weniger immer mit Kritik
auseinander setzen müssen, nutzen nun Promis ihren unerzogenen
Hund, um über die die Medien-Schiene wieder IN zu sein.
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Mein Sohn wurde,
wie viele Circuskinder, immer bemitleidet: Auch Du Armer musst
immer in eine andere Schule gehen und neue Freunde suchen. Mein
Sohn hat nie darunter gelitten. Was zu bemängeln wäre, ist die
Fehlbeurteilung der Erwachsenen, sprich der Lehrer, die nicht
spontan in der Lage waren, ein Kind in die Gruppe aufzunehmen
und es mit in den Unterricht zu intrigieren. Es wurde mit Malen
beschäftigt, aber nicht gefordert. – Kinder und Tiere muss man
beobachten und ihre Vorlieben fördern. Und man braucht ein
Feeling dafür. Das Tier sucht sich auch den Menschen – ich als
kleines Mädchen wollte mit Pferden, aber die Pferde nie mit mir.
So bin ich eben zu den Reptilien und Vögeln (groß geschrieben)
gekommen.
Man kann eben
nicht alles nach einer Norm erfassen, obwohl, ich habe mit den
Hausbriefkästen Bekanntschaft geschlossen. Wir als Circusleute
bekommen ja unsere Post, wenn wir Glück haben noch vom Postboten
in die Hand gedrückt, wenn sie uns nicht einfach vor die Tür
oder in den Stall geworfen wird. Seit ich aber die Circuswerbung
nun vertretungsweise für eine kranke Kollegin verteile, habe ich
Hochachtung vor unseren Postzustellern. Ich beantrage deshalb,
dass Briefkästen sich an der Straße, ebenerdig und in einer Höhe
von nicht mehr als einem Meter befinden müssen. Ihre Klappe
sollte schmutzbefreit, leicht zu öffnen und mit leichter Neigung
nach innen sein. So traf ich neulich auf eine Briefträgerin, die
mir erzählte, dass sie sich sogar schon mal die Finger gebrochen
hat, weil sie im Kasten steckengeblieben ist. Dafür konnte ich
aber einem alten Herrn vielleicht das Leben retten, denn er war
auf dem Weg in den Keller ohnmächtig geworden und lag von innen
vor der Haustür. Ich konnte dies durch die Glastür sehen. Ich
habe dann auf alle Klingelknöpfe gedrückt und keiner der
Hausbewohner meldete sich, erst als ich die Feuerwehr gerufen
hatte, waren die Hausbewohner interessiert.
Apropos Post,
angeblich können Circusleuten nicht lesen und schreiben, die von
der Post- und Paketzustellung vielleicht auch nicht? Ein an den
Festplatz in der Stadt XY adressiertes Paket kam nicht an. Die
Stadt gab es und sogar ein Schild in der Straße XYZ, das den
Festplatz auch als solchen von weitem sichtbar machte. Der
Paketbote eines 3-Buchstabigen Unternehmens stand auch davor,
wurde von Zeugen gesehen und vermerkte: Adresse und Empfänger
nicht zu ermitteln!
Man soll aber
nicht lästern, so wie ich über eine Freundin, die vergessen hat,
dass ihr Führerschein erneuert werden muss. Ich suchte meine
Krankenkassenkarte und fand den Führerschein und auch der
Meinige war überfällig. Also möglichst schnell trat ich die
Reise zur Heimatbehörde an, um dieses Dokument neu zu
beantragen. Die Bearbeiterin war sehr nett, aber neu im Amt, wie
sie mir sagte und damit sie mir Auskunft geben konnte, hatte
sie, um den Bürger gut zu beraten, sich alles aus dem Internet
ausgedruckt und abgeheftet, um es mir dann vorzutragen. –
Irgendwie kam ich ins Grübeln, ich hatte gedacht, dass man auf
Behörden mit geschultem Personal zu tun hat.
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Freitag,
24.2.2012: Verfluchte
Technik und starke Frauen
Das Jahr ist schon
wieder rund zwei Monate alt und der Weihnachtscircus gehört auch
schon wieder der Vergangenheit an. Aber wie unterschiedlich die
Bilder zum letzten Jahr: Was wir im letzten Jahr zu viel an
Schnee hatten, gab es diesmal Matsch und Wasser von oben und
unten. Aber meine Entchen haben sich beim Weihnachtscircus
sichtlich wohl gefühlt (viel Wasser zum schwimmen). Aber dies
frostfreie Wetter hat auch die Heizkosten im Rahmen gehalten.
Auch ein Sturm ließ mancherorts die Vorstellungspläne anders
ablaufen. Und manchmal dachte ich, dass wir auf einem Schiff
leben, so wackelte der Wohnwagen hin und her. Auch wenn man bei
so einem Wetter keinen Hund vor die Tür jagt, das ist ja nur ein
Sprichwort, raus muss der Hund trotzdem. Nur mit dem Zielen ans
Stammbäumchen klappte es nicht so recht, denn der Sturm machte
daraus einen Sprühregen, der sich genau in die Richtung meiner
Beine (Hose) ergoss. Trotz Sturm und Matschchaos, es verlief
alles ohne Schaden an Mensch und Material. Vor Jahren war ich
schon mal mit einer Schaubude zur Kirmes auf der Bürgerweide und
da ging es weitaus gefährlicher ab, da wurden sogar harmlose
Bratwürstchen zu unbekannten Flugobjekten. Diesmal werde ich
Bremen aber nicht vergessen, weil ich jetzt noch über meine
eigne Dummheit lachen muss. Ich wartete des nachts brav an einer
Kreuzung, wo die Vorfahrt zu achten war, dies taten auch fünf
andere Autos vor mir und ich wunderte mich, dass es nicht
weiterging. Bis an meiner Beifahrerseite eine „Dame“ auftauchte,
die mich nach meinen Wünschen fragte. Na ja, wir standen ja auch
mit dem Circus im Hafenviertel.
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Wer hätte gedacht,
dass es doch noch so kalt wird? Ein bisschen Schnee, dagegen hat
ja niemand etwas, aber diese Kälte. Wenn die Katze unter die
Bettdecke kommt, das will schon was heißen. Auch für die
täglichen Arbeiten braucht man etwas länger, erstens, weil man
sich zwischendurch gerne mal etwas aufwärmt und zweitens den
Wasserhahn einfach aufdrehen, das funktioniert nicht. Jedenfalls
kommt da kein Tropfen Wasser raus. Man muss sich da schon zu
helfen wissen. Und motorbetriebenes Arbeitsgerät muss man auch
erst höflich bitten, seinen Dienst aufzunehmen. Und die Cola
aus dem Vorratsschrank hat man als Gesamteisblock, wenn man sie
nicht rechtzeitig zum Auftauen in den Wagen geholt hat. Erdnüsse
aus der Dose erhalten eine ganz andere Geschmacksrichtung, wenn
sie gefrostet sind. So wird auch das ganz normale Anwerfen einer
Waschmaschine zum Geduldsspiel und auch Abwasser wird zu Eis.
So heißt das nächste Problem „Toilette“!
So freut man sich
auf den Abend, wenn alle Arbeit getan ist und ein leckeres
Abendbrot wartet und dann sitzt man plötzlich im Dunklen.
Stromausfall? Das hatten wir doch erst neulich wegen
Wartungsarbeiten im Dorf, was aber angekündigt war. Diesmal war
nur die Sicherung wieder reinzudrücken. Aber man muss erst raus
in die Kälte und die Freude wird nicht größer, wenn gleich
danach wieder der Strom weg ist. So muss man dann nach der
Ursache forschen und feststellen, dass die Heizung bei den
Tieren der Verursacher ist. Nun der kluge Mann kennt die Tücken
von Heizungen, dass sie nie funktionieren, wenn man sie wirklich
braucht. Also gibt es Plan B: eine Ersatzheizung. Per Funk
können wir die Temperatur im Tierwagen auch vom Wohnwagen aus
kontrollieren, aber man traut dem Frieden nicht. Normalerweise
verteilt sich die Familie nach dem Essen und Mama bleibt der
Abwasch. Aber diesmal war das Thermometer spannender als das
Fernseh- oder Computerprogramm, so saß die Familie mit Blick auf
die Temperatur, und man vertrieb sich die Zeit mit Reden und
viel Spaß und die Heizung machte ihrem Namen alle Ehre, denn sie
heizte, wie es sein soll.
Ich mag es gar
nicht, wenn mich die Technik nicht so will wie ich. So gab es
ein Missverständnis mit meinem Computer - hat er sich auch
gegen mich verschworen oder ist von Mächten manipuliert? Man
soll es nicht glauben, aber er meinte, dass ich das Wort
„circusfreundlich“ falsch geschrieben habe und schlägt mir zur
Korrektur das Wort „circusfeindlich“ vor (wer Microsoft Word
benutzt, kann es ja mal ausprobieren). Und auf meine geliebten
Süßwaren muss ich nun auch verzichten, weil ein Aufkleber mich
informiert, dass ich beim Kauf eine Spende an eine
Tierschutzorganisation tätige. Nee, so nicht… Gott sei Dank habe
ich gelesen, was da steht, und nicht blindlings gekauft. So
sind Süßigkeiten erst mal gestrichen und meine Männer müssen
essen, was auf den Tisch kommt. Es ist äußert schwer den
Geschmack eines 17-jährigen zu treffen und die Anfrage einer
Produktionsfirma meine Kochkünste telegen als Powerfrau der
Öffentlichkeit zu präsentieren, schmeichelt einem. Aber solche
Dinge sind eben nicht mein Ding. Dafür stand neulich ein
Paketbote vor mir, der trotz seiner imposanten Erscheinung etwas
ängstlich zwischen den freilaufenden Tieren stand. Er war
sichtlich erfreut auch auf Menschen auf dem Gelände zu treffen.
Weniger erfreut war er, als ich ihn bat, das Paket vor meine Tür
zu tragen. Er kam gar nicht mehr wieder und ich dachte, dass er
hoffentlich nicht Opfer einer frechen Gans geworden ist, als er
mit hochrotem Kopf doch mit dem Paket erschien und es
erleichtert abstellte. Das ist sehr schwer, meinte er nur. Ich
bestätigte den Empfang, klemmte mit das Paket unter den Arm und
entschwand. Man haben sie aber Kraft, meinte der nette Bote nur
noch. Ja, ich bin eben eine Powerfrau! Ich hatte aber gelesen,
dass der Inhalt des Paketes – ein LKW-Anlasser - nur 1,2
Kilogramm wiegt. Und das wird als Frau ja auch noch zu schaffen
sein.
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Mittwoch,
26.10.2011:
Gaddafi … und wer ist eigentlich
Herr Meyer?
Natürlich ist manchmal alles Scheiße. Aber das
Leben, besonders das Circusleben, ist doch viel zu schön, um
depressive Phasen zu haben. Obwohl, diese sollen auch ihren Sinn
haben, weil die Welt da draußen sowieso voller Hiobsbotschaften
ist und man sich kaum dagegen vollständig abkapseln kann und das
eigene Leben auch wirklich nicht immer optimal ist. (Dr.
Kiss-Elder) Bezüglich der Botschaften, die von außen zu uns
stoßen, gehörte auch folgendes, obwohl
Circusleute mit Politik im allgemeinen nicht viel im Sinn haben.
Als in diesen
Tagen Libyen und der Name Gaddafi in den Medien Toppthemen
waren, dann denke ich zurück in das Jahr 1986. In diesem Jahr
gastierte mein Mann mit dem Circus Busch-Roland in Berlin, ich
war anderswo auf Tour. Und mein Mann beschrieb es so: Es war
eine recht angenehme Saison mit sympathischen Kollegen. Neben
dem harten Circusalltag gab es sehr oft gemeinsame
Unternehmungen, Ausflüge, Grillpartys usw. Na ja,
Satellitenfernsehen war noch nicht, Handy auch nicht und PC und
Spielkonsolen suchte man vergeblich. Unser „Kartöffelchen“ -
Pattatina, der kleine türkische Reprisenclown war tagsüber für
den Circus in Punkto Werbung unterwegs. Da kam er natürlich mit
vielen Geschäften und vor allem Restaurants in Kontakt. So
hatten wir immer wieder Sonderkonditionen z.B. in diversen
Pizzerien, welche wir dann nach den Vorstellungen gemeinsam
besuchten und so manch schönen Abend verbrachten. In Berlin
gingen wir in dieser Saison jedoch regelmäßig in eine Diskothek.
Freier Eintritt für die stets fröhliche Circustruppe und
Sonderpreise für Getränke: Pattatina konnte schon toll
organisieren. An einem Freitag wollten wir alle wieder in die
Disco, als Rui Luftman, der portugiesische Clown sagte, dass
genau gegenüber vom Circusplatz ein portugiesischer Kulturverein
existiert und dass dieser die Circusleute zu einem
deutsch-portugiesischen Abend eingeladen hätte. Nun, Disco
hatten wir ja schon oft und durch Mehrheitsbeschluss gingen wir
also auf die andere Straßenseite und verbrachten einen
wunderschönen Abend, zusammen mit unseren portugiesischen
Gastgebern.
