Tagebuch
Erlebnisse vor und hinter den Kulissen

Montag, 21.5.2012: Nachwuchs, genormte Briefkästen und einiges mehr

Ein männliches Kaninchen ist ein Rammler und wenn sie rammeln, dann kleine Babys. Ja, so muss es denn wohl gewesen sein, zwar habe ich meine Beiden schon ein Jahr und sie taten auch immer sehr unschuldig, aber plötzlich kurz vor Ostern sind da kleine Babies. Und das geht ja wie das Brezel backen, kaum konnten die Babys selbst fressen, waren schon die nächsten da und so dick wie die Mama jetzt schon wieder ist, können wir uns bald wieder auf Nachwuchs einrichten. – Und unser morgendlicher Blick zu den Schlangen, was sehen wir: Schlangeneier! Sonst konnte ich mich immer durch das Verhalten des Muttertieres auf eine Eiablage vorbereiten, aber da war nichts im Vorfeld zu sehen. So konnte ich auch die Schlange nicht separat halten, also lässt man der Natur ihren Lauf. Das Muttertier hatte sich wie in der Natur einen geschützten Platz gesucht und brütete das Gelege aus und nach 57 Tagen, so wie auch bei den anderen „Hausgeburten“ in den vergangenen Jahren, hat die Mutter das Gelege verlassen, die Eier bekamen Risse und die ersten Näschen kamen vorsichtig zum Vorschein. Nun sind alle vollzählig versammelt und es sind 15 Geschwister und alle gesund und munter wie die Mutter und der Rest der Truppe. Und das, wo doch exotische Tiere fernab ihrer Ursprungsherkunft angeblich ein Inbegriff des Leidens sind, weil sie u.a. auch der Transportstress hindert ihre tierischen Bedürfnisse auszuleben. – Es macht mich nur traurig, wie wenig Ahnung die Leute haben, aber alles glauben, was die Medien berichten.  So haut es mich doch aus der Fußbekleidung, wenn sich eine engagierte (Promi)-Tierschützerin an einen Hundetrainer wendet, damit ihr  4-Beiner Manieren lernt! – Während wir uns selbst mehr oder weniger immer mit Kritik auseinander setzen müssen, nutzen nun Promis ihren unerzogenen Hund, um über die die Medien-Schiene wieder IN zu sein.


Foto: © www.batama.de

Mein Sohn wurde, wie viele Circuskinder, immer bemitleidet: Auch Du Armer musst immer in eine andere Schule gehen und neue Freunde suchen. Mein Sohn hat nie darunter gelitten. Was zu bemängeln wäre, ist die Fehlbeurteilung der Erwachsenen, sprich der Lehrer, die nicht spontan in der Lage waren, ein Kind in die Gruppe aufzunehmen und es mit in den Unterricht zu intrigieren. Es wurde mit Malen beschäftigt, aber nicht gefordert. – Kinder und Tiere muss man beobachten und ihre Vorlieben fördern. Und man braucht ein Feeling dafür. Das Tier sucht sich auch den Menschen – ich als kleines Mädchen wollte mit Pferden, aber die Pferde nie mit mir. So bin ich eben zu den Reptilien und Vögeln (groß geschrieben) gekommen.

Man kann eben nicht alles nach einer Norm erfassen, obwohl, ich habe mit den Hausbriefkästen Bekanntschaft geschlossen. Wir als Circusleute bekommen ja unsere Post, wenn wir Glück haben noch vom Postboten in die Hand gedrückt, wenn sie uns nicht einfach vor die Tür oder in den Stall geworfen wird. Seit ich aber die Circuswerbung nun vertretungsweise für eine kranke Kollegin verteile, habe ich Hochachtung vor unseren Postzustellern. Ich beantrage deshalb, dass Briefkästen sich an der Straße, ebenerdig und in einer Höhe von nicht mehr als einem Meter befinden müssen. Ihre Klappe sollte schmutzbefreit, leicht zu öffnen und mit leichter Neigung nach innen sein. So traf ich neulich auf eine Briefträgerin, die mir erzählte, dass sie sich sogar schon mal die Finger gebrochen hat, weil sie im Kasten steckengeblieben ist. Dafür konnte ich aber einem alten Herrn vielleicht das Leben retten, denn er war auf dem Weg in den Keller ohnmächtig geworden und lag von innen vor der Haustür. Ich konnte dies durch die Glastür sehen. Ich habe dann auf alle Klingelknöpfe gedrückt und keiner der Hausbewohner meldete sich, erst als ich die Feuerwehr gerufen hatte, waren die Hausbewohner interessiert.

Apropos Post, angeblich können Circusleuten nicht lesen und schreiben, die von der Post- und Paketzustellung vielleicht auch nicht? Ein an den Festplatz in der Stadt XY adressiertes Paket kam nicht an. Die Stadt gab es und sogar ein Schild in der Straße XYZ, das den Festplatz auch als solchen von weitem sichtbar machte. Der Paketbote eines 3-Buchstabigen Unternehmens stand auch davor, wurde von Zeugen gesehen und vermerkte: Adresse und Empfänger nicht zu ermitteln!

Man soll aber nicht lästern, so wie ich über eine Freundin, die vergessen hat, dass ihr Führerschein erneuert werden muss. Ich suchte meine Krankenkassenkarte und fand den Führerschein und auch der Meinige war überfällig. Also möglichst schnell trat ich die Reise zur Heimatbehörde an, um dieses Dokument neu zu beantragen. Die Bearbeiterin war sehr nett, aber neu im Amt, wie sie mir sagte und damit sie mir Auskunft geben konnte, hatte sie, um den Bürger gut zu beraten, sich alles aus dem Internet ausgedruckt und abgeheftet, um es mir dann vorzutragen. – Irgendwie kam ich ins Grübeln, ich hatte gedacht, dass man auf Behörden mit geschultem Personal zu tun hat.

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Freitag, 24.2.2012: Verfluchte Technik und starke Frauen

Das Jahr ist schon wieder rund zwei Monate alt und der Weihnachtscircus gehört auch schon wieder der Vergangenheit an. Aber wie unterschiedlich die Bilder zum letzten Jahr: Was wir im letzten Jahr zu viel an Schnee hatten, gab es diesmal Matsch und Wasser von oben und unten. Aber meine Entchen haben sich beim Weihnachtscircus sichtlich wohl gefühlt (viel Wasser zum schwimmen). Aber dies frostfreie Wetter hat auch die Heizkosten im Rahmen gehalten. Auch ein Sturm ließ mancherorts die Vorstellungspläne anders ablaufen. Und manchmal dachte ich, dass wir auf einem Schiff leben, so wackelte der Wohnwagen hin und her. Auch wenn man bei so einem Wetter keinen Hund vor die Tür jagt, das ist ja nur ein Sprichwort, raus muss der Hund trotzdem. Nur mit dem Zielen ans Stammbäumchen klappte es nicht so recht, denn der Sturm machte daraus einen Sprühregen, der sich genau in die Richtung meiner Beine (Hose) ergoss. Trotz Sturm und Matschchaos, es verlief alles ohne Schaden an Mensch und Material. Vor Jahren war ich schon mal mit einer Schaubude zur Kirmes auf der Bürgerweide und da ging es weitaus gefährlicher ab, da wurden sogar harmlose Bratwürstchen zu unbekannten Flugobjekten. Diesmal werde ich Bremen aber nicht vergessen, weil ich jetzt noch über meine eigne Dummheit lachen muss. Ich wartete des nachts brav an einer Kreuzung, wo die Vorfahrt zu achten war, dies taten auch fünf andere Autos vor mir und ich wunderte mich, dass es nicht weiterging. Bis an meiner Beifahrerseite eine „Dame“ auftauchte, die mich nach meinen Wünschen fragte. Na ja, wir standen ja auch mit dem Circus im Hafenviertel.


Foto: © www.batama.de

Wer hätte gedacht, dass es doch noch so kalt wird? Ein bisschen Schnee, dagegen hat ja niemand etwas, aber diese Kälte. Wenn die Katze unter die Bettdecke kommt, das will schon was heißen. Auch für die täglichen Arbeiten braucht man etwas länger, erstens, weil man sich zwischendurch gerne mal etwas aufwärmt und zweitens den Wasserhahn einfach aufdrehen, das funktioniert nicht. Jedenfalls kommt da kein Tropfen Wasser raus. Man muss sich da schon zu helfen wissen. Und motorbetriebenes Arbeitsgerät muss man auch erst höflich bitten, seinen Dienst aufzunehmen.  Und die Cola aus dem Vorratsschrank hat man als Gesamteisblock, wenn man sie nicht rechtzeitig zum Auftauen in den Wagen geholt hat. Erdnüsse aus der Dose erhalten eine ganz andere Geschmacksrichtung, wenn sie gefrostet sind. So wird auch das ganz normale Anwerfen einer Waschmaschine zum Geduldsspiel und  auch Abwasser wird zu Eis. So heißt das nächste Problem „Toilette“!

So freut man sich auf den Abend, wenn alle Arbeit getan ist und ein leckeres Abendbrot wartet und dann sitzt man plötzlich im Dunklen. Stromausfall? Das hatten wir doch erst neulich wegen Wartungsarbeiten im Dorf, was aber angekündigt war. Diesmal war nur die Sicherung wieder reinzudrücken. Aber man muss erst raus in die Kälte und die Freude wird nicht größer, wenn gleich danach wieder der Strom weg ist. So muss man dann nach der Ursache forschen und feststellen, dass die Heizung bei den Tieren der Verursacher ist. Nun der kluge Mann kennt die Tücken von Heizungen, dass sie nie funktionieren, wenn man sie wirklich braucht. Also gibt es Plan B: eine Ersatzheizung. Per Funk können wir die Temperatur im Tierwagen auch vom Wohnwagen aus kontrollieren, aber man traut dem Frieden nicht.  Normalerweise verteilt sich die Familie nach dem Essen und Mama bleibt der Abwasch. Aber diesmal war das Thermometer spannender als das Fernseh- oder Computerprogramm, so saß die Familie mit Blick auf die Temperatur, und man vertrieb sich die Zeit mit Reden und viel Spaß und die Heizung machte ihrem Namen alle Ehre, denn sie heizte, wie es sein soll.

Ich mag es gar nicht, wenn mich die Technik nicht so will wie ich. So gab es ein  Missverständnis mit meinem Computer - hat er sich auch gegen mich verschworen oder ist von Mächten manipuliert? Man soll es nicht glauben, aber er meinte, dass ich das Wort „circusfreundlich“ falsch geschrieben habe und schlägt mir zur Korrektur das Wort „circusfeindlich“ vor (wer Microsoft Word benutzt, kann es ja mal ausprobieren). Und auf meine geliebten Süßwaren muss ich nun auch verzichten, weil ein Aufkleber mich informiert, dass ich beim Kauf eine Spende an eine Tierschutzorganisation tätige. Nee, so nicht… Gott sei Dank habe ich gelesen, was da steht, und nicht blindlings gekauft.  So sind Süßigkeiten erst mal gestrichen und meine Männer müssen essen, was auf den Tisch kommt. Es ist äußert schwer den Geschmack eines 17-jährigen zu treffen und die Anfrage einer Produktionsfirma meine Kochkünste telegen als Powerfrau der Öffentlichkeit zu präsentieren, schmeichelt einem. Aber solche Dinge sind eben nicht mein Ding. Dafür stand neulich ein Paketbote vor mir, der trotz seiner imposanten Erscheinung etwas ängstlich zwischen den freilaufenden Tieren stand. Er war sichtlich erfreut auch auf Menschen auf dem Gelände zu treffen. Weniger erfreut war er, als ich ihn bat, das Paket vor meine Tür zu tragen. Er kam gar nicht mehr wieder und ich dachte, dass er hoffentlich nicht Opfer einer frechen Gans geworden ist, als er mit hochrotem Kopf doch mit dem Paket erschien und es erleichtert abstellte. Das ist sehr schwer, meinte er nur. Ich bestätigte den Empfang, klemmte mit das Paket unter den Arm und entschwand. Man haben sie aber Kraft, meinte der nette Bote nur noch. Ja, ich bin eben eine Powerfrau! Ich hatte aber gelesen, dass der Inhalt des Paketes – ein LKW-Anlasser - nur 1,2 Kilogramm wiegt. Und das wird als Frau ja auch noch zu schaffen sein.

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Mittwoch, 26.10.2011: Gaddafi … und wer ist eigentlich Herr Meyer?

Natürlich ist manchmal alles Scheiße. Aber das Leben, besonders das Circusleben, ist doch viel zu schön, um depressive Phasen zu haben. Obwohl, diese sollen auch ihren Sinn haben, weil die Welt da draußen sowieso voller Hiobsbotschaften ist und man sich kaum dagegen vollständig abkapseln kann und das eigene Leben auch wirklich nicht immer optimal ist. (Dr. Kiss-Elder) Bezüglich der Botschaften, die von außen zu uns stoßen, gehörte auch folgendes, obwohl Circusleute mit Politik im allgemeinen nicht viel im Sinn haben. 