Am anderen Morgen
ging eine schockierende Meldung wie ein Lauffeuer über den
Circusplatz: Die Diskothek, zu der wir am Abend zuvor eigentlich
gehen wollten, wurde an dem besagten Abend durch einen
Bombenanschlag vernichtet. Es war die Diskothek „La Belle“ – 3
Tote und 230 zum Teil schwer Verletzte war die schreckliche
Bilanz des Terroranschlags, zu dem sich später Libyens Diktator
Gaddafi bekannte. Für mich ist aber dieser Tag aber auch ein
Freudentag, denn am Abend hatte sich mein Mann mit den Worten am
Telefon verabschiedet: Wir gehen alle ins „La Belle“ und am
Morgen hörte ich die Schreckensmeldung in den Nachrichten und
glaubte natürlich auch mein Mann und die Kollegen davon
betroffen. Bis ich Jemand dann bei Busch-Roland am Telefon
hatte, dauerte es für mich eine Ewigkeit und die erlösende
Mitteilung war für mich die größte Freude.
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Freude kommt auch
auf, wenn man alte Kollegen wiedertrifft und da wir am Anfang
der Saison in und um Berlin reisten, hatten wir dazu ausreichend
Gelegenheit. Dort wohnen ja noch viele ehemalige Kollegen aus
dem DDR-Staatscircus und kamen bei Herrn Krenzola vorbei und wir
als „Trittbrettfahrer“ bzw. Zuhörer in den Genuss viele
Erlebnisse aus den guten alten Zeiten mitzuhören. Unser Foto
zeigt von links nach rechts:
Manfred Schoberto, Günther Dorning, Krenzola
junior, Klaus Kaulis, Heidi Kaulis, Elke Schoberto und Rosemarie
Dorning.
Unser Leben ist schön, denn zum dritten Mal
führte es uns wieder nach Platschow auf den Elefantenhof. Es ist
ja schon einmalig, wenn man die Arbeit mit dem Zusammensein mit
Freunden und in wunderschöner Natur verbinden kann. Diesmal
wohnen wir neben einem der Elefantenställe und wo man anderswo
vielleicht nachts dem Kuckuck lauscht, haben wir unser ganz
persönliches Orchester. Elefanten sind ja große Tiere. Ich habe
noch nie ein Mäuschen schnarchen oder pupsen hören, vielleicht
tun sie es auch nicht, aber Elefanten! Und dies gut wahrnehmbar.
Da kann man Töne hören, da käme Niemand drauf, dass diese von
Elefanten stammen. Zum Geburtstag meines Mannes hätte man
meinen können, dass sie ihm nachts ein Ständchen mit lauter
Wuwuselas
bringen.
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So lernt man ja auch im Laufe der
Zeit die Freaks kennen, die hier öfter zu Gast sind und kommt
mit ihnen ins Gespräch. Nur mein Mann ist gegenüber einer
älteren Dame nicht sehr zugänglich, immer wenn sie ihn ruft,
fühlt er sich sogar nicht angesprochen. Das ist ja nun gar nicht
die Art meines Mannes. Und ich muss gestehen, die Grüße an Herrn
Meyer habe ich auch nie ausgerichtet, denn ich kenne gar keinen
Herrn Meyer, den ich grüßen könnte. Nun haben wir das Rätsel
aber gelöst, denn meine liebe Freundin Lilly hatte der älteren
Dame meinen Mann vorgestellt, als der Mann, der zu Frau Meyer
(also unserem Alligator) gehört und die alte Dame hatte wohl
angenommen, dass er dann wohl der Herr Meyer wäre. So werde ich
mit „Herrn Meyer“ weiterhin unser schönes Leben im Circus und
mit den Tieren genießen und man sieht sich, denn bald ist
Weihnachten und die WCs öffnen wieder ihre Zelte.
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Mittwoch,
19.1.2011: „Let it snow“, schöne Bescherung und andere
nette Dinge
Als Krenzola seiner Circusshow den Titel „Let it snow” gab,
konnte ja Niemand ahnen, dass sich dies deutschlandweit
wörtlich so auf’s Wetter auswirkt. Die erste schöne Bescherung
erlebten wir ja schon, als das versprochene Zelt nicht kam und
ganz auf die Schnelle ein anderes hergezaubert werden musste.
Sowas schüttelt man sich ja nicht aus dem Ärmel, zumal ja in
jedem kleinen Dorf ein Weihnachtscircus stattfinden sollte.
Unzählige Telefonate folgten und Freund wird zum Feind und
umgekehrt. Dann hatten wir endlich ein Zelt, natürlich zu
anderen Konditionen als geplant, aber dennoch zu einem humanen
Preis und sehr korrekt und zuverlässig aufgebaut. An dieser
Stelle noch einmal herzlichen Dank an Robby Ortmann und ihm toi
toi toi. Nun die Frage, wie kommen wir aus unserem ländlichen
Quartier heraus, bei all dem Schnee? Aber, mit Geduld und etwas
Glück gelang es dann doch. Der Schützenplatz in Hannover ist ja
nun nicht gerade klein, so gestalteten sich die ersten Arbeiten
auf dem Platz wie das fröhliche Ostereiersuchen. Wo ist denn der
Abwasserkanal? Unter einer Schneeschicht von einigen Zentimetern
wirklich ein lustiges Spielchen.
Gleichzeitig mit
dem Zeltaufbau müssen ja auch die Heizungen geliefert werden,
damit das Zelt beheizt werden kann und der Schnee nicht auf dem
Dach liegen bleibt. Als wir unsere langfristig vorbestellten
Heizungen anforderten, hieß es, dass wir diese doch schon
bekommen hätten. Nach klärenden Gesprächen wussten wir wo die
Heizungen gelandet waren. Nur, damit gab es ja immer noch keine
Heizungen und woher nehmen und nicht stehlen, denn der
Lieferant hatte keine Heizungen mehr vorrätig. Das hat wieder
einen Tag und unzählige Telefonate und Nerven gekostet und
letztendlich waren dann die neu beschafften Heizungen
wesentlich teurer als geplant. Aber Probleme sind dazu da, dass
man sie lösen muss. Nun konnte das ebenfalls lange vorher
georderte Heizöl geliefert werden. Jetzt war es aber das Wetter,
was uns einen Strich durch die Rechnung machte, denn bei Schnee
dürfen Gefahrguttransporte nicht fahren, wurde erklärt. Nun aber
Heizöllieferanten gibt es ja genug und die machen bei dem Wetter
ihr Geschäft, also wird das ja nun nicht eine unlösbare Sache
sein. Wahllos nahm ich eine Telefonnummer aus einer langen Liste
und habe beim Lotto nie solches Glück, denn der Lieferant war
alles andere als erfreut, schon wieder einen Circus in der
Leitung zu haben. Es war schon erstaunlich, dass ich ihn vom
Auflegen abhalten konnte und bekam nun erst mal die ganze Story
der Entrüstung brühwarm erzählt. Herr Krenzola hat Heizöl
bekommen und der Lieferant sein Geld und so war das Image des
Circus mal wieder gerettet. Fragt sich nur wie lange? Bis der
nächste freundliche Circus dort anruft und seinen netten Worten
nicht auch Taten in Form von Bezahlung der Leistung abliefert!
So fand die Premiere pünktlich statt und planmäßig am 9.1. die
letzte Vorstellung – dazwischen gab es auch viel zu lachen und
viel Spaß, ein eher familiäres Weihnachten mit den Artisten und
keine Anwesenheitspflicht und eine große Silvesterparty, die
nicht mal geplant war. Die Direktion ist ja meist
Ansprechpartner für alle Wehwehchen und auch wir haben immer ein
offenes Ohr, nur vor lauter anderen Dingen denkt man zu Letzt an
sich selbst und so aus Spaß meinte ich, ob man die neuen
Zauberrequisiten nicht mal ausprobieren sollte. Gut, dass wir es
taten, denn noch während des Openings musste Klaus etwas an den
Requisiten absägen, sie waren einige Zentimeter zu breit. Ups,
das ist ja noch mal gut gegangen.
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Meine
Reptiliendarbietung findet nun in veränderter Form statt, denn
die Ziegen hat Herr Krenzola erst gekauft und außer Gartenidylle
hatten die mit Circus, Musik und Publikum noch nichts am Hut.
Obwohl man von ihnen nichts weiter als ihre Anwesenheit
verlangte, sind sie wie die Profis in die Manege gestürmt und
haben sich wohl heimlich „Tricks“ überlegt, denn keinesfalls
scheu präsentierten sie sich ungeplant mit selbsterdachten
Einlagen und wollten die Manege nur ungern verlassen. – Während
mein Mann als Pater Brown mir assistiert und in seiner Rolle
auch mal gern ein Schlückchen zu sich nimmt. Da sich kein
anderes Fläschchen dafür eignete, nahm mein Mann eine private
Alkoholika mit 66%, die uns ein lieber Circusfreund geschenkt
hatte. Natürlich trank mein Mann nie aus diesem Fläschchen, nur
ich bemerkte, dass sich gewichtsmäßig dieses Requisit immer mehr
verringerte, der Geruch eines Requisiteurs nach Alkohol aber
zunahm. Nach Halbzeit der Spielzeit mussten wir feststellen,
dass das Fläschchen leer war und der Requisiteur nun auch nicht
mehr nach Alkohol roch. Auf die Mitwirkung unseres Krokodils –
Frau Meyer – haben wir zum ersten Mal in 28 Jahren verzichtet.
Sie hatte durch eine Medikamentenbehandlung Spritzenabszesse an
den Beinen, die für das Publikum nicht so schön aussahen, dann
noch die extreme Kälte, so ging uns natürlich das Wohl des
Tieres vor. Weniger nett fand mein Gatte, wie wenig Mitleid man
als Mann vom Chef bekommt. Herr Krenzola bemerkte bei seiner
Entendarbietung, dass der weiße Manegenteppich mit Blutstropfen
übersät war. Nach der Arbeit fragte er gleich bei der hübschen
mongolischen Kontorsionistin nach, ob sich sie verletzt hätte,
da sie vor ihm gearbeitet hatte. Sie verneinte dies aber und
mein Mann meinte, dass er sich die Hand aufgeschnitten hat, weil
bei Juniors Tellerdarbietung etwas zu Bruch ging. Die Antwort:
„Ach, so…. nur Du, Gott sei Dank!“ - So ist er halt und so
lieben wir ihn. „Let it snow“ ist nun vorbei, der Schnee auch,
aber the show must go on und obwohl nicht so viel Besucher unser
Programm gesehen haben, die Resonanz war sehr gut. Nun geht es
weiter mit anderem Titel ...
So wünschen wir
allen Lesern ein circensisches 2011 und hoffen, Sie sind auch
mal Gast bei uns! - BATAMA &
family
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Sonntag,
7.11.2010:
War nicht gestern erst Ostern?
Man wie die Zeit
vergeht! Als wir im Februar unsere Reise zum neuen Arbeitgeber
antraten, um dort schon einiges für die Saison auszuprobieren,
kam uns bis Oktober utopisch endlos vor. – Nun haben wir diese
Saison abgeschlossen. Wir haben viele neue Erfahrungen
gesammelt. Einiges davon sollte man gleich wieder vergessen, es
lohnt nicht, sich damit zu belasten. Wiederum anderes lässt
einen nachdenken, wie man es anders oder besser machen kann. Nun
denken wir an die Zukunft, die uns Neues bringt und mit
Sicherheit viel Spaß, aber auch Stress. Wer sich in seinen
Sessel kuscheln möchte, sollte nicht zum Circus gehen oder sich
Tiere anschaffen. Klar, auch ich hatte mir fest vorgenommen,
bevor ich mich mit den neuen Aufgaben auseinandersetze, mich
erst mal selbst zu verwöhnen. Denkste!
Unsere neuen
Aufgaben heißen Hannoveraner Weihnachtscircus (siehe:
www.hannoveraner-weihnachtscircus.de). Man wer hätte das
gedacht, als wir vor Jahren Jochen Träger-Krenzola noch als
Mitarbeiter von Wolfgang Krenzola kennenlernten, wie sich nach
Jahren daraus nicht nur eine sehr intensive Freundschaft ergibt,
sondern nun auch eine Form der Zusammenarbeit. Jochen sagt ja
immer im Spaß, dass er uns geerbt hat! Zunächst einmal haben wir
bei ihm Quartier bezogen und man kann es nicht erahnen, dass
sich hinter einem ganz normalen schicken Häuschen im Garten
dahinter ein Circus entwickelt. Ungläubige Augen schauten, denn
wo sich sonst ein Kleinwagen in den Carport an Blumentöpfen und
Gartenbeleuchtung vorbei zirkelt, rollten nun in
Millimeterarbeit Auflieger, Wohnwagen und Campings vorbei. Ich
konnte bei Jochens Schwester den Stein vom Herzen fallen hören,
dass unser Eintreffen ohne Schaden an Dachrinnen, Wintergarten
und Blumenrabatten abgelaufen ist. Aber wir müssen ja bald auch
wieder raus! Die Nachbarn sind aber einiges gewöhnt, denn wenn
Jochen mit seiner vierbeinigen und gefiederten Familie in die
heimatlichen Gefilde zurück kehrt, ist es ja mit der
Kleinstadtruhe vorbei. Neu im Bestand sind jetzt auch zwei
Ziegen: Schnuffel und Wolfgang, die aber noch (?) keinen
Gefallen an Nachbars Blumen und Büschen gefunden haben. Während
mein Hahn aber die Tannen als Hochsitz benutzt, um sich erst mal
optisch mit den vielen neuen Freunden bekannt zu machen.