Als in diesen Tagen Libyen und der Name Gaddafi  in den Medien Toppthemen waren, dann denke ich zurück in das Jahr 1986. In diesem Jahr gastierte mein Mann mit dem Circus Busch-Roland in Berlin, ich war anderswo auf Tour.  Und mein Mann beschrieb es so: Es war eine  recht angenehme Saison mit sympathischen Kollegen. Neben dem harten Circusalltag gab es sehr oft gemeinsame Unternehmungen, Ausflüge, Grillpartys usw. Na ja, Satellitenfernsehen war noch nicht, Handy auch nicht und PC und Spielkonsolen suchte man vergeblich. Unser „Kartöffelchen“ - Pattatina, der kleine türkische Reprisenclown war tagsüber für den Circus in Punkto Werbung unterwegs. Da kam er natürlich mit vielen Geschäften und vor allem Restaurants in Kontakt. So hatten wir  immer wieder Sonderkonditionen z.B. in diversen Pizzerien, welche wir dann nach den Vorstellungen gemeinsam besuchten und so manch schönen Abend verbrachten. In Berlin gingen wir in dieser Saison jedoch regelmäßig in eine Diskothek. Freier Eintritt für die stets fröhliche Circustruppe und Sonderpreise für Getränke: Pattatina  konnte schon toll organisieren. An einem Freitag wollten wir alle wieder in die Disco, als Rui Luftman, der portugiesische Clown sagte, dass genau gegenüber vom Circusplatz ein portugiesischer Kulturverein existiert  und dass dieser die Circusleute zu einem deutsch-portugiesischen Abend eingeladen hätte. Nun, Disco hatten wir ja schon oft und durch Mehrheitsbeschluss gingen wir also auf die andere Straßenseite und verbrachten einen wunderschönen Abend, zusammen mit unseren portugiesischen Gastgebern.

Am anderen Morgen ging eine schockierende Meldung wie ein Lauffeuer über den Circusplatz: Die Diskothek, zu der wir am Abend zuvor eigentlich gehen wollten, wurde an dem besagten Abend durch einen Bombenanschlag vernichtet. Es war die Diskothek „La Belle“ – 3 Tote und 230 zum Teil schwer  Verletzte war die schreckliche Bilanz des Terroranschlags, zu dem sich später Libyens Diktator Gaddafi bekannte. Für mich ist aber dieser Tag aber auch ein Freudentag, denn am Abend hatte sich mein Mann mit den Worten am Telefon verabschiedet: Wir gehen alle ins „La Belle“ und am Morgen hörte ich die Schreckensmeldung in den Nachrichten und glaubte natürlich auch mein Mann und die Kollegen davon betroffen. Bis ich Jemand dann bei Busch-Roland am Telefon hatte, dauerte es für mich eine Ewigkeit und die erlösende Mitteilung war für mich die größte Freude.


Foto: © www.batama.de

Freude kommt auch auf, wenn man alte Kollegen wiedertrifft und da wir am Anfang der Saison in und um Berlin reisten, hatten wir dazu ausreichend Gelegenheit. Dort wohnen ja noch viele ehemalige Kollegen aus dem DDR-Staatscircus und kamen bei Herrn Krenzola vorbei und wir als „Trittbrettfahrer“ bzw. Zuhörer in den Genuss viele Erlebnisse aus den guten alten Zeiten mitzuhören. Unser Foto zeigt von links nach rechts: Manfred Schoberto, Günther Dorning, Krenzola junior, Klaus Kaulis, Heidi Kaulis, Elke Schoberto und Rosemarie Dorning.

Unser Leben ist schön, denn zum dritten Mal führte es uns wieder nach Platschow auf den Elefantenhof. Es ist ja schon einmalig, wenn man die Arbeit mit dem Zusammensein mit Freunden und in wunderschöner Natur verbinden kann. Diesmal wohnen wir neben einem der Elefantenställe und wo man anderswo vielleicht nachts dem Kuckuck lauscht, haben wir unser ganz persönliches Orchester. Elefanten sind ja große Tiere. Ich habe noch nie ein Mäuschen schnarchen oder pupsen hören, vielleicht tun sie es auch nicht, aber Elefanten! Und dies gut wahrnehmbar. Da kann man Töne hören, da käme Niemand drauf, dass diese von Elefanten stammen. Zum Geburtstag meines  Mannes hätte man meinen können, dass sie ihm nachts ein Ständchen mit lauter Wuwuselas bringen.


Foto: © www.batama.de

So lernt man ja auch im Laufe der Zeit die Freaks kennen, die hier öfter zu Gast sind und kommt mit ihnen ins Gespräch. Nur mein Mann ist gegenüber einer älteren Dame nicht sehr zugänglich, immer wenn sie ihn ruft, fühlt er sich sogar nicht angesprochen. Das ist ja nun gar nicht die Art meines Mannes. Und ich muss gestehen, die Grüße an Herrn Meyer habe ich auch nie ausgerichtet, denn ich kenne gar keinen Herrn Meyer, den ich grüßen könnte. Nun haben wir das Rätsel aber gelöst, denn meine liebe Freundin Lilly hatte der älteren Dame meinen Mann vorgestellt, als der Mann, der zu Frau Meyer (also unserem Alligator) gehört und die alte Dame hatte wohl angenommen, dass er dann wohl der Herr Meyer wäre. So werde ich mit „Herrn Meyer“ weiterhin unser schönes Leben im Circus und mit den Tieren genießen und man sieht sich, denn bald ist Weihnachten und die WCs öffnen wieder ihre Zelte.

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Mittwoch, 19.1.2011: „Let it snow“, schöne Bescherung und andere nette Dinge
 
Als Krenzola seiner Circusshow den Titel „Let it snow” gab, konnte ja Niemand ahnen, dass sich dies deutschlandweit wörtlich so auf’s Wetter auswirkt. Die erste schöne Bescherung erlebten wir ja schon, als das versprochene Zelt nicht kam und ganz auf die Schnelle ein anderes hergezaubert werden musste. Sowas schüttelt man sich ja nicht aus dem Ärmel, zumal ja in jedem kleinen Dorf ein Weihnachtscircus stattfinden sollte. Unzählige Telefonate folgten und Freund wird zum Feind und umgekehrt. Dann hatten wir endlich ein Zelt, natürlich zu anderen Konditionen als geplant, aber dennoch zu einem humanen Preis und sehr korrekt und zuverlässig aufgebaut. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Robby Ortmann und ihm toi toi toi. Nun die Frage, wie kommen wir aus unserem ländlichen Quartier heraus, bei all dem Schnee? Aber, mit Geduld und etwas Glück gelang es dann doch. Der Schützenplatz in Hannover ist ja nun nicht gerade klein, so gestalteten sich die ersten Arbeiten auf dem Platz wie das fröhliche Ostereiersuchen. Wo ist denn der Abwasserkanal? Unter einer Schneeschicht von einigen Zentimetern wirklich ein lustiges Spielchen.

Gleichzeitig mit dem Zeltaufbau müssen ja auch die Heizungen geliefert werden, damit das Zelt beheizt werden kann und der Schnee nicht auf dem Dach liegen bleibt. Als wir unsere langfristig vorbestellten Heizungen anforderten, hieß es, dass wir diese doch schon bekommen hätten. Nach klärenden Gesprächen wussten wir wo die Heizungen gelandet waren.  Nur, damit gab es ja immer noch keine Heizungen und  woher nehmen und nicht stehlen, denn der Lieferant hatte keine Heizungen mehr vorrätig.  Das hat wieder einen Tag und unzählige Telefonate und Nerven gekostet und letztendlich waren dann  die neu beschafften Heizungen wesentlich teurer als geplant. Aber Probleme sind dazu da, dass man sie lösen muss. Nun konnte das ebenfalls lange vorher georderte Heizöl geliefert werden. Jetzt war es aber das Wetter, was uns einen Strich durch die Rechnung machte, denn bei Schnee dürfen Gefahrguttransporte nicht fahren, wurde erklärt. Nun aber Heizöllieferanten gibt es ja genug und die machen bei dem Wetter ihr Geschäft, also wird das ja nun nicht eine unlösbare Sache sein. Wahllos nahm ich eine Telefonnummer aus einer langen Liste und habe beim Lotto nie solches Glück, denn der Lieferant war alles andere als erfreut, schon wieder einen Circus in der Leitung zu haben. Es war schon erstaunlich, dass ich ihn vom Auflegen abhalten konnte und bekam nun erst mal die ganze Story der Entrüstung brühwarm erzählt. Herr Krenzola hat Heizöl bekommen und der Lieferant sein Geld und so war das Image des Circus mal wieder gerettet. Fragt sich nur wie lange? Bis der nächste freundliche Circus dort anruft und seinen netten Worten nicht auch Taten in Form von Bezahlung der Leistung abliefert! So fand die Premiere pünktlich statt und planmäßig am 9.1. die letzte Vorstellung – dazwischen gab es auch viel zu lachen und viel Spaß, ein eher familiäres Weihnachten mit den Artisten und keine Anwesenheitspflicht und eine große Silvesterparty, die nicht mal geplant war. Die Direktion ist ja meist Ansprechpartner für alle Wehwehchen und auch wir haben immer ein offenes Ohr, nur vor lauter anderen Dingen denkt man zu Letzt an sich selbst und so aus Spaß meinte ich, ob man die neuen Zauberrequisiten nicht mal ausprobieren sollte. Gut, dass wir es taten, denn noch während des Openings musste Klaus etwas an den Requisiten absägen, sie waren einige Zentimeter zu breit. Ups, das ist ja noch mal gut gegangen.


Foto: © www.batama.de

Meine Reptiliendarbietung findet nun in veränderter Form statt, denn die Ziegen hat Herr Krenzola erst gekauft und außer Gartenidylle hatten die mit Circus, Musik und Publikum noch nichts am Hut. Obwohl man von ihnen nichts weiter als ihre Anwesenheit verlangte, sind sie wie die Profis in die Manege gestürmt und haben sich wohl heimlich „Tricks“ überlegt, denn keinesfalls scheu präsentierten sie sich ungeplant mit selbsterdachten Einlagen und wollten die Manege nur ungern verlassen. – Während mein Mann als Pater Brown mir assistiert und  in seiner Rolle auch mal gern ein Schlückchen zu sich nimmt. Da sich kein anderes Fläschchen dafür eignete, nahm mein Mann eine private Alkoholika mit 66%, die uns ein lieber Circusfreund geschenkt hatte. Natürlich trank mein Mann nie aus diesem Fläschchen, nur ich bemerkte, dass sich gewichtsmäßig dieses Requisit immer mehr verringerte, der Geruch eines Requisiteurs nach Alkohol aber zunahm. Nach Halbzeit der Spielzeit mussten wir feststellen, dass das Fläschchen leer war und der Requisiteur nun auch nicht mehr nach Alkohol roch.  Auf die Mitwirkung unseres Krokodils – Frau Meyer – haben wir zum ersten Mal in 28 Jahren verzichtet. Sie hatte durch eine Medikamentenbehandlung Spritzenabszesse an den Beinen, die für das Publikum nicht so schön aussahen, dann noch die extreme Kälte, so ging uns natürlich das Wohl des Tieres vor. Weniger nett fand mein Gatte, wie wenig Mitleid man als Mann vom Chef bekommt. Herr Krenzola bemerkte bei seiner Entendarbietung, dass der weiße Manegenteppich mit Blutstropfen übersät war. Nach der Arbeit fragte er gleich bei der hübschen mongolischen Kontorsionistin nach, ob sich sie verletzt hätte, da sie vor ihm gearbeitet hatte. Sie verneinte dies aber und mein Mann meinte, dass er sich die Hand aufgeschnitten hat, weil bei Juniors Tellerdarbietung etwas zu Bruch ging.  Die Antwort: „Ach, so…. nur Du, Gott sei Dank!“ - So ist er halt und so lieben wir ihn. „Let it snow“ ist nun vorbei, der Schnee auch, aber the show must go on und obwohl nicht so viel Besucher unser Programm gesehen haben, die Resonanz war sehr gut. Nun geht es weiter mit anderem Titel ...

So wünschen wir allen Lesern ein circensisches 2011 und hoffen, Sie sind auch mal Gast bei uns! - BATAMA & family

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Sonntag, 7.11.2010: War nicht gestern erst Ostern?

Man wie die Zeit vergeht! Als wir im Februar unsere Reise zum neuen Arbeitgeber antraten, um dort schon einiges für die Saison auszuprobieren, kam uns bis Oktober utopisch endlos vor. – Nun haben wir diese Saison abgeschlossen. Wir haben viele neue Erfahrungen gesammelt. Einiges davon sollte man gleich wieder vergessen, es lohnt nicht, sich damit zu belasten. Wiederum anderes lässt einen nachdenken, wie man es anders oder besser machen kann. Nun denken wir an die Zukunft, die uns Neues bringt und mit Sicherheit viel Spaß, aber auch Stress. Wer sich in seinen Sessel kuscheln möchte, sollte nicht zum Circus gehen oder sich Tiere anschaffen. Klar, auch ich hatte mir fest vorgenommen, bevor ich mich mit den neuen Aufgaben auseinandersetze, mich erst mal selbst zu verwöhnen. Denkste!

Unsere neuen Aufgaben heißen Hannoveraner Weihnachtscircus (siehe: www.hannoveraner-weihnachtscircus.de). Man wer hätte das gedacht, als wir vor Jahren Jochen Träger-Krenzola noch als Mitarbeiter von Wolfgang Krenzola kennenlernten, wie sich nach Jahren daraus nicht nur eine sehr intensive Freundschaft ergibt, sondern nun auch eine Form der Zusammenarbeit. Jochen sagt ja immer im Spaß, dass er uns geerbt hat! Zunächst einmal haben wir bei ihm Quartier bezogen und man kann es nicht erahnen, dass sich hinter einem ganz normalen schicken Häuschen im Garten dahinter ein Circus entwickelt. Ungläubige Augen schauten, denn wo sich sonst ein Kleinwagen in den Carport an Blumentöpfen und Gartenbeleuchtung vorbei zirkelt, rollten nun in Millimeterarbeit Auflieger, Wohnwagen und Campings vorbei. Ich konnte bei Jochens Schwester den Stein vom Herzen fallen hören, dass unser Eintreffen ohne Schaden an Dachrinnen, Wintergarten und Blumenrabatten abgelaufen ist. Aber wir müssen ja bald auch wieder raus! Die Nachbarn sind aber einiges gewöhnt, denn wenn Jochen mit seiner vierbeinigen und gefiederten Familie in die heimatlichen Gefilde zurück kehrt, ist es ja mit der Kleinstadtruhe vorbei. Neu im Bestand sind jetzt auch zwei Ziegen: Schnuffel und Wolfgang, die aber noch (?) keinen Gefallen an Nachbars Blumen und Büschen gefunden haben. Während mein Hahn aber die Tannen als Hochsitz benutzt, um sich erst mal optisch mit den vielen neuen Freunden bekannt zu machen.