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Ideen kann man leicht auch im
Sitzen entwickeln, aber dann müssen Taten folgen. Sich bei
schönstem Sonnenschein in Weihnachtsstimmung zu bringen, ist
nicht so ganz einfach. Aber als zum Fotoshooting Axel Schäfer (www.ax-photography.de)
mit seiner Visagistin Leni anreiste, wurde es am Abend doch
recht kühl, um für ein wenig Ambiente zu sorgen. Für Leni ein
völlig neues Arbeitsumfeld im Sattelgang aus einem Menschen nun
optisch einen Künstler zu gestalten oder aus Watte eben einen
Bart und Axel hat gelernt, dass wenn man sich mit einem Krokodil
auf eine Ebene begeben muss, sich dann nicht mit einem
Wollpullover in die Sägespäne legt. Man sieht sonst aus, wie ….
„Gut Ding will Weile haben“, sagt man so schön und so haben wir
uns erst am frühen Morgen gegen vier Uhr getrennt. Die
Ergebnisse sind teils jetzt im Web zu bewundern.
Ein Tag hat aber
nur 24 Stunden und so muss gut geplant werden, wann machen wir
was. Denn mangels der Zuarbeit von Firmen, ist der Ausbau
unseres neuen Tierwagens leider noch nicht vollendet. Zwar sind
die Tiere in ihr neues Domizil umgezogen, aber die Feinarbeit
ist noch nicht vollbracht. Es ist auch erstaunlich, was sich so
bei einem ansammelt. Ich möchte nicht von einer Wohnung in die
andere ziehen, was ich mit auf Reisen habe, reicht mir schon.
Man schaut ja auch nicht täglich in die hinterste Ecke, was sich
da verbirgt und wenn man es jetzt zu Tage fördert, werden damit
viele Erinnerungen hervorgeholt und jedes Stück erzählt eine
kleine Geschichte unseres Lebens. Viele Geschichten aus der
guten, alten Zeit gab auch Claus Kröplin zum Besten. Um sich
beim Treffen des Berufsverbandes nicht nur mit den Vorkommnissen
des Alltages herumzuschlagen, treffen sich viele Kollegen schon
einen Abend zuvor, um in gemütlicher Runde beisammen zu sein.
Claus kann herrlich erzählen und wir haben uns alle köstlich
amüsiert. Am zweiten Abend ging es nicht minder lustig zu, aber
wir hatten uns ernsteren Themen zugewandt. Man würde staunen,
wie tiefsinnig Circusleute sind und zu unserem Lieblingswort
wurde das Wort Ontogenese gewählt. Nach diesem kleinen Ausflug
ruft nun wieder die Pflicht. Nur dumm, dass es durch die
Zeitumstellung so früh dunkel wird und die Tiere immer ein paar
Tage brauchen, um sich damit zurecht zu finden.
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Mittwoch, 15.9.2010: Krokodilshow
im Herrenklo und Brutgeräusche der Dinos
Wie angekündigt
reisten die beiden Lehrerinnen der Circusschule (www.schulefuercircuskinder-nrw.de)
Biggi und Fritzi im August an, um Bobo sein Abschlusszeugnis
persönlich zu überreichen. So gab es eine kleine Party, an der
auch, neben langjährigen Freunden, die Bereichslehrerin aus
Halle zu Gast war, weil sie vor Ort Bobo den letzten Schliff
verpasst hat. An diesem Tag war Bobo die Hauptperson und all die
anderen Lehrer und Mitschüler hatten Geschenke oder Wünsche
übermittelt. – Es wurden sogar kleine Reden gehalten, wo die
Lehrer auch klarlegten, welche Bereitschaft und Wille sowohl den
Schülern als aber auch den Eltern abverlangt wird. Es handelt
sich ja nicht nur um einen Beruf, den wir ausüben, sondern um
eine Lebensform. Wie ich schon erwähnte, reisten die Schüler
kilometerweit aus dem Norden und Osten mit der Bahn in
Düsseldorf an, um dort an drei, nicht aufeinander folgenden
Tagen ihre Prüfungen zu absolvieren. Wie die Schüler selbst
diese Tage erlebten ist in entzückenden Geschichten in der
Jahresausgabe der Schülerzeitung zu lesen. Wer nun als Leser
glaubt, da auf so schwer verständliches und fehlerhaftes
Schriftgut zu stoßen, der irrt. Es gab auch Auszeichnungen: 2009
machten Circusschüler beim Geschichtswettbewerb des
Bundespräsidenten mit und belegten den 2.Platz. – Was es nun
noch zu lernen gibt, wenn man 1x1 rechnen kann, das ist die
Gelassenheit, dass nicht alle Wünsche und Ziele so schnell
erreicht werden, wie man möchte und die Umwelt nicht immer so
flexibel ist, wie man selbst. Z.B.: Ich erfragte bei einer
Schwimmbeckenfirma den Preis für ein Wasserbecken und bekomme,
die Rückfrage, ob ich in dies Becken Wasser einfüllen will? Die
Firma nannte uns dann keinen Herstellungspreis, sondern die
Frage: Ob wir uns bewusst wäre, welche Wasserkosten bei der
Größe auf uns zukommen würden?
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Bobo feierte im
August seinen 16. Geburtstag und da er sich selbst den Wunsch zu
einem Führerschein erfüllen will, geht es nun doch wieder ans
Lernen. Die Bürokratie dabei zu bewältigen nimmt wieder die
ganze Zeit in Anspruch. Schließlich ist am 31. Oktober unser
Engagement beendet und die Zeit vergeht manchmal schneller als
es einem lieb ist. Immerhin ist es wichtig, den Anweisungen des
Fahrlehrers zu folgen und dazu muss man zumindest rechts und
links unterscheiden können. So mancher Besucher kann dies nicht,
denn ein Pfeil weist zur Krokodilshow nach links, die beiden
bogen aber rechts ab und standen vor zwei Türen. Die eine mit
der Aufschrift „Herren“, die andere mit „Damen“ gekennzeichnet.
Beide wunderten sich, warum die Eingänge zur Krokodilshow für
Männlein und Weiblein getrennt sind, aber sie trennten ihre Wege
und er öffnete zuerst die Tür und stellte dann fest, dass er in
der Herrentoilette gelandet war. Als „Eisverkäuferin“ habe ich
ja nun ausgiebig Zeit, so wie mich das Publikum beobachtet, auch
dieses zu beobachten. Die Frage nach Reduzierung von Müll
betrifft einen wohl nur, wenn man es selbst bezahlen muss. So
kauft man eine Flasche eines Getränke, nehme dazu noch einen
Becher, weil der ja nichts kostet, dazu noch einen Strohhalm und
weil man ja gut erzogen ist, noch eine Serviette, die beim
ersten Windstoß gleich in den nächsten Büschen landet. Den
ersten Schluck nimmt man gleich aus der Flasche, den zweiten
Schluck mit Strohhalm, der sich dann durch die Kohlensäure
verselbstständigt und auf den Boden fällt, wo man ihn dann
liegen lässt. Der Becher dient nur, um die Flasche gegen Wespen
zu schützen.
„Vorsicht
Elektrozaun“ ist so gemeint, wie es geschrieben ist. So setzten
sich drei Damen schön in Positur, um von ihren Begleitern
abgelichtet zu werden. Genau in diesem Moment wurde ihr
Hinterteil von einem kurzen, aber kräftigem Impuls durchzogen.
Schade, ich hätte dies Foto gerne gesehen. Wespen sind ja der
Schrecken der Menschheit. Dabei nennt man sie aber Bienen, auch
wenn es Wespen sind. Gestandene Mannsbilder führen ein Tänzchen
auf, als ob sie sich gegen Klitschko verteidigen müssten. Ich
bin gegen die Stiche allergisch und muss innerhalb von 15
Minuten ein Krankenhaus aufsuchen. Man lernt dann mit der
„Gefahr“ umzugehen und eben nicht hysterisch beim Anblick eines
solchen Tierchens zu reagieren. Den Tiger, der auch so wie eine
Wespe gestreift ist, den finden die Leute aber niedlich und
möchten ihn am liebsten streicheln. Mein Lieblingsplatz ist aber
das Dinogelände, wo, in meinen Augen, schreckliche Pappmaschee
Figuren die Kinder begeistern. Zum Ambiente trägt ein kleiner
Wasserfall bei, die Wasserpumpe sehnt aber auch das Saisonende
herbei und hat so manchmal ihre akustischen Macken. Wenn man dem
Besucher erklärt, wenn er ganz leise ist, dann kann er die
Brutgeräusche der Dinos hören, dann lauschen die Kinder und
Erwachsenen ganz andächtig und bestätigen es. Die Kinder wissen,
dass es sich z.B. um das Geräusch des Brachylophosaurus handelt.
Diese Tierarten können sie ohne Probleme aufzählen, aber bei
Nasenbären oder Stachelschweinen gibt es schon Probleme. – Man
beobachtet, dass auch manche Erwachsenen die Eismarken nicht
lesen können, sondern nur durch deuten auf das Foto bestellen.
Aus meiner normalen Verkaufsposition kann ich die Eiskarte nicht
sehen, aber ich kann aus der Stellung des Kunden erkennen auf
welches Eis er deutet und so mancher fragte mich, ob ich nicht
nur zaubern sondern auch Hellsehen kann. Ja irgendwie schon!
Während man bei
den Dinos ja nur die Brutgeräusche hört, kann man die
Riesenschildkröten auch bei Paarungsversuchen beobachten. Wer es
nicht wusste, die Schildkröten stöhnen dabei und es klingt recht
menschlich. Da werden die lieben Kleinen von den Eltern aber
gleich weggezogen. Vielleicht kämen die sonst auf die Idee, dass
Mama und Papa auch Schildkröten im Schlafzimmer haben. Manche
Menschen haben eine Pferde-Haarallergie, aber kein
Pferd-Haarallergie, also auf einzelne Pferde nicht allergisch
reagieren. Also Sachen gibt’s! Da wir nun wieder auch mal einen
freien Tag haben, wird Bobo sich ganz seinem Führerschein
widmen. Den Fahrlehrer hat er ja schon mit seinen Vorkenntnissen
überrascht, Reisen bildet eben! Somit bleibt unseren
Circus-Kindern erspart, nach einer Zukunftsperspektive oder
einem Ausbildungsplatz zu suchen. Sie haben weiterhin ihren Halt
in der Familie und ein Ziel, nämlich weiter Circus zu machen.
Die Ideen und Pläne der jeweils neuen Generation werden auch den
(Tier-)Circus weiterhin zeitgemäß über die Generationen bringen.
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Mi,
23.6.2010:
Abschlussprüfung, Dickhäuter-Geburtstag und keine schwebende
Jungfrau
Der Begriff „ein
Reisender“ zu sein hat mein Sohn völlig anders gesehen. Aber,
als es nun soweit war, dass ein Ende seiner sooooo geliebten
Schulzeit abzusehen war, gab es erst mal Abschlussprüfungen und
die sind ja nun nicht so, wie man es sich als Schüler wünscht.
Die sogenannten Toturenkinder, die eben nicht in NRW reisen,
mussten nun zu den drei Prüfungsterminen anreisen. Also so eine
Schulabschlussprüfung ist für Jeden schon eine aufregende Sache
und dann erst mal per Bahn über hunderte Kilometer anreisen und
das so ganz allein, eben noch eine zusätzliche Belastung. – Dank
dem Einsatz der Lehrern der Schule für Circuskinder, ihrer guten
Planung und Organisation und der Gastfreundschaft, der am Ort
anwesenden Circusfamilien, war das Ganze für die Kinder auch ein
freudiges Ereignis sich mal außerhalb vom Internet und Handy
wieder persönlich zu treffen. – Damit Dank an alle Beteiligten
und für die vielen Glückwünsche an Bobo für seinen gelungenen
Abschluss – eine Drei plus, Rest Zweier und Einser!! Schade,
auch hätten wir gerne Bobo ermöglicht an der Abschlussfeier und
der Zeugnisausgabe teilzunehmen, aber nach dem Motto the show
must go on muss man eben verzichten, dafür freuen wir uns
besonders auf eine persönliche Feier im August. Jeder hat sich
ja bestimmt schon so seine Gedanken gemacht und seine Meinung
dazu gebildet, aber das Thema Familie wird eben gerade in
unserer Situation ganz groß geschrieben. Ja, wie jedes Kind hat
sich auch Bobo vorgestellt, dass, wenn man nun nicht täglich an
Hausaufgaben und Lernen denken muss, das Paradies auf Erden
eintrifft. So ist es leider nicht. Das Leben und Lernen geht
weiter und man muss sich mit einem anderen Ernst des Lebens
auseinander setzen. Es ist als Mutter aber mit Erstaunen zu
beobachten, wie innerhalb von Stunden das Kind mehr zum
Erwachsenen reift und es ist schön Freunde zu haben, die diese
Freude mit einem teilen.