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Ideen kann man leicht auch im Sitzen entwickeln, aber dann müssen Taten folgen. Sich bei schönstem Sonnenschein in Weihnachtsstimmung zu bringen, ist nicht so ganz einfach. Aber als zum Fotoshooting Axel Schäfer (www.ax-photography.de) mit seiner Visagistin Leni anreiste, wurde es am Abend doch recht kühl, um für ein wenig Ambiente zu sorgen.  Für Leni ein völlig neues Arbeitsumfeld im Sattelgang aus einem Menschen nun optisch einen Künstler zu gestalten oder aus Watte eben einen Bart und Axel hat gelernt, dass wenn man sich mit einem Krokodil auf eine Ebene begeben muss, sich dann nicht mit einem Wollpullover in die Sägespäne legt. Man sieht sonst aus, wie ….  „Gut Ding will Weile haben“, sagt man so schön und so haben wir uns erst am frühen Morgen gegen vier Uhr getrennt. Die Ergebnisse sind teils jetzt im Web zu bewundern.

Ein Tag hat aber nur 24 Stunden und so muss gut geplant werden, wann machen wir was. Denn mangels der Zuarbeit von Firmen, ist der Ausbau unseres neuen Tierwagens leider noch nicht vollendet. Zwar sind die Tiere in ihr neues Domizil umgezogen, aber die Feinarbeit ist noch nicht vollbracht. Es ist auch erstaunlich, was sich so bei einem ansammelt. Ich möchte nicht von einer Wohnung in die andere ziehen, was ich mit auf Reisen habe, reicht mir schon. Man schaut ja auch nicht täglich in die hinterste Ecke, was sich da verbirgt und wenn man es jetzt zu Tage fördert, werden damit viele Erinnerungen hervorgeholt und jedes Stück erzählt eine kleine Geschichte unseres Lebens. Viele Geschichten aus der guten, alten Zeit gab auch Claus Kröplin zum Besten. Um sich beim Treffen des Berufsverbandes nicht nur mit den Vorkommnissen des  Alltages herumzuschlagen, treffen sich viele Kollegen schon einen Abend zuvor, um in gemütlicher Runde beisammen zu sein. Claus kann herrlich erzählen und wir haben uns alle köstlich amüsiert. Am zweiten Abend ging es nicht minder lustig zu, aber wir hatten uns ernsteren Themen zugewandt. Man würde staunen, wie tiefsinnig Circusleute sind und zu unserem Lieblingswort wurde das Wort Ontogenese gewählt. Nach diesem kleinen Ausflug ruft nun wieder die Pflicht. Nur dumm, dass es durch die Zeitumstellung so früh dunkel wird und die Tiere immer ein paar Tage brauchen, um sich damit zurecht zu finden.

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Mittwoch, 15.9.2010: Krokodilshow im Herrenklo und Brutgeräusche der Dinos

Wie angekündigt reisten die beiden Lehrerinnen der Circusschule (www.schulefuercircuskinder-nrw.de) Biggi und Fritzi im August an, um Bobo sein Abschlusszeugnis persönlich zu überreichen. So gab es eine kleine Party, an der auch, neben langjährigen Freunden, die Bereichslehrerin aus Halle zu Gast war, weil sie vor Ort Bobo den letzten Schliff verpasst hat. An diesem Tag war Bobo die Hauptperson und all die anderen Lehrer und Mitschüler hatten Geschenke oder Wünsche übermittelt. – Es wurden sogar kleine Reden gehalten, wo die Lehrer auch klarlegten, welche Bereitschaft und Wille sowohl den Schülern als aber auch den Eltern abverlangt wird. Es handelt sich ja nicht nur um einen Beruf, den wir ausüben, sondern um eine Lebensform. Wie ich schon erwähnte, reisten die Schüler kilometerweit aus dem Norden und Osten mit der Bahn in Düsseldorf an, um dort an drei, nicht aufeinander folgenden Tagen ihre Prüfungen zu absolvieren. Wie die Schüler selbst diese Tage erlebten ist in entzückenden Geschichten in der Jahresausgabe der Schülerzeitung zu lesen. Wer nun als Leser glaubt, da auf so schwer verständliches und fehlerhaftes Schriftgut zu stoßen, der irrt. Es gab auch Auszeichnungen: 2009 machten Circusschüler beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten mit und belegten den 2.Platz. – Was es nun noch zu lernen gibt, wenn man 1x1 rechnen kann, das ist die Gelassenheit, dass nicht alle Wünsche und Ziele so schnell erreicht werden, wie man möchte und die Umwelt nicht immer so flexibel ist, wie man selbst. Z.B.: Ich erfragte bei einer Schwimmbeckenfirma den Preis für ein Wasserbecken und bekomme, die Rückfrage, ob ich in dies Becken Wasser einfüllen will? Die Firma nannte uns dann keinen Herstellungspreis, sondern die Frage: Ob wir uns bewusst wäre, welche Wasserkosten bei der Größe auf uns zukommen würden?


Foto: © www.batama.de

Bobo feierte im August seinen 16. Geburtstag und da er sich selbst den Wunsch zu einem Führerschein erfüllen will, geht es nun doch wieder ans Lernen. Die Bürokratie dabei zu bewältigen nimmt wieder die ganze Zeit in Anspruch. Schließlich ist am 31. Oktober unser Engagement beendet und die Zeit vergeht manchmal schneller als es einem lieb ist. Immerhin ist es wichtig, den Anweisungen des Fahrlehrers zu folgen und dazu muss man zumindest rechts und links unterscheiden können. So mancher Besucher kann dies nicht, denn ein Pfeil weist zur Krokodilshow nach links, die beiden bogen aber rechts ab und standen vor zwei Türen. Die eine mit der Aufschrift „Herren“, die andere mit „Damen“ gekennzeichnet. Beide wunderten sich, warum die Eingänge zur Krokodilshow für Männlein und Weiblein getrennt sind, aber sie trennten ihre Wege und er öffnete zuerst die Tür und stellte dann fest, dass er in der Herrentoilette gelandet war. Als „Eisverkäuferin“ habe ich ja nun ausgiebig Zeit, so wie mich das Publikum beobachtet, auch dieses zu beobachten. Die Frage nach Reduzierung von Müll betrifft einen wohl nur, wenn man es selbst bezahlen muss. So kauft man eine Flasche eines Getränke, nehme dazu noch einen Becher, weil der ja nichts kostet, dazu noch einen Strohhalm und weil man ja gut erzogen ist, noch eine Serviette, die beim ersten Windstoß gleich in den nächsten Büschen landet. Den ersten Schluck nimmt man gleich aus der Flasche, den zweiten Schluck mit Strohhalm, der sich dann durch die Kohlensäure verselbstständigt und auf den Boden fällt, wo man ihn dann liegen lässt. Der Becher dient nur, um die Flasche gegen Wespen zu schützen.