Bei unserem
jetzigen Engagement erleben wir ja viele Kindergruppen und wenn
ich mir erlauben darf, das Verhältnis Lehrer-Schüler zu
kommentieren, dann kann ich nur sagen, dass es ein Glück ist,
dass Bobo die Zeit an den normalen Schulen so gut überstanden
hat. Als Tierlehrer würde ich erhebliche Kritik hinnehmen
müssen, wenn mein Verhalten so wäre, wie es die
Menschenkinder-Lehrer so an den Tag legen. Klar, Ausnahmen gibt
es immer wieder, aber leider sehr wenige. Auch stellt man fest,
dass das Leben auf den Alltag bezogen bei den Kindern fast
völlig fehlt, diese Normalokinder (sorry) sind bis zu einem
gewissen Alter nicht fähig etwa das Rechnen auf den Alltag und
das Bezahlen umzusetzen.
Foto: ©
www.batama.de |
Unser Chef kann
aber Rechnen und seine Party hat schon stattgefunden, nämlich zu
seinem 50. Geburtstag im Mai. Auch seine zwei Elefanten, die
noch aus dem DDR-Staatscircus stammen, konnten sich über ein
50-jähriges Leben freuen und so gab es eine Dreier-Party. Am
Tage hatte sich die Presse und einige Stammbesucher extra
eingefunden und am Abend gab es dann für Familie und Belegschaft
eine Party. Wenn man dann die Zeit findet, die Besucher etwas zu
beobachten, dann kommt es zu lustigen Begebenheiten, wie z.B.:
Erst lesen sie auf einem Schild: Rentierbaby geboren am 13.Mai
2010. - "Mama schau mal die Elche und sie haben ein Baby!! " Wie
kommt eine Elchmutter zu einem Rentierbaby? – Und die
Weißbüschelaffen sind auch keine Baby-Panda-Bären,
Stachelschweine auch keine Stinktiere. – Aber was macht man,
wenn die Schwebe-Illusion klemmt und mein Mann nicht schweben
will oder kann. Also ein Tipp für Anfänger: Lächeln und so tun,
als ob es so sein soll. In meinem Innersten hat es aber auf
Hochtouren gearbeitet und unsere Hotelgäste, die die Show ja
mehrmals sehen, haben mir versichert, sie war anders, aber man
hat nicht bemerkt, dass es nicht so ein sollte. Eben, in dem
Sinn – the show must go on und natürlich mit den Tieren!
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Fr,
16.4.2010:
Neue Wege, zurück zu den Wurzeln
Wie schnell doch
die Zeit vergeht, es ist mir so, ob ich gestern erst schwanger
war und nun muss ich eingestehen, der Junior kann besser
Feuerschlucken als ich. Klar ich dachte, dass er dazu noch zu
jung ist, aber wenn er es heimlich macht, dann ist es noch
gefährlicher und so hatte er in Sonny Frankello auch einen sehr
guten Lehrmeister und jemand meines Vertrauens. Von Henry
Fröchte hat Bobo das Tellerdrehen erlernt und nun ist er in
dieser Saison mit diesen beiden Darbietungen unter anderem mit
Petra Fleischmann im Circusprogramm des Erlebnistierparks
Memleben zu sehen.
Viele Freunde
hatten schon öfters bedauert, dass mein Part der komischen Alten
gestorben ist, als mein Mann die Rola-Nummer eingestellt hat.
Nun bin ich alt, aber ob noch komisch? Na, so habe ich einen
Walking Act, in dem ich unter anderem dem Publikum Eis und
Popcorn verkaufe, ins Leben gerufen und der Umsatz von Eis ist
auch bei kühlen Temperaturen gestiegen (zur Freude der
Direktion). Dabei ist mir folgendes passiert: Ich habe auch
einen Staubwedel bei mir, wenn ich die Leute unterhalte. Diese
Staubwedel gibt es nun zu hunderten in Billigmärkten zu kaufen
und können nicht nur zum Putzen verwendet werden. Mein
Staubwedel ist etwa ein Zauberstab! Dieser Zauberstab, aber
nicht meiner, lag nun neulich in der Tigeranlage. Plötzlich
klopfte eine Familie mir ganz freudig auf die Schulter und
freute sich, mich so gesund und munter wiederzusehen. Ich war
sehr erstaunt über diese überschwängliche menschliche Zuwendung
und fragte nach einer Erklärung. Sie hatten den Staubwedel bei
den Tigern gesehen und damit bereits ein stilles Gebet für mich
gesprochen. Das erfreut einen dann doch, wenn man den Menschen
soviel Freude bereitet, dass sie sich um einen sorgen.
Eigentlich sollte
Klaus eine Zauberdarbietung im Circusprogramm machen und dafür
wurde noch eine schwebende Jungfrau gesucht. - Ich als
schwebende Jungfrau, wer glaubt denn sowas? - Also haben wir den
Spieß umgedreht. Ich zaubere und Klaus schwebt. - Wer's nicht
glaubt, muss es sich eben ansehen! Was aber nun nicht heißt,
dass ich den Reptilien untreu werde. "Frau Meyer" ist in der
Crocodile Dundee Show zu sehen, denn ich ohne Frau Meyer, das
geht ja auch gar nicht.
Foto: ©
www.batama.de |
Freunde aus Offenburg waren schon neugierig, was es bei uns
Neues zu sehen gibt und außerdem hatten sie nach drei Monaten
auch schon wieder Sehnsucht nach uns. So hatten wir schon lieben
Besuch aus Offenburg zu verzeichnen. Ich muss gestehen, das
bringt auch etwas Abwechslung in unser Leben, denn als
abwechslungsreich kann man Memleben nicht bezeichnen. Nun waren
wir ja schon mal vor vier Jahren hier und nette Leute (so wie
wir) finden überall Freunde. Eine Bekannte fragte, ob es hier
eine Bücherei gibt? Hier gibt es einen Briefkasten, aber dass
ist auch schon alles, was mit den Erfindungen nach dem Rad zu
tun hat.
Bobo hat vor
unserem Saisonstart etwas Energie getankt, denn die
Abschlussklasse der Circusschule war im Januar zu einem
Schulausflug in London. 14 ganz normale Jugendliche in
Begleitung von drei Lehrern haben sich fünf schöne Tage gemacht.
Das ist ja auch eigentlich nichts Besonders. Wenn man aber
bedenkt, dass die Eltern ihre Kinder aus allen Himmelsrichtungen
bis zu mehreren hundert Kilometern zum Flughafen bringen mussten
und auch wieder abholten, dann ist es schon besonders. Der
Stellenwert Kinder und ebenso Tiere ist am Circus sehr hoch,
auch wenn es unter der so manchen rauen Schale der
Verantwortlichen meist verkannt wird.
Viel ärmer sind
die Kinder aus Memleben dran, da endet die Welt meist am
Grenzstein. Internet, Circusschule und unser Beruf erzieht
unsere Kinder zu einer neuen weltoffenen Generation. Unsere
Circuskinder nutzen die Möglichkeiten in Kontakt zu treten und
zu bleiben. Natürlich haben auch wir Oldies nun die Möglichkeit
unsere Freunde usw. überall zu erreichen, egal wo sie sich
aufhalten. Ich frage mich manchmal, wie wir das Leben bisher
ohne diesen Fortschritt meistern konnten. Ja, das waren die
Zeiten, wo ich auch noch Bücher gelesen habe. - Heute lesen wir
keine Bücher, sondern haben eine Buchhaltung. Wir jonglieren
weniger mit Bällen als mit Zahlen. Wir möchten Künstler sein,
kennen aber die Gesetze meist besser als diejenigen, die sie
überprüfen sollen. Trotzdem, ich glaube wir bleiben was wir
sind, denn wir sind stark und wenn man (der Staat) das
Individualistentum auch mehr anerkennen würde, dann hätten wir
auch mehr Leute, die nicht als Hartz IV Empfänger enden, sondern
wieder mehr Mut zum Leben hätten und Energie entwickeln würden.
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Mo,
18.1.2010:
Das wahre Fest der Nächstenliebe...
...fand für mich am 5.1.2010 statt. Es ärgert mich immer, wie
"dankbar" die Menschen doch in Bezug auf Freikarten sind. Sie
besitzen sogar die Unverfrorenheit ihre Adresse zu hinterlassen,
damit sie im nächsten Jahr, weil sie umziehen, auch eine
Freikarte bekommen oder eine weitere wollen, weil sie jetzt
geheiratet haben, die Nachbarn auch welche haben oder sie äußern
Wünsche bezüglich des Datums. Lieber geht die Familie getrennt
in den Circus als eine Freikarte verfallen zu lassen. Um so
erstaunter war ich, als an diesem besagten 5.1. im Pulk der
vielen, die nun die letzte Möglichkeit die Freikarten
einzutauschen nutzten, eine Familie war, die mit vielen Kindern
beglückt war, aber leider nicht reserviert hatte und nun keine
Karten mehr in der gewünschten preiswerten Sitzkategorie
bekommen konnte. Ganz spontan reichte eine Besucherin aus der
Schlange der an der Kasse Wartenden ihre Freikarte nach vorne
und meinte: "Vielleicht ist Ihnen und ihrer Familie damit
geholfen." Die Familie war ganz sprachlos und die Umstehenden
klatschten spontan Beifall. Das war ein Augenblick, der alle
sehr berührt hat. Einige Kunden später war die Spenderin an der
Reihe und meinte: "Dann kann ich mir selbst auch eine Belohnung
gönnen und möchte gerne einen Logenplatz!" Ich glaube, dass ich
auch im Sinne der Direktion gehandelt habe, wenn ich der Dame
eine ermäßigte Karte gab, obwohl sie keinen Ermäßigungsanspruch
hatte. Die Frau war richtig sprachlos und überglücklich. Sie
reichte mir die Hand und sagte: "Dies ist ein schöner Tag!"
Wehmut kommt auf,
wenn einen Tag später die letzte Vorstellung des 14. OWC
stattfindet, Frau Oschkinat fand während des Finales wieder
dankende Worte für uns. Auch nach 12 Jahren ist neben einem Teil
Routine eben immer noch das ganze Herz mit diesem Circus
verbunden. So manches Finale beginnt mit den Worten: "Alles was
ein Anfang hat, muss auch ein Ende haben". Unser persönliches
Finale kam ein paar Tage später, als Frau Oschkinat es anders
ausdrückte. Sie bezeichnete es als Sendepause, denn ziemlich
abrupt und ohne jegliche Begründung kam die Kündigung. Spielen
die Kosten eine Rolle? Laut Aussage von Anja Oschkinat war in
diesem Jahr ein Besucher-Rückgang von 25 Prozent zu verzeichnen.
Nachdem es kein Liveorchester mehr gibt, ist nun auch der Posten
des Ansagers frei? "Wer Peanuts zahlt, bekommt Monkeys", so ein
Spruch von Anja. Wir hoffen und wünschen, dass sie
Ersatzpersonal bekommt, das dem Weihnachtscircus würdig ist,
verdient hat er es. Dieses den Lesern meines Tagebuches nur zur
Info, um Gerüchte und Spekulationen einzudämmen.
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Mo,
7.12.2009:
Ungewöhnlicher Tierdiebstahl und unseriöse Circusmanieren
Es gibt Leute, die logieren in einem Nobelhotel und haben aber
trotzdem Appetit auf Fischstäbchen, was so eine Sterneküche
nicht auf dem Speiseplan hat. So brachte Klaus als Überraschung
die Fischstäbchen an die Rezeption, wo man diese an einen
anderen Bediensteten weiter gab. Der Küchenchef wollte die
Tierchen auch gerne für den Stammgast zubereiten, aber in der
Küche kamen diese nicht an. Welche Schlagzeile: "Fisch(stäbchen)"
aus Luxusherberge entführt. Aber es war wohl nur ein
logistischer Fehler, denn nach ein paar Stunden waren sie doch
in der Pfanne.
Zum anderen liest
man ja, dass Circusunternehmen es teilweise lieben ihren Namen
zu ändern und damit für Verwirrung sorgen, was einige zu
Mutmaßungen von unseriösen Machenschaften kommen lässt. Nun war
ich in Berlin und wollte zum Hauptbahnhof. Der liegt ja nun im
Ostteil der Stadt, in der Nähe des Spreeparks, mir noch von
unserem dortigen Engagement bestens bekannt. Man ist ja froh,
wenn man sich in einer Stadt auskennt und man sich nicht durch
unverständliche Busfahrpläne lesen muss. Es machte mich auf der
Fahrt nur stutzig, warum ein Circus sein Gastspiel am
Hauptbahnhof ankündigte und in Klammern die Invalidenstraße
nannte. Sollte dieser Circus nicht ganz ortskundig sein und
somit wieder für Lacher für seine falschen Plakate sorgen? Nun
wurde ich unsicher und fragte doch mal nach und erfuhr, dass der
Hauptbahnhof nun der Ostbahnhof ist und der Bahnhof
Invalidenstraße (eine ehemalige S-Bahnstation) nun als
Hauptbahnhof ausgebaut wurde. Aha, also auch die Bundesbahn
neigt zu Umbenennungen und Verwirrungen. Aber ich war wohl schon
lange nicht mehr in mein Heimatstadt, um solches mitbekommen zu
können. Auch die Preispolitik scheint nicht überall identisch zu
sein, denn auf der Hinfahrt erklärte man mir, dass es keine
Schülerfahrkarten gibt. Auf der Rückfahrt bekam ich aber eine.
Und wer schon mal eine mehrstündige Nachtfahrt in einem Abteil
mit so genannten Ruhesessel verbracht hat (der Werbeslogan
lautet: Hier werden Träume wahr), der definiert das Wort Ruhe
danach völlig anders. Es ist erstaunlich wie viele
unterschiedliche Töne ein menschlicher Körper produzieren kann.
Wenn man das mit den ca. 30 Reisenden multipliziert ein
musikalischer Ohrenschmaus. Außerdem lernt man auch etwas über
Klimaerwärmung und Zerstörung der Ozonschicht, wenn man sich
über Stunden in einem ungelüfteten Raum aufhält. Die Stimmung
kann durch Verspätungen und Personal, was genauso ratlos ist wie
die Reisenden, nicht besser werden. Die Reise war also wirklich
ein Erlebnis und wir waren froh als wir endlich wieder ein
Chapiteau sahen und in unser Bett fallen konnten. Mein Sohn
meinte: "Zuhause ist es doch am schönsten!" Wie Recht er doch
hat. Aber er meinte damit nicht nur unsere 4-Wände, sondern eben
das Leben, wie wir es leben.
Foto: ©
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Ein Wassersack,
der sich gebildet hatte und es einen erstaunt, welche Last ein
Zelt aushält und wie man Material belasten kann, hatte Tage zu
vor seine ganze Aufmerksamkeit gefordert. Bei einem plötzlichen
Wolkenbruch, es schüttete wie aus Eimern, bildete sich in
Windeseile ein Wassersack. Nach erfolgreichen Bemühungen unseres
15-jährigen Filius, steht das Zelt wieder aufrecht und ist dem
nächsten Regenguss besser gewappnet.
Allen ein
frohes Weihnachtsfest und auf ein circensisches 2010 - BATAMA &
family
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Mo,
17.8.2009:
Oldtimer-Treffen
nicht alles was
einem durch den Kopf geht, kann man auch in Worte fassen und
einiges, was man so liest, macht einen sprachlos. Gott sei Dank
hat man gute, alte Freunde, denn ich glaube, heutzutage neue
wahre Freunde zu gewinnen, ist um einiges schwieriger. Mancher
nennt sich Freund, aber ich frage mich, ob er nicht eher mein
Feind ist? Wir haben circensische Sommerpause und auch in diesem
Jahr führte es uns nach Platschow auf den Elefantenhof. Zunächst
konnten wir das Oldtimer-Treffen miterleben. Wirklich rein
zufällig hatten wir an diesem Tag auch lieben Besuch von Ulla
Müller. Sozusagen kann man das auch als Oldtimer-Treffen
bezeichnen, denn Ulla Müller war Lehrerin bei Busch-Roland und
hat damals auch Lillian und Nadja Kröplin unterrichtet. (Lang
ist es her) Da die Verbindung zu den Circusleuten nie abgerissen
ist, besucht man sich hin und wieder. Und da Ulla eine gute
Freundin von Wolfgang Krenzola war, wurde sie sozusagen auch an
Krenzola Junior weitergegeben. Wenn man also mit diesen
befreundet ist, bleibt es nicht aus, dass man auch Ulla kennt,
die dann auch mal einen Abstecher zu Weihnachten nach Offenburg
macht. Jugendliche Frische, Aktivität und Elan hat also nichts
mit dem Alter zu tun, sondern ist auch eine Lebenseinstellung.
Foto: ©
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Spannend ist es jeden Tag auf dem Elefantenhof und als nächstes
haben wir uns dann in die Vorbereitungen für die Dschungelnacht
gestürzt. Im wahrsten Sinne des Worte für mich persönlich, denn
ich hatte einen kleinen Unfall und äußeres Erscheinungsbild war
gesichtsmäßig nicht ganz manegentauglich. Not macht erfinderisch
und mit Sonnenbrille war ich zwar nicht die Attraktion
des Abends, aber bestimmt sehr stilvoll. Bobo hatte am Abend
auch sein Debüt als Fakir auf dem Nagelbrett mit Frau Meyer. Und
natürlich genauso stolz wie die Familie Frank-Kröplin sind wir
als Eltern, wenn unsere Kinder das Bewusstsein für die Tiere
übernommen haben und mit voller Verantwortung für die Tiere
ihren Tag verbringen. Alle jammern und reden von Krise, aktiv
und kreativ muss man sein und nicht jammern, das hilft nicht.
Und ich glaube, dass die meisten Tierleute, weil wir ja schon
immer sozusagen mit Mist zu tun haben, auch eher mit dem Mist
des Lebens umgehen können, um auf anderen Wegen wieder auf den
richtigen Weg zu finden. Und wenn man sieht, wie vielen Menschen
man Freude bereitet und sie unsere Arbeit zu schätzen wissen,
dann macht einem unser Beruf mit den Tieren doppelt soviel Spaß.
Natürlich findet man auf dem Elefantenhof die Elefantenfreaks
und man mag es nicht glauben, dass besonders die Damen die
grauen Riesen als Tattoo mit sich herum tragen.
Es ist zwar ein
hartes Arbeitsleben, aber nicht so, dass man nicht weiß, auch
Feste feste zu feiern. Vielleicht sind wir da als Circus- und
Tierleute noch nicht so ganz dem Medium Fernsehen verfallen,
dass wir nicht auch nach einer besonders gelungenen Arbeit,
dieses zu würdigen wissen und das nicht allein vor der Glotze,
sondern in der Gemeinschaft. Wer mit den Hühnern aufsteht, geht
auch mit ihnen schlafen, aber wenn es einen Anlass gibt, dann
verbringt man ihn gemeinsam. So gibt es zwar genug Arbeit, aber
man darf daran nicht den Spaß vergessen. So ist es ja nicht so,
dass wir nur dem Publikum Freude bereiten, sondern die Besucher
teils auch uns, denn wer uns sieht, den sehen wir ja auch.
Manchmal fragt man sich, warum ein Besucher so animiert ist,
dass er nun gleich einen afrikanischen Tanz aufführen muss.
Nein, er hat nur eine Begegnung mit einer Wespe. Würde es
regnen, würde Jeder nur meckern. Aber ein Besucher erregte
unsere Aufmerksamkeit, weil er mit einem Taschenventilator sich
etwas Kühlung verschaffte. Weil er das Gerät so seltsam hielt,
dachten wir, dass er die Leute mit einem Mikrophon interviewen
würde, aber ihm war es nur zu warm.
Foto: ©
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Aber unsere Tiere
zu beobachten, macht uns mehr Spaß. Meine Henne Bertha, drängt
sich bei der Elefantenfütterung richtig aufdringlich dem
Publikum auf und hüpft an ihm hoch, um die Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken. Nur ihr wurde jetzt die Show von Toni gestohlen,
dem Pelikan von Hölschers, der sich sehr interessiert an der
Seelöwenshow von Erwin Frankello zeigte. Er fand sich zur
Vorstellungszeit dort immer ein und nahm zwischen den Besuchern
Platz und verfolgte die Show. Während der Mann meiner Henne
Bertha, der mir gar nicht gehört, sondern der aus Liebesgründen
zur Henne zu uns gezogen ist, nun mehr in sich selbst verliebt
ist, weil ich seit kurzem einen Spiegel in meinem Wohnwagen habe
und er sich selbst darin sehen kann und er nun den jede
Gelegenheit nutzt, sich dort selbst zu betrachten. - Wie sagt
man doch: Jedem Tierchen sein Pläsierchen!
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Mo,
30.3.2009: Freitag der Dreizehnte
Wir Circusleute sind
abergläubisch, dabei kommt es aber auch wohl darauf an, wo man
lebt. Also Frau Oschkinat erzählte mir, dass Ihr
Lieblingsitaliener ihr gesagt hat, dass in Italien die Dreizehn
eine Glückszahl sei. Ich bin ja auch am Freitag, den 13.2. zum
Tierlehrertreffen gefahren und trotz des Schnees nur etwas
später dort eingetroffen, aber ohne Pleiten, Pech und Pannen.
Dass auf der Heimfahrt die Handbremse vom Auto eingefroren war,
fand an einem fünfzehnten statt und lag auch nur an fraulicher
Dämlichkeit (sagt mein Mann!). Nun ist im März auch wieder ein
Freitag, der 13. und der machte sich gleich ab 0.00h bei uns
bemerkbar. Zwei Stunden hatte ich an einem unangenehmen Brief
herumgedoktert und musste ihn nur noch abdrucken. Man drückt auf
drucken und …………. nichts tut sich, man sieht nur eine Eieruhr.
Ein zaghaftes „Klaus“ kam über meine Lippen, der ahnte es aber
schon: Frauliche Dämlichkeit! Ich war noch die Ruhe selbst, lag
wohl daran, dass ich Halsschmerzen hatte, aber der ruhige,
besonnene Ansager geriet trotz der späten Stunde in Action. Der
Computer wurde immer heißer, der Bildschirm immer schwärzer und
mein Schreiben war auch nicht mehr auffindbar und der ganze
Computer sagte dann auch keinen Pieps mehr. Also was soll man
machen? Am besten ins Bett gehen, dieser Freitag der 13.
war erst zwei Stunden alt, vielleicht sieht bei Tageslicht aber
alles wieder freundlicher aus?
Das war aber nicht so, meine
Halsschmerzen zogen sich bis in die Zähne und zum Ohr hoch.
Dafür tropfte der Wasserzulauf an der Toilette, was meinen Mann
schon seit Monaten vor Rätsel stellt. Wenn man morgens sich
nicht wohl fühlt und dann mit nackten Füßen im Bad in kleine
Pfützen tritt, findet man das nicht lustig. Auch ein neuer
Morgen änderte nichts. Da wir eine externe Festplatte haben, war
der Schaden nicht so groß, aber mein wichtiges Schreiben war
trotzdem weg und unsere ganzen Mails, einschließlich aller
Telefon- und Mailnummern. Das fand nun wiederum unser Sohn ganz
okay, denn auch seine Online-Hausaufgaben waren somit
verschwunden und da es nicht regnete, wollte er lieber den
Auspuff am LKW wechseln. Das sollte man an einem Freitag den
13., besser nicht machen, es klappt nicht. – Während mein Mann
zum Computerdoktor unterwegs war, entfalteten sich meine
Schmerzen am Unterkiefer ins Unerträgliche. Ich konnte kaum noch
sprechen und dachte, dass ich bei jedem Schritt gleich umfalle.
So gab es dann auch erst später Mittagessen, was dann den ganzen
anderen Zeitablauf durcheinander brachte. Ein Computer ist
schneller repariert als ein Zahn, aber bis dann alles wieder auf
dem Computer so ist, wie es sein soll, das dauert. Schwieriger
ist es, einen Zahnarzt zu finden. Ich weiß nicht, wenn ich
samstags den Notdienst anrufe, tue ich das bestimmt nicht, weil
mir langweilig ist. Und Notdienst ist ja auch übertrieben, wenn
dieser nur zwei Stunden zur Verfügung steht. Helfen tut der
Notdienst nicht wirklich, aber immerhin hat man nun eine
Bestätigung, dass man wirklich Schmerzen hat.
Neue Stadt – neues Glück!
Also Anruf beim Zahnarzt: Ich habe Zahnschmerzen! Man bekommt
immerhin eine Antwort des Bedauerns, aber Termine gibt es erst
wieder in zwei Monaten. Da die Hoffnung bekanntlich zu letzt
stirbt und man nicht aufgibt, hat sich dann doch ein Arzt meiner
erbarmt. Bzw. man muss ja erst mal die Hürde der
Sprechstundenhilfe überwinden (Danke Dr. Schulz & Team in
Rheinbach, rundum alles sehr patientenfreundlich, da könnte man
direkt auf den Geschmack kommen, öfter Zahnschmerzen zu haben).
Somit etwas lebensfroher kehrte ich am Dienstag vom Arzt nach
Hause zurück und an einem Reisetag sollte man sich auch mal was
gönnen, nämlich einfach nur mal ein halbes Stündchen sich aufs
Sofa legen. Nee, denn anscheinend war auch am Dienstag immer
noch der 13., denn kaum hatte ich Sofakontakt kam mein Sohn und
deutete mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen Zeh. Der
Zehnagel war dunkelblau und zwischen Nagel und –bett lief das
Blut, also ab mit Papa ins Krankenhaus. Gut das die Situation
nicht lebensbedrohend war, denn dieses Krankenhaus brauchte zwei
Tage mit Röntgen, CT etc. um festzustellen, ob was gebrochen
war, solange erst mal Gips. Gott sei Dank, es ist eben nur der
Zehnagel, der sich bald verabschieden wird und eben sehr weh
tut, aber es gibt Schlimmeres.