„Vorsicht Elektrozaun“ ist so gemeint, wie es geschrieben ist. So setzten sich drei Damen schön in Positur, um von ihren Begleitern abgelichtet zu werden. Genau in diesem Moment wurde ihr Hinterteil von einem kurzen, aber kräftigem Impuls durchzogen. Schade, ich hätte dies Foto gerne gesehen. Wespen sind ja der Schrecken der Menschheit. Dabei nennt man sie aber Bienen, auch wenn es Wespen sind. Gestandene Mannsbilder führen ein Tänzchen auf, als ob sie sich gegen Klitschko verteidigen müssten. Ich bin gegen die Stiche allergisch und muss innerhalb von 15 Minuten ein Krankenhaus aufsuchen. Man lernt dann mit der „Gefahr“ umzugehen und eben nicht hysterisch beim Anblick eines solchen Tierchens zu reagieren. Den Tiger, der auch so wie eine Wespe gestreift ist, den finden die Leute aber niedlich und möchten ihn am liebsten streicheln. Mein Lieblingsplatz ist aber das Dinogelände, wo, in meinen Augen, schreckliche Pappmaschee Figuren die Kinder begeistern. Zum Ambiente trägt ein kleiner Wasserfall bei, die Wasserpumpe sehnt aber auch das Saisonende herbei und hat so manchmal ihre akustischen Macken. Wenn man dem Besucher erklärt, wenn er ganz leise ist, dann kann er die Brutgeräusche der Dinos hören, dann lauschen die Kinder und Erwachsenen ganz andächtig und bestätigen es. Die Kinder wissen, dass es sich z.B. um das Geräusch des Brachylophosaurus handelt. Diese Tierarten können sie ohne Probleme aufzählen, aber bei Nasenbären oder Stachelschweinen gibt es schon Probleme. – Man beobachtet, dass auch manche Erwachsenen die Eismarken nicht lesen können, sondern nur durch deuten auf das Foto bestellen. Aus meiner normalen Verkaufsposition kann ich die Eiskarte nicht sehen, aber ich kann aus der Stellung des Kunden erkennen auf welches Eis er deutet und so mancher fragte mich, ob ich nicht nur  zaubern sondern auch Hellsehen kann. Ja irgendwie schon!

Während man bei den Dinos ja nur die Brutgeräusche hört, kann man die Riesenschildkröten auch bei Paarungsversuchen beobachten. Wer es nicht wusste, die Schildkröten stöhnen dabei und es klingt recht menschlich. Da werden die lieben Kleinen von den Eltern aber gleich weggezogen. Vielleicht kämen die sonst auf die Idee, dass Mama und Papa auch Schildkröten im Schlafzimmer haben. Manche Menschen haben eine Pferde-Haarallergie, aber kein Pferd-Haarallergie, also auf einzelne Pferde nicht allergisch reagieren. Also Sachen gibt’s! Da wir nun wieder auch mal einen freien Tag haben, wird Bobo sich ganz seinem Führerschein widmen. Den Fahrlehrer hat er ja schon mit seinen Vorkenntnissen überrascht, Reisen bildet eben! Somit bleibt  unseren Circus-Kindern erspart, nach einer Zukunftsperspektive  oder einem Ausbildungsplatz zu suchen. Sie haben weiterhin ihren Halt in der Familie und ein Ziel, nämlich weiter Circus zu machen. Die Ideen und Pläne der jeweils neuen Generation werden auch den (Tier-)Circus weiterhin zeitgemäß über die Generationen bringen.

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Mi, 23.6.2010: Abschlussprüfung, Dickhäuter-Geburtstag und keine schwebende Jungfrau

Der Begriff „ein Reisender“ zu sein hat mein Sohn völlig anders gesehen. Aber, als es nun soweit war, dass ein Ende seiner sooooo geliebten Schulzeit abzusehen war, gab es erst mal Abschlussprüfungen und die sind ja nun nicht so, wie man es sich als Schüler wünscht. Die sogenannten Toturenkinder, die eben nicht in NRW reisen, mussten nun zu den drei Prüfungsterminen anreisen. Also so eine Schulabschlussprüfung ist für Jeden schon eine aufregende Sache und dann erst mal per Bahn über hunderte Kilometer anreisen und das so ganz allein, eben noch eine zusätzliche Belastung. – Dank dem Einsatz der Lehrern der Schule für Circuskinder, ihrer guten Planung und Organisation und der Gastfreundschaft, der am Ort anwesenden Circusfamilien, war das Ganze für die Kinder auch ein freudiges Ereignis sich mal außerhalb vom Internet und Handy wieder persönlich zu treffen. – Damit Dank an alle Beteiligten und für die vielen Glückwünsche an Bobo für seinen gelungenen Abschluss – eine Drei plus, Rest Zweier und Einser!! Schade, auch hätten wir gerne Bobo ermöglicht an der Abschlussfeier und der Zeugnisausgabe teilzunehmen, aber nach dem Motto the show must go on muss man eben verzichten, dafür freuen wir uns besonders auf eine persönliche Feier im August. Jeder hat sich ja bestimmt schon so seine Gedanken  gemacht und seine Meinung dazu gebildet, aber das Thema Familie wird eben gerade in unserer Situation ganz groß geschrieben. Ja, wie jedes Kind hat sich auch Bobo vorgestellt, dass, wenn man nun nicht täglich an Hausaufgaben und Lernen denken muss, das Paradies auf Erden eintrifft. So ist es leider nicht. Das Leben und Lernen geht weiter und man muss sich mit einem anderen Ernst des Lebens auseinander setzen. Es ist als Mutter aber mit Erstaunen zu beobachten, wie innerhalb von Stunden das Kind mehr zum Erwachsenen reift und es ist schön Freunde zu haben, die diese Freude mit einem teilen.

Bei unserem jetzigen Engagement erleben wir ja viele Kindergruppen und wenn ich mir erlauben darf, das Verhältnis Lehrer-Schüler zu kommentieren, dann kann ich nur sagen, dass es ein Glück ist, dass Bobo die Zeit an den normalen Schulen so gut überstanden hat. Als Tierlehrer würde ich erhebliche Kritik hinnehmen müssen, wenn mein Verhalten so wäre, wie es die Menschenkinder-Lehrer so an den Tag legen. Klar, Ausnahmen gibt es immer wieder, aber leider sehr wenige. Auch stellt man fest, dass das Leben auf den Alltag bezogen bei den Kindern fast völlig fehlt, diese Normalokinder (sorry) sind bis zu einem gewissen Alter nicht fähig etwa das Rechnen auf den Alltag und das Bezahlen umzusetzen.