Foto: © www.batama.de |
Und wie man
sieht, wenn es darum geht mal mit dem Radlader in
luftige Höhen gehoben zu werden (um einen
Wasserschlauch über die Straße zu ziehen), dann ist
auch der Restschmerz vergessen. Die Toilette ist
auch repariert und da der Junior auch wieder fit ist
und die Sonne scheint, kann man nun zu zweit dem
LKW-Auspuff zu Leibe rücken. – Ich werde Schuhe
putzen, denn bei dem Regen und dem Matsch ist es
nicht so leicht, so sauberen Schuhwerkes in die
Manege zu kommen, wie es sich gehört. Man liest da
ja so einige Kritik, die nicht unberechtigt ist,
aber wer Tiere hat, kann sich seine Wege, um
sauberen Schuhwerkes in Manege zu kommen, nicht
immer so aussuchen. Ich persönlich finde es
schrecklich, wenn man unsaubere Schuhe hat. Ich habe
vor Jahren Shirley Dean bei Barum gesehen und war
fasziniert, allerdings habe ich mich kaum an ihre
Darbietung erinnert, mir fiel auf, dass sie super
saubere Schuhe hatte. In Offenburg beim OWC habe ich
letzten Winter Shirley persönlich kennen gelernt und
sie darauf angesprochen, wir haben viel darüber
gelacht. Natürlich nimmt man sich solche Kritik zu
Herzen, aber wenn man es ändern könnte, würde man es
tun. Aber auch dieses macht den Circusbesuch zu
einem Live-Erlebnis. |
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Manchmal sind es ja die
„Kleinigkeiten“, die einen beschäftigen und die wichtigen Dinge
geraten zu schnell in Vergessenheit. Es gibt Dinge, die sind für
uns Circusleute immer präsent, auch wenn sie nicht gerade in den
Medien für Schlagzeilen sorgen. Ich habe in den letzten Wochen
vieles gelesen, was die Gemüter zum Kochen brachte, aber jetzt
hat sich wieder Frühlingsstimmung breit gemacht und beim
nächsten „Unwetter“ erinnert man sich wieder, dass es auch
andere Zeiten gibt. Es hat aber nichts mit der jeweiligen
Stimmung zu tun, sondern jeder, der Tiere hat und auch seinen
Beruf damit verbindet, weiß, dass es nicht nach Lust und Laune
geht, sondern mit Liebe, ständigem Einsatz und der täglichen
Wahrnehmung der aktuellen Situation.
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Fr,
23.1.2009: Schade! Kein (Weihnachts-) Circus mehr!
Ich hoffe, dass jeder normale
Besucher eines Weihnachtscircus eine Circus-Veranstaltung
besucht hat, die ihn auch zufrieden gestellt hat. Bei den
Circusfreunden muss ich jedoch davon ausgehen, dass sie noch
weiter wetteifern, wer nun den besseren gesehen hat und welcher
Circus wie viele Besucher hatte usw., usw., usw. – Das war ja
richtig Stress, was sich zur besinnlichen Weihnachtszeit so
mancher Circusfreund angetan hat. Reisen von Circus A nach
Circus B, um bei Circus C darüber nachzudenken, ob A oder B
besser waren.
So wünsche
ich für 2009 ein zufriedenes Circuserlebnis und …
Wenn es um das Wetteifern bei
Besucherzahlen geht, ist es nicht mein Ding, da mitzubieten. Ich
hätte aber etwas anzubieten, was bei den meisten Circusfreunden
nicht zu den circensischen Highlights zählt, aber bei den
Offenburger Bürgern, der Gottesdienst! – Da gibt es
Besucherrekorde! Und der Kritiker, der dem Circus zu neuen Wegen
rät, hätte da einen Eindruck, wie vielseitig Circusleute sind.
Außerdem hat es noch Niemandem geschadet, an etwas zu glauben
und wir Circusleute sind gläubig. Dass die ortsansässigen
Kirchen neidisch auf unsere circensisch-kirchlichen
Besucherzahlen blicken, lässt doch Rückschlüsse zu. Wir haben
schon mit Großbildleinwand den Gottesdienst ins Foyer
übertragen, da nicht mal mehr eine Maus im Hauptzelt ein
Plätzchen gefunden hätte. Selbst an anderen Sonn- und Feiertagen
schauen ca. immer 100 Leute vorbei, in der Hoffnung, dass es
vielleicht einen Zusatzgottesdienst gibt. Die ZDF-Übertragung
des Gottesdienstes 2002 hatte Höchsteinschaltquoten und wir
selbst hatten Resonanz von uralten Freunden, wo der Kontakt
abgebrochen war. Aber wir Circusleute werden selbst von der
Kirche vernachlässigt. Es spielt bei uns keine so erstrangige
Rolle welche Konfession, wir sind multi-kulti, aber wir möchten
auch eine Person für uns und nicht Mister No Name. – Namen wie
Pangritz, Leuschner oder Schönig, das waren nicht nur Namen,
sondern Persönlichkeiten des Vertrauens, die in Circus- und
Schaustellerkreisen bundesweit bekannt waren. Sorry, aber als
Evangelist muss ich jetzt meine Sorgen einem Vertreter in der
zuständigen Region anvertrauen, den muss ich erst mal ausfindig
machen, obwohl er für uns Circusleute zuständig ist. Früher, ja
früher, da war das alles anders. Und wir hatten nicht nur
unseren Zuhörer für unsere Sorgen, sondern jemand, der an
unserem Leben teilgenommen hat und das konnte gerne auch mal
eine zünftige Party sein. Mann, ich erinnere mich an Zeiten, wo
noch „M-T-S“ in der Deutschlandhalle stattfand, da gab es auch
einen Gottesdienst und anschließend nicht nur ein „Abendmahl“.
Foto: ©
www.batama.de |
Nach 5 Jahren bekomme nun
auch ich mit, dass es einen neuen Mann bei den Katholiken gibt.
Nun, man hält ihn optisch eher für eine Auferstehung von
Sherlock Holmes. Lustig wie im Krimi beim diesjährigen
Gottesdienst, da hätte man doch fast den Gottesdienst ohne ihn
angefangen, weil er wohl bei dem köstlichen Hotel-Frühstück die
Zeit vergessen hat oder woran lag’s? Aber mein Mann ist ja schon
ein erprobter „Prediger“, seine diesjährige Test-Einlage wurde
sogar von den Gottesdienstbesuchern in schriftlicher Form als
Andenken angefordert. Im Stillen hätte ich vielleicht eine
Fürbitte für den echten CIRCUS erwartet. Und ich muss nicht
erklären, was ich darunter verstehe. Ich selbst würde mir
wünschen, dass auch unsere Kinder mit dem gleichen Stolz und
Verantwortungsbewusstsein die Tradition weiter fortsetzen können
und darin von all den Freunden des Circus und der Tiere
unterstützt werden.
... gerade deshalb, allen ein besonders animalisches
Circuserlebnis 2009!
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Do,
6.11.2008: Ach was, das ist doch interessant!
Eigentlich war mein
Tagebuchartikel schon längst fertig. Darin hatte ich mir so
meine Gedanken über gewisses Verhalten gemacht, aber kein
passendes Foto zum Text gefunden. Aber die Zeit rennt und ist
schnelllebig, heute gelesen oder gehört und morgen schon nicht
mehr aktuell, es gibt andere „Sensationen“ und Spekulationen.
Aber über etwas sehr weltbewegendes konnte ich kürzlich in einer
ordentlichen Tageszeitung lesen. Halbseitig und in Farbe
bebildert, las ich da über eine Zoo-WG zwischen Elefanten und
Hühnern. Über dies wohl so einmalige Ereignis wurde selbst ein
Artenschutzexperte zu Wort gebeten. Ich suchte nun selbst in
unserem Fotoarchiv, fand aber kein einziges Foto meiner Hühner
in einer dieser WG-Szenen. Wahrscheinlich würdigen wir dies als
Circusleute nicht mit dem nötigen Ernst der Wissenschaft. Meine
Hühner sahen mit ihrer Anwesenheit um Sonny Frankellos Elefanten
auch keinen Unterhaltungsaspekt für die grauen Riesen oder
umgekehrt. Aber Elefanten krümeln beim Fressen und auch was
hinten heraus fällt, hat auch noch genug unverdaute Leckerbissen
in sich. Die Gefahr für’s Huhn lag in meinen Augen darin, dass
das Huhn bei der „Futterausgabe back stage“ von oben den Blick
auf dem Boden hat und durch den Nachschub erschlagen wird. Ein
Mäuschen hat so leider einmal sein Leben lassen müssen.
Ich frag mich nur, warum
kümmert sich die Wissenschaft nicht um die Tiere, die die
Zeitumstellung verarbeiten müssen? Meine Hühner sind Freigänger,
sie richten sich nach der Sonne und kommen nach Hause, wenn die
Dämmerung einsetzt. Die ersten zwei Tage nach der Umstellung
bemerkt man trotzdem bei ihnen eine Verwirrung, das es nicht
zusammen passt, dass die Vorstellung noch läuft und es trotzdem
dunkel ist. Unser „Couch potato“ (Hund) hat da kein Verhältnis
zur Sonne, seine innere Uhr will um 18 Uhr Sommerzeit sein
Fressen und einen richtigen Spaziergang machen. Die Winterzeit
ist ihm im wahrsten Sinne Sch… egal!
Die Reisesaison neigt sich
nun für uns langsam dem Ende zu, bevor es wieder nach Offenburg
zum Weihnachtscircus geht. Es war eine sehr schöne Saison, auch
wenn sie ganz anders verlief als man im März noch erahnen
konnte. Natürlich auf meiner letzten Fahrt in der Saison musste
ich mich noch verfahren. Allerdings eigentlich hat sich mein
Mann verfahren, der ist dem Navi gefolgt und ich nur den
Hinweisschildern und schon waren wir getrennt. Aber dann in der
Gastspielstadt ist die Frage: Wo muss ich hin? Früher gab es ja
auch keinen Navi und wir haben immer die Plätze gefunden.
Komisch nur, wenn man nach dem Weg fragt, trifft man nur auf
Touristen und mit einem Sattelauflieger wird man als Suchender
auch eher zu einem Verkehrshindernis. Ein älterer Herr per
Drahtesel war dann so nett und wollte unbedingt mir
vorausfahren. Ich sagte noch so aus Spaß: „Aber nehmen sie bitte
nicht den Fahrradweg!“ Und genau das passierte, er bog in einen
Waldweg ab. Nun Circusplätze haben ja manchmal die unmöglichsten
Zufahrten, also folgen oder nicht? Ich entschied mich dann doch
eher dagegen und als ich dann auch ohne seine Hilfe am
Circusplatz angekommen war, kam auch mein Opa angeradelt und war
ganz erbost, dass ich ihm nicht über die Abkürzung gefolgt bin.
Wer weiß, vielleicht wäre es gut gegangen. Aber in Mainz habe
ich auch einem Fußgänger Glauben geschenkt und stand dann vor
einer Brücke mit 3,80m und musste rückwärts bergab wieder den
Rückweg antreten. Daran zu denken verursacht bei mir immer noch
Gänsehaut.
Es ist auch seltsam, dass die
Circusplätze im Sommer Asphaltplätze sind und am Hallenbad
gelegen und jetzt im Herbst stehen wir auf herrlichen Wiesen an
Seen oder Freibädern Das erste herbstliche Windchen erlebten wir
auch genau beim Herausziehen des Zeltes. Die Arbeiter schwebten
plötzlich und unerwartet wie die Engelchen durch die Lüfte. In
einem solchen Moment zum Fotoapparat zu greifen, hätte das Foto
des Jahres ergeben, aber daran denkt man dann weniger, man
hilft, wo man kann.
Foto: ©
www.batama.de |
So und nun ergibt sich immer
noch die Frage, welches Foto ich dem Text beiordne? Ich muss ja
immer schmunzeln, wenn Gestalten um den Circus schleichen und
fotografieren und wenn sie sich beobachtet fühlen, dann schnell
den Apparat verstecken. Außerdem ihre Beobachtungen gehen immer
höchstens nur bis zum herunterlassen der Masten, dass die
Kleinarbeit, wie z.B. Anker ziehen auch dazu gehört, das wird
dann nicht so beachtet und dauert ja auch zu lange und bringt
keine tollen Fotos. Leid tat mir nur ein kleines Mädchen, was
sich bei strömendem Regen am Vormittag die restlichen
Abbauarbeiten ansah und ein weiteres Augenmerk dabei auch auf
unseren Sohn geworfen hatte. Nur leider als sie dann ein Foto
hätte machen können, da versagten die Batterien. Aber das sind
die wirklichen Fans, die das Angebotene ohne Wenn und Aber so in
sich aufnehmen und nicht die Dinge mit mehr Kritik als
Anerkennung nur hinterfragen müssen. So nur ein Foto aus unserem
Archiv, was keine neue Science-Fiction Produktion darstellt,
sondern einen plötzlichen Wassereinfall in die Manege zwischen
den Vorstellungen, der mit zusätzlichem Feuerwehreinsatz
schnellst möglichst behoben werden musste.
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Sa,
30.8.2008: Freunde, Geburtstage und Elefanten
Vor 30 Jahren saßen wir mit
Sonny Frankello und seinen Eltern im Camping im Temprodrom in
Berlin und einige Zeit danach trat mein Mann mit Lilian und
Nadja Kröplin im TV bei „Einer wird gewinnen“ auf. Wer hätte
damals gedacht, dass wir 2008 unsere Sommerpause auf dem
Elefantenhof von Lilian und Sonny in Platschow verbringen
werden. Im Laufe der Jahre ist man sich natürlich auch des
Öfteren begegnet etwa beim Berufsverband der Tierlehrer oder
beim Weihnachtscircus in Offenburg. 2005 war ich mit Krenzola
jr. zum Kürbisfest auf dem Elefantenhof und schon damals total
davon begeistert. Ein Zelt, total auf afrikanisch gestylt, zog
mich schon seiner Zeit in den Bann. Die Familie hat nicht nur
circensisches Können sondern ist auch handwerklich sehr
geschickt, so dass die Deko teils in eigener Handarbeit
gefertigt wurde.
Foto: ©
www.batama.de |
Dieses Ambiente nutzen wir nun
auch für eine Party, denn mein Mann feierte einen runden
Geburtstag und saß zum ersten Mal in seinem Leben auf einem
Elefanten. Ich glaube in Zukunft wird er den
Elefantenreiterinnen mehr Respekt zollen. Ich saß schon bei
Busch-Roland auf Jeany Büglers Rüsseltieren, es sieht eben
manches einfacher aus als es ist. Auch Bobo, unser Sohn, hatte
Geburtstag und als Überraschungsgäste kam sein Freund Patrick
Malmström mit Bruder Marko und Familie, denn die Beiden gingen
in Offenburg schon zusammen in den Kindergarten und obwohl man
sich höchstens einmal pro Jahr treffen kann, ist diese
Freundschaft unzertrennlich.
Auf dem Elefantenhof gibt es ja
nicht nur Elefanten, sondern auch anderes Getier und eben viele
Besucher und somit viel Arbeit. Wie man Pommes macht, habe ich
bei Herrn Fleischmann in seinem Erlebnispark in Memleben 2005
erlernen dürfen, diese Fertigkeit kann ich nun auch hier in den
Dienst stellen. Circusleute sind eben vielseitig. Und vielseitig
ist auch das Angebot im Elefantendorf. Da gab es schon die
Dschungelnacht. Sonny als Häuptling Bambulini und Nadja als
Gazelli man kann es nicht beschreiben, man muss es erleben, wie
einige Circusfreunde aus dem Norddeutschen Raum. Halbschwester
Mona als Medizinfrau war so echt, dass einigen Besuchern, erst
mal der Atem stockte. Am 31.8. ist das Kindercircusfestival,
wofür auch Sohn Marlon und Bobo sich eine eigene Nummer haben
einfallen lassen. Wenn der Park um 18 Uhr seine Tore schließt,
geht es weiter hoch her, wenn die Kids probieren, ist die ganze
Familie mit Eifer dabei. Jeder, ob es die Geschwister Erwin
oder Jennifer oder Oma Marion ist, jeder gibt seinen „Senf“ dazu
und es ist immer trotz eines anstrengendes Arbeitstages ein
spaßiger Abend. Aber man macht sich auch seine Gedanken, was man
am Kürbisfest am 14.9. präsentiert – für jedes Fest wird
umdekoriert und ein verändertes Programm gezeigt.
Und dann gibt es die Chaostage:
Sonny musste mit dem LKW weg, den aber jemand nicht ausgeladen
hat. Der Arbeiter, der schnell beim Entladen helfen soll, hat
aber erst mal Mittagspause. Erwin hat vergessen seinen Fisch für
die Seelöwen aufzutauen und gleich ist Show. Ein aufziehendes
Gewitter bringt etwas Unruhe in die Tiere und mitten in den
Proben für den Kinderzirkus verletzt sich Bobo an der Hand.
Klaus musste dann mit ihm ins Krankenhaus, wo der lädierte
Finger genäht werden musste. Da ist man dann mit seinen
Gedanken ganz woanders, aber davon darf das Publikum nie was
bemerken. Umso erstaunter war Lilly, als Sonny mittendrin ihr in
aller Öffentlichkeit einen Kuss gab. Ja, auch das muss mal sein.
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So,
6.7.2008: Fußball und "Musik hängt in der Luft"
Es gibt ja
nichts peinlicheres als, wenn bei einer Vorstellung der Strom
ausfällt und davon die Licht- oder Tonanlage betroffen ist. Ich
möchte gar nicht von der Gefahr sprechen, die bei einem
Stromausfall eventuell für eine Nummer in Betracht kommt. Aber
hinter den Kulissen bricht bei den Verantwortlichen dann der
Schweiß aus, um den Fehler schnellsten zu beheben. Wenn man
aber bei der EM entspannt vor dem Fernseher sitzt und man dann
mit einem Ton- und Bildausfall konfrontiert wird und man kein so
100%tiger Fußballfan ist, dann kommt dabei eine gewisse
Schadenfreude auf. Ich möchte nicht wissen mit welcher Hektik
dort nach dem Fehler gesucht wurde. Bei uns fiel meist der
Fernsehempfang aus, weil die Satellitenanlage auf Regen
reagiert, wenn sie nicht perfekt eingestellt ist. Und es regnet
immer, wenn im Fernsehen mal etwas Spannendes zu sehen ist.
Foto: ©
www.batama.de |
Bewundernswert wie friedlich und als Party diese internationalen
Spiele ablaufen können. Als wir in Bochum gastierten und das
Stadion dort in einigen Metern Entfernung vom Platz liegt, ist
es schon beängstigend, wenn Hundertschaften von Polizisten die
Fans vom Bahnhof zum Stadion begleiten müssen. Dank der guten
Zusammenarbeit mit der Polizei war unser Circus aber gut
geschützt und dass mein Mann von den bekannten TV-Polizisten
Toto und Harry
„verhaftet“ wurde, war nur ein Gag. Inszeniert hatten unsere
Kids die Sache, denn auch Circuskinder haben Kinderwünsche, die
die Polizei spontan erfüllte – vielen Dank. Aber wir haben auch
schon andere Erfahrungen gemacht, wo die Polizei überfordert war
und nur empfahl Frauen und Kinder lieber zu evakuieren. Bzw.
wenn man sie braucht, sind sie nicht wirklich zuständig oder man
ist nicht Opfer, sondern letztendlich Täter. Als wir und
Passanten zwar nur von einem Einzelnen belästigt und sogar
verletzt wurden, war die Empfehlung, den armen Mann nicht
anzuschauen oder anzusprechen, er mag das nicht. Und selbst wenn
nachts die Circuswagen als Schießscheibe für einen Waffennarr
herhalten müssen, muss man als Gegenmaßnahme eben sich selbst
schützen. Hinterhältig finde ich aber, dass die Polizei so
Kästchen aufhängt und einem dann Fotos mit schlechter Qualität
zusendet, die man auch noch bezahlen muss.
Kaum im
Sommerquartier angekommen, hatten wir den Verlust eines Huhnes
zu melden. Leider war dafür keine Polizei zuständig, denn der
Dieb war ein Fuchs. Sonst ist hier auch nichts los. Wenn man den
Mais wachsen hören möchte, dann ist man hier richtig
untergebracht. Natürlich gibt es im Circus immer was zu tun und
da mit Musik alles besser geht, so auch bei den Mitarbeitern.
Sie besitzen eine CD, die man seit Saisonbeginn nun bei jeder
Gelegenheit abspielt. Man versteht zwar nicht, was da gesungen
wird, aber in einem Lied heißt es: Hopa hopa hopa! Dies passt
hervorragend, wenn man mit dem Auto über die Kopfsteinstraßen
fährt. Umso erstaunter war man, als neulich uns doch mehr
bekanntere Musikstücke entgegen schallten. Woher kam plötzlich
diese Vielfalt musikalischer Genüsse? Der nächste Laden, wo man
evtl. solche Dinge erwerben kann, liegt mindestens 15 km weg von
uns. Die Verständigung ist zwar nicht so einfach, aber soviel
haben wir doch kapiert, dass die CDs im Wald an den Bäumen
„wachsen“, da sollen sie allerdings den Autofahrer gegen das
Wild schützen. Wer käme auf die Idee, dass diese CD’s auch
bespielt sind? Nun wissen wir es ja, aber bitte: Liebe Kinder -
nicht nachmachen!
Diesmal
möchte ich auch Grüße senden: Nach Berlin an Gerd und Familie
und meine Schwägerin, der wir auf diesem Wege weiterhin alles
Gute wünschen.
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So,
11.5.2008: Was ist gefährlicher Tiger oder Insekt? – Und andere
lustige Unfälle
Während mein Mann durch den
Tigerbiss etwas eingeschränkt über den Platz lief, passierte
folgendes: Er musste zur täglich Versorgung der Wunde ins
Krankenhaus und nahm gleich unseren Zeltmeister mit, weil dieser
seit Tagen mit schiefem Kopf herum lief. Man macht so seine
Witze, von wegen ‚raus aus
dem warmen Bett und dann nach Hause’, aber der Mann
beschwört, dass seine Schmerzen von einem Insektenstich kommen.
So kamen beide im Krankenhaus an und mein Mann wurde gleich
behandelt, denn Tigerbiss, dies klingt ja gefährlich. Dann kam
der Insektenstich an die Reihe und wurde gleich zur Not-OP dort
behalten: Drei Tage Krankenhausaufenthalt! Man sollte eben
keine voreiligen Schlüsse ziehen. Mein Opa war Imker und mich
haben als Kind bestimmt Bienen in Massen gestochen. Während
meiner, inzwischen auf Eis gelegten, Rolle als „Assistentin aus
dem Publikum“ saß ich wartend im Publikum und trotz nicht so
warmen Wetters wurde mir immer wärmer, fast heiß und mein ganzer
Körper juckte. Ich entschuldige mich für meine damaligen
Gedanken, weil ich dachte, dass ich mir durch die neben mir
sitzenden Personen im Publikum Flöhe oder andere Ungeziefer
„angelacht“ habe. Ich fand das gar nicht lustig, nur mein Mann
fing an zu lachen und ich merkte auch, dass ich mich veränderte.
Ich fühlte mich so, als ob ich immer dicker wurde. Was mein Mann
im Nachhinein bestätigte und ich dabei auch rot wie ein
gekochter Krebs war. Man konnte nach Beendigung unserer Rola-Nummer nur noch den Notarzt rufen, da ich wie ein
Michelin-Männchen aufgeblasen war. Was sich dann als
Insektenstich-Allergie herausstellte, weil mich eine Wespe/Biene
gestochen hatte.
Wenn man dies weiß, bleibt
sie Sache trotzdem gefährlich, aber hat auch lustige Seiten.
Denn als es ein weiteres Mal passierte, hatte ich meine
Netzstrumpfhose an, dadurch war die Schwellung am Bein, wie das
Muster der Strumpfhose. Solche wabenartige Schwellung war dem
Arzt zunächst sehr fremd und mit dem Begriff
Netzstrumpfhose kann
so ein Mediziner nichts anfangen. Bei meinem „Glück“ erwischen
mich diese Tiere immer im Kostüm und so holte mich auch der
Notarzt ab. Nach einer Spritze kann man dann eigentlich auch
wieder das Krankenhaus verlassen. Ins Krankenhaus kommt man mit
dem Notarztwagen, den Rückweg muss man selbst organisieren.
Notfalls muss man laufen, wenn der Weg nicht so weit ist. Aber
geschminkt, im Manegen-Bikini und nur Bademantel zu Fuß durch
die Stadt, das ist dann doch peinlich. Beim nächsten Mal war
ich klüger, ich nahm meinen Mann als Chauffeur. Eine Frau Doktor
war für mich zuständig und ich sollte mich ausziehen. Damals war
meine Frau Meyer (mein Alligator) noch sehr klein und ihr
liebstes Hobby, mir auf den Schoß zu krabbeln oder mit dem
Schwanz zu schlagen. Also waren meine Oberschenkel (von den
Krallen) und mein Rücken (von dem Schwanz) mit blauen Striemen übersäht. Diese blauen Striemen veranlassten Frau Doktor erst
mal dazu, meinen Mann des Raumes zu verweisen. Als ich auf ihre
Fragen was von Circus und Krokodilen erzählte, meinte sie, dass
sie schon andere und bessere Ausreden gehört hätte. Dass dies
wirklich der Wahrheit entsprach und meine Striemen wirklich nur
von den Tieren sind, hat sie nicht wirklich geglaubt.
Foto: ©
www.batama.de |
Damals in Belgien hat sich
mein Mann den Fuß gebrochen und weil er in Gips war, musste ich
unsere Rola-Nummer alleine bestreiten. Etwas später benötigten
wir einen Tierarzt und hatten den Sohn von den Babusio-Clowns
gerufen, weil er Tierarzt ist. Er kam wegen der Schlange, aber
in der Vorstellung war ich umgeknickt und so konnte der Tierarzt
mich auch gleich mitbehandeln und er stellte fest, dass ich mir
den Fuß gebrochen hatte. Wie lustig - Familie Kaulis in Gips,
der eine rechts am Fuß, der andere links – so konnten wir uns
ein Paar Socken für die gesunden Füße teilen – ist doch
praktisch! Und wenn wir heute das alte Foto aus dem Jahre 1982
vom Wiener Circus betrachten: oh jeh, wie die Zeit vergeht!