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Unser Chef kann aber Rechnen und seine Party hat schon stattgefunden, nämlich zu seinem 50. Geburtstag im Mai. Auch seine zwei Elefanten, die noch aus dem DDR-Staatscircus stammen, konnten sich über ein 50-jähriges Leben freuen und so gab es eine Dreier-Party. Am Tage hatte sich die Presse und einige Stammbesucher extra eingefunden und am Abend gab es dann für Familie und Belegschaft eine Party. Wenn man dann die Zeit findet, die Besucher etwas zu beobachten, dann kommt es zu lustigen Begebenheiten, wie z.B.: Erst lesen sie auf einem Schild: Rentierbaby geboren am 13.Mai 2010. - "Mama schau mal die Elche und sie haben ein Baby!! " Wie kommt eine Elchmutter zu einem Rentierbaby? – Und die Weißbüschelaffen sind auch keine Baby-Panda-Bären, Stachelschweine auch keine Stinktiere. – Aber was macht man, wenn die Schwebe-Illusion klemmt und mein Mann nicht schweben will oder kann. Also ein Tipp für Anfänger: Lächeln und so tun, als ob es so sein soll. In meinem Innersten hat es aber auf Hochtouren gearbeitet und unsere Hotelgäste, die die Show ja mehrmals sehen, haben mir versichert, sie war anders, aber man hat nicht bemerkt, dass es nicht so ein sollte. Eben, in dem Sinn – the show must go on und natürlich mit den Tieren!

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Fr, 16.4.2010: Neue Wege, zurück zu den Wurzeln

Wie schnell doch die Zeit vergeht, es ist mir so, ob ich gestern erst schwanger war und nun muss ich eingestehen, der Junior kann besser Feuerschlucken als ich. Klar ich dachte, dass er dazu noch zu jung ist, aber wenn er es heimlich macht, dann ist es noch gefährlicher und so hatte er in Sonny Frankello auch einen sehr guten Lehrmeister und jemand meines Vertrauens. Von Henry Fröchte hat Bobo das Tellerdrehen erlernt und nun ist er in dieser Saison mit diesen beiden Darbietungen unter anderem mit Petra Fleischmann im Circusprogramm des Erlebnistierparks Memleben zu sehen.

Viele Freunde hatten schon öfters bedauert, dass mein Part der komischen Alten gestorben ist, als mein Mann die Rola-Nummer eingestellt hat. Nun bin ich alt, aber ob noch komisch? Na, so habe ich einen Walking Act, in dem ich unter anderem dem Publikum Eis und Popcorn verkaufe, ins Leben gerufen und der Umsatz von Eis ist auch bei kühlen Temperaturen gestiegen (zur Freude der Direktion). Dabei ist mir folgendes passiert: Ich habe auch einen Staubwedel bei mir, wenn ich die Leute unterhalte. Diese Staubwedel gibt es nun zu hunderten in Billigmärkten zu kaufen und können nicht nur zum Putzen verwendet werden. Mein Staubwedel ist etwa ein Zauberstab! Dieser Zauberstab, aber nicht meiner, lag nun neulich in der Tigeranlage. Plötzlich klopfte eine Familie mir ganz freudig auf die Schulter und freute sich, mich so gesund und munter wiederzusehen. Ich war sehr erstaunt über diese überschwängliche menschliche Zuwendung und fragte nach einer Erklärung. Sie hatten den Staubwedel bei den Tigern gesehen und damit bereits ein stilles Gebet für mich gesprochen. Das erfreut einen dann doch, wenn man den Menschen soviel Freude bereitet, dass sie sich um einen sorgen.

Eigentlich sollte Klaus eine Zauberdarbietung im Circusprogramm machen und dafür wurde noch eine schwebende Jungfrau gesucht. - Ich als schwebende Jungfrau, wer glaubt denn sowas? - Also haben wir den Spieß umgedreht. Ich zaubere und Klaus schwebt. - Wer's nicht glaubt, muss es sich eben ansehen! Was aber nun nicht heißt, dass ich den Reptilien untreu werde. "Frau Meyer" ist in der Crocodile Dundee Show zu sehen, denn ich ohne Frau Meyer, das geht ja auch gar nicht.


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Freunde aus Offenburg waren schon neugierig, was es bei uns Neues zu sehen gibt und außerdem hatten sie nach drei Monaten auch schon wieder Sehnsucht nach uns. So hatten wir schon lieben Besuch aus Offenburg zu verzeichnen. Ich muss gestehen, das bringt auch etwas Abwechslung in unser Leben, denn als abwechslungsreich kann man Memleben nicht bezeichnen. Nun waren wir ja schon mal vor vier Jahren hier und nette Leute (so wie wir) finden überall Freunde. Eine Bekannte fragte, ob es hier eine Bücherei gibt? Hier gibt es einen Briefkasten, aber dass ist auch schon alles, was mit den Erfindungen nach dem Rad zu tun hat.

Bobo hat vor unserem Saisonstart etwas Energie getankt, denn die Abschlussklasse der Circusschule war im Januar zu einem Schulausflug in London. 14 ganz normale Jugendliche in Begleitung von drei Lehrern haben sich fünf schöne Tage gemacht. Das ist ja auch eigentlich nichts Besonders. Wenn man aber bedenkt, dass die Eltern ihre Kinder aus allen Himmelsrichtungen bis zu mehreren hundert Kilometern zum Flughafen bringen mussten und auch wieder abholten, dann ist es schon besonders. Der Stellenwert Kinder und ebenso Tiere ist am Circus sehr hoch, auch wenn es unter der so manchen rauen Schale der Verantwortlichen meist verkannt wird.

Viel ärmer sind die Kinder aus Memleben dran, da endet die Welt meist am Grenzstein. Internet, Circusschule und unser Beruf erzieht unsere Kinder zu einer neuen weltoffenen Generation. Unsere Circuskinder nutzen die Möglichkeiten in Kontakt zu treten und zu bleiben. Natürlich haben auch wir Oldies nun die Möglichkeit unsere Freunde usw. überall zu erreichen, egal wo sie sich aufhalten. Ich frage mich manchmal, wie wir das Leben bisher ohne diesen Fortschritt meistern konnten. Ja, das waren die Zeiten, wo ich auch noch Bücher gelesen habe. - Heute lesen wir keine Bücher, sondern haben eine Buchhaltung. Wir jonglieren weniger mit Bällen als mit Zahlen. Wir möchten Künstler sein, kennen aber die Gesetze meist besser als diejenigen, die sie überprüfen sollen. Trotzdem, ich glaube wir bleiben was wir sind, denn wir sind stark und wenn man (der Staat) das Individualistentum auch mehr anerkennen würde, dann hätten wir auch mehr Leute, die nicht als Hartz IV Empfänger enden, sondern wieder mehr Mut zum Leben hätten und Energie entwickeln würden.

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Mo, 18.1.2010: Das wahre Fest der Nächstenliebe...
 