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Sa,
15.3.2008: Löwenfraß und Tigerbiss
Nach 14 turbulenten Tagen
haben wir es uns verdient auch mal abends Essen zu gehen und in
Celle haben wir schon oft Löwenfraß (rohe Rinderroulade) und
viele Ratzeputz in geselliger Runde bis spät in die Nacht
verköstigt. Und jetzt! Ab 21.30h bleibt die Küche kalt und in
anderen Wirtschaften sah es nicht anders aus. Nur ein
fremdländischer Familienbetrieb hatte noch ein Herz für ein paar
hungrige Circusleute. Aber nach
Emma und
Kerstin, was kann
einen da noch schocken? Für unsere Fahrt von OG nach Brandenburg
hatten wir einen Fahrer engagiert, der auch kam, aber angesichts
der Nachrichten über Emma
und der bevorstehenden 700KM Fahrt zog er wohl doch sein Hartz
IV-Dasein vor. So fuhr ich unserem Camping nach Brandenburg, so
war mein Plan, aber wegen des Sturmes und der Warnstufe für
Brandenburg unterbrach ich des Nachts meine Fahrt und suchte
Asyl beim Circus Voyage. Gerade noch rechtzeitig, denn bei dem
Wetter ist man nicht gerne auf der Autobahn. So war es ganz nett
mit ein paar Freunden dann den Tag zu verbringen, aber es muss
ja auch weitergehen. So habe ich mich entschlossen den Camping
dort stehen zu lassen und mit der Bahn erst mal wieder nach OG
zurückzufahren. Mit zwei Tagen Verspätung waren wir dann in
Brandenburg, unserer Premierenstadt angekommen. Und auch ohne
Sturmwarnung windete es noch sehr heftig. Zwei Tage Verspätung
sind eben zwei Tage und ich durfte ja nebenbei nicht vergessen
meine restlichen Küchentüren abzuholen, die man nicht mehr nach
OG liefern konnte. Man glaubt es ja nicht, aber wenn dann zur
Premiere pünktlich die Musik erklingt, dann wurden doch Wunder
wieder war.
Aber solche Glücksmomente
sind nicht von langer Dauer, denn kaum hatte mein Mann die erste
Darbietung, die Löwen von Heiko Olf und seinem Neuzugang, dem
Tiger, angekündigt, war es auch vorbei damit. Mein Mann wurde
von dem Tiger, der sich mit dem Netztunnel zwei bis drei Meter
bewegen konnte, „angegriffen“ und dabei am Unterschenkel
erwischt. Als erfahrener Routinier hat er die Ansage fortgesetzt
bis der Rettungsdienst eintraf. Deshalb an Alle unseren Dank,
die sich nach dem Befinden meines Mannes erkundigt haben und
sich nicht von dem Gerede haben beeindrucken lassen. Damit der
Programmablauf reibungslos weiter gewährleistet wurde, habe ich
dann die Ansage übernommen, wobei meine eigene Darbietung aber
ausfallen musste. Aber nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus
nach nur wenigen Stunden war mein Mann wieder einsatzbereit.
Wenn er dann aber teilweise sitzend seinem Job nachkam, so lag
das nicht am altersbedingten Erscheinen, sondern lediglich an
gesundheitlichen Einschränkungen. Trotzdem ist so eine
Verletzung ernst zu nehmen und hinter den Kulissen Schonzeit
angesagt, was natürlich den ganzen familiären Ablauf aus dem
Rhythmus bringt. Man erkennt dann doch daran, wie wichtig jeder
Einzelne ist und man ärgert sich besondern, wenn man ohne
Eigenverschulden gehandicapt ist. Nun musste der Junior mit Hand
anlegen und der hat so gut die Sachen zum ersten Platzwechsel
verstaut, dass wir einige Dinge immer noch nicht wieder gefunden
haben.
Foto: ©
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Aber kaum in Celle
angekommen, wurden wir vom Sturm
Kerstin morgens um
6.30h heimgesucht und es traf das Tierzelt, wie langweilig, das
hatten wir doch 2007 auch schon mal. Außer ein bisschen
Mehrarbeit zerrte aber so ein zweiter Sturm an den Nerven von
Mensch und Tier, ewig klappernde Teile und flatternde Zeltplanen
gehen dann nach Tagen einem auf den Geist. Wir hatten auch den
Kindercircus Chiccolino in der Vorstellung zu Gast und auch
diese kleinen Gäste konnten nun mal erleben, wie mühevoll
teilweise die Welt hinter den Kulissen aussieht und mit welchen
Widrigkeiten man sich auseinandersetzen muss, bis man ins
glanzvolle Rampenlicht treten kann. Und weil es ja Frühling ist,
hat es heute beim Platzwechsel geschneit. Aber damit auch etwas
Abwechslung in unser Leben kommt, was macht man dann? Man
besucht die Freunde bei einem anderen Circus.
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Mi,
27.2.2008: Küchenzauber
Meine Küche hatte ja schon
historischen Wert für das Circusmuseum. Mein redegewandter
Ehemann ist bei häuslichen Umbauten aber plötzlich gar nicht
mehr so gesprächig. So musste ein Fachmann her, den habe ich
aber nach 5 Minuten samt seiner vielen Musterkoffer wieder vor
die Tür gesetzt. Er war der Meinung, ich bräuchte einen E-Herd.
Da selbst Gasherde, die sich nur mit einem elektrischen Funken
zünden lassen, im Circus schon ein Problem sein können, brauche
ich dies moderne Zeug nicht. Da meinte der Küchenfachmann, dass
wir dann eben mal Essen gehen sollen, wenn wir keinen Strom
haben. Hallo, ich bin Circus und keine urlaubende Ehefrau. Nach
noch so ein paar Bemerkungen war sein „Fach“-Wissen von mir
nicht mehr gefragt.
Ein nächster Versuch, aber da
es die Mehwertsteuer-Erhöhung gab, konnte man eine im Oktober
bestellte Küche erst im nächsten April bekommen. Ups! Also
wieder nichts mit Küche. So war also diesen Winter „Do it yourself“
angesagt. Vater und Sohn sägten, bohrten und hämmerten und ich
war als Zulieferer aus dem Baumarkt tätig. Da findet man dann
auch andere hübsche Sachen, wie z.B. ein Teleskopregal. Dieses
kann ich für langweilige Wintertage nur empfehlen, da hat die
ganze Familie ihren Spaß und ist Stunden mit dem Zusammensetzen
beschäftigt. Zwischendurch sollte der neue Herd aber auch mal
eingebaut werden, den haben wir übrigens vor einem Jahr in
Frankreich gekauft. Unser Wohnwagen ist im Ursprung aus Holland,
da wurde erst der deutsche Herd mit Adaptern angeschlossen, nun
durch das französische Modell ersetzt, also eine europäische
Gasvereinigung. Bis es soweit war haben wir vier Wochen à la
Mikrowelle gespeist.
So nahm die Küche Formen an,
aber zwei Türen brauchten wir noch extra. Schrank mit Tür gibt
es sofort, nur Tür dauert dann acht Wochen. Aber in acht Wochen
ist Saison. Also wir können die Türen bestellen, aber sie
schicken sie nicht zu. Also sollten wir sie direkt im Werk
bestellen. Das geht auch, da kann man sie aber nicht bezahlen,
dazu braucht man wieder ein Vertragsgeschäft. Ab Werk bekommt
man die Türen in vier Wochen, aber dazu mussten wir wissen, in
welcher Stadt wir dann sind und wo es da einen Vertragshändler
gibt. Kein Problem, wenn der Hersteller auch am Verkauf
interessiert ist. Mir sind allerdings einige Geschäfte
untergekommen, die schulen nach dem Motto: „Wie werde ich den
Kunden am schnellsten wieder los“. Ich habe nun endlich eine
neue Küche, bin um viele Erkenntnisse reicher, aber um viele
Nerven ärmer. Ich würde es nie durchstehen, mir ein Haus zu
bauen und einzurichten.
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Unserem Hund kam das
winterliche Treiben sehr absurd vor, er passte nur auf, dass
sein Sofa frei und von unserem Treiben verschont blieb. Aber nun
wird es Frühling und er bemerkt, dass wir bald wieder auf Reisen
gehen werden. Die Werbetrommel ist in Betrieb. Circusparaden
kommen darin allerdings nicht vor. Aber ich kann mich an schöne
Paraden erinnern. Bei BuRo zu einem Hamburger Hafenjubiläum
konnte man zu Pferd daran teilnehmen oder in einem Wagen winkend
sitzen. Dieser war schön verkleidet und da wir ja Stunden
unterwegs war, hatten wir Kind und Kegel dabei, die durch die
Wagenverkleidung vor den Blicken verschont wurden und wegen der
Kälte, waren wir unterhalb der Gürtellinie auch nicht so
repräsentativ bekleidet. Oder in Magdeburg war der gesamte
Circus Busch-Berolina mit allen Zwei- und Vierbeinern zur
Hochzeit von Sybille Bernsdorff quer durch die Stadt unterwegs
mit dem Brautpaar in einer Kutsche. Hin und wieder kommen solche
Paraden auch heute noch in kleinerem Rahmen zustande. In diesem
Sinne: Der Countdown läuft und bald gibt es auch wieder Neues
von der Saison zu berichten.
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Di,
15.1.2008: Ist denn Weihnachten schon vorbei?
Vor vier Wochen waren wir
noch voller Vorfreude auf den Weihnachtscircus und nun ist alles
schon wieder vorbei. Alle Artisten waren pünktlich und Profis,
also es gab weder Pleiten, Pech noch Pannen. Es war eine gute
Kompanie, die sich des Öfteren abends zum gemeinsamen Bierchen
oder Pizza-Essen zusammengesellte. Ein Kollege hatte sich
allerdings bei der Zufahrt zum Platz sein Auto so stark
demoliert, dass er sich besser einen Neuwagen gekauft hätte.
Blöd nur, dass der Kollege bereits am 9.Januar im Süden von
Frankreich sein nächstes Engagement antreten sollte. So viel
Pech wünscht man ja wirklich niemandem.
Dafür gab es etwas zum
Schmunzeln als vor einigen Jahren ein Artisten-Duo anreiste,
welches als einziges Requisit einen Stuhl hat und genau den
hatten sie beim letzten Vertragsort vergessen. Also traf der
besagte Stuhl erst per Post zur Premiere ein. Nun ja! – Etwas
nerviger war da schon eine russische Trapezkünstlerin, die drei
Tage lang an allem etwas auszusetzen hatte und nicht aufbauen
konnte. Am liebsten wäre es ihr gewesen, man hätte das Chapiteau
noch einmal abgebaut und gedreht, damit sie ihren Willen
bekommt. – Oder man ist erstaunt, wenn eine Hohe Schule Reiterin
einen großen Stall aufbaut, der voll bestückt ist und sie dann
morgendliche Proben abhält, die die Manege jedes Mal in einen
Acker verwandeln.
Wie alljährlich feiern wir
Weihnachten und Sylvester alle gemeinsam. Zu Sylvester hielten
sich die Telefonate in Grenzen, aber Weihnachten standen wir mit
halb Europa in Kontakt. Bis Clown Totti per Handy durch seine
gesamte, in Spanien lebende, Familie gereicht wurde und alle
Glückwünsche empfangen und weitergeben hatte, dauerte das
Telefonat bestimmt über eine Stunde. Es ist schön, wenn man
gemeinsam mit vielen langjährigen Kollegen zusammen feiert und
sich auch wieder neue Freundschaften ergeben. Unsere
Sylvesterparty zieht auch immer Außenstehende an. Einmal feierte
Hit Radio Ohr mit seinem Team mit uns, diesmal gesellte sich
sogar politische Prominenz der Stadt zu uns. Aus Berlin waren
Freunde der Direktion aus der Musikbranche anwesend, aber man
findet in froher Runde immer einen Gesprächsstoff. Mitten im
Geschehen saßen zwei Circusfreunde. Da saßen sie nun und lasen
die Tageszeitung...
Während die Planung Wochen
dauert, der Aufbau sehr zeitintensiv ist, man seine Zeit mit den
Kollegen ausgiebig genießt, so schnell und unromantisch verläuft
die Trennung. Die Tierleute haben sich noch gegenseitig beim
Abbau geholfen, da hatten die Artisten schon längst den Platz
verlassen und nach 24 Stunden standen nur noch zwei Zelte!
Foto: ©
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Heute wurden nun auch die
Masten per Kran heruntergelassen und damit ist auch der 12.OWC
beendet. – Totti wird man im Sommer wieder bei Krone sehen, die
Hunde von Lauenburger schon im Winterprogramm. Sonny kann man in
seinem Elefantendorf erleben. Ein persönliches Kompliment an
dieser Stelle an seine Tochter Jennifer, Erwin wünsche ich alles
Gute und Danke an Anja Oschkinat für alles, freue mich auf ein
Wiedersehen beim nächsten OWC.
So wünsche ich allen ein
circensisch interessantes 2008 und danke für das Interesse an
meinem Tagebuch -
BATAMA
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Zu den
Tagebucheinträgen: September bis
Dezember 2007
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