...fand für mich am 5.1.2010 statt. Es ärgert mich immer, wie "dankbar" die Menschen doch in Bezug auf Freikarten sind. Sie besitzen sogar die Unverfrorenheit ihre Adresse zu hinterlassen, damit sie im nächsten Jahr, weil sie umziehen, auch eine Freikarte bekommen oder eine weitere wollen, weil sie jetzt geheiratet haben, die Nachbarn auch welche haben oder sie äußern Wünsche bezüglich des Datums. Lieber geht die Familie getrennt in den Circus als eine Freikarte verfallen zu lassen. Um so erstaunter war ich, als an diesem besagten 5.1. im Pulk der vielen, die nun die letzte Möglichkeit die Freikarten einzutauschen nutzten, eine Familie war, die mit vielen Kindern beglückt war, aber leider nicht reserviert hatte und nun keine Karten mehr in der gewünschten preiswerten Sitzkategorie bekommen konnte. Ganz spontan reichte eine Besucherin aus der Schlange der an der Kasse Wartenden ihre Freikarte nach vorne und meinte: "Vielleicht ist Ihnen und ihrer Familie damit geholfen." Die Familie war ganz sprachlos und die Umstehenden klatschten spontan Beifall. Das war ein Augenblick, der alle sehr berührt hat. Einige Kunden später war die Spenderin an der Reihe und meinte: "Dann kann ich mir selbst auch eine Belohnung gönnen und möchte gerne einen Logenplatz!" Ich glaube, dass ich auch im Sinne der Direktion gehandelt habe, wenn ich der Dame eine ermäßigte Karte gab, obwohl sie keinen Ermäßigungsanspruch hatte. Die Frau war richtig sprachlos und überglücklich. Sie reichte mir die Hand und sagte: "Dies ist ein schöner Tag!"

Wehmut kommt auf, wenn einen Tag später die letzte Vorstellung des 14. OWC stattfindet, Frau Oschkinat fand während des Finales wieder dankende Worte für uns. Auch nach 12 Jahren ist neben einem Teil Routine eben immer noch das ganze Herz mit diesem Circus verbunden. So manches  Finale beginnt mit den Worten: "Alles was ein Anfang hat, muss auch ein Ende haben". Unser persönliches Finale kam ein paar Tage später, als Frau Oschkinat es anders ausdrückte. Sie bezeichnete es als Sendepause, denn ziemlich abrupt und ohne jegliche Begründung kam die Kündigung. Spielen die Kosten eine Rolle? Laut Aussage von Anja Oschkinat war in diesem Jahr ein Besucher-Rückgang von 25 Prozent zu verzeichnen. Nachdem es kein Liveorchester mehr gibt, ist nun auch der Posten des Ansagers frei? "Wer Peanuts zahlt, bekommt Monkeys", so ein Spruch von Anja. Wir hoffen und wünschen, dass sie Ersatzpersonal bekommt, das dem Weihnachtscircus würdig ist, verdient hat er es. Dieses den Lesern meines Tagebuches nur zur Info, um Gerüchte und Spekulationen einzudämmen. 

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Mo, 7.12.2009: Ungewöhnlicher Tierdiebstahl und unseriöse Circusmanieren

Es gibt Leute, die logieren in einem Nobelhotel und haben aber trotzdem Appetit auf Fischstäbchen, was so eine Sterneküche nicht auf dem Speiseplan hat. So brachte Klaus als Überraschung die Fischstäbchen an die Rezeption, wo man diese an einen anderen Bediensteten weiter gab. Der Küchenchef wollte die Tierchen auch gerne für den Stammgast zubereiten, aber in der Küche kamen diese nicht an. Welche Schlagzeile: "Fisch(stäbchen)" aus Luxusherberge entführt. Aber es war wohl nur ein logistischer Fehler, denn nach ein paar Stunden waren sie doch in der Pfanne.

Zum anderen liest man ja, dass Circusunternehmen es teilweise lieben ihren Namen zu ändern und damit für Verwirrung sorgen, was einige zu Mutmaßungen von unseriösen Machenschaften kommen lässt. Nun war ich in Berlin und wollte zum Hauptbahnhof. Der liegt ja nun im Ostteil der Stadt, in der Nähe des Spreeparks, mir noch von unserem dortigen Engagement bestens bekannt. Man ist ja froh, wenn man sich in einer Stadt auskennt und man sich nicht durch unverständliche Busfahrpläne lesen muss. Es machte mich auf der Fahrt nur stutzig, warum ein Circus sein Gastspiel am Hauptbahnhof ankündigte und in Klammern die Invalidenstraße nannte. Sollte dieser Circus nicht ganz ortskundig sein und somit wieder für Lacher für seine falschen Plakate sorgen? Nun wurde ich unsicher und fragte doch mal nach und erfuhr, dass der Hauptbahnhof nun der Ostbahnhof ist und der Bahnhof Invalidenstraße (eine ehemalige S-Bahnstation) nun als Hauptbahnhof ausgebaut wurde. Aha, also auch die Bundesbahn neigt zu Umbenennungen und Verwirrungen. Aber ich war wohl schon lange nicht mehr in mein Heimatstadt, um solches mitbekommen zu können. Auch die Preispolitik scheint nicht überall identisch zu sein, denn auf der Hinfahrt erklärte man mir, dass es keine Schülerfahrkarten gibt. Auf der Rückfahrt bekam ich aber eine. Und wer schon mal eine mehrstündige Nachtfahrt in einem Abteil mit so genannten Ruhesessel verbracht hat (der Werbeslogan lautet: Hier werden Träume wahr), der definiert das Wort Ruhe danach völlig anders. Es ist erstaunlich wie viele unterschiedliche Töne ein menschlicher Körper produzieren kann. Wenn man das mit den ca. 30 Reisenden multipliziert ein musikalischer Ohrenschmaus. Außerdem lernt man auch etwas über Klimaerwärmung und Zerstörung der Ozonschicht, wenn man sich über Stunden in einem ungelüfteten Raum aufhält. Die Stimmung kann durch Verspätungen und Personal, was genauso ratlos ist wie die Reisenden, nicht besser werden. Die Reise war also wirklich ein Erlebnis und wir waren froh als wir endlich wieder ein Chapiteau sahen und in unser Bett fallen konnten. Mein Sohn meinte: "Zuhause ist es doch am schönsten!" Wie Recht er doch hat. Aber er meinte damit nicht nur unsere 4-Wände, sondern eben das Leben, wie wir es leben.


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Ein Wassersack, der sich gebildet hatte und es einen erstaunt, welche Last ein Zelt aushält und wie man Material belasten kann, hatte Tage zu vor seine ganze Aufmerksamkeit gefordert. Bei einem plötzlichen Wolkenbruch, es schüttete wie aus Eimern, bildete sich in Windeseile ein Wassersack. Nach erfolgreichen Bemühungen unseres 15-jährigen Filius, steht das Zelt wieder aufrecht und ist dem nächsten Regenguss besser gewappnet.

Allen ein frohes Weihnachtsfest und auf ein circensisches 2010 - BATAMA & family

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Mo, 17.8.2009: Oldtimer-Treffen

nicht alles was einem durch den Kopf geht, kann man auch in Worte fassen und einiges, was man so liest, macht einen sprachlos. Gott sei Dank hat man gute, alte Freunde, denn ich glaube, heutzutage neue wahre Freunde zu gewinnen, ist um einiges schwieriger. Mancher nennt sich Freund, aber ich frage mich, ob er nicht eher mein Feind ist? Wir haben circensische Sommerpause und auch in diesem Jahr führte es uns nach Platschow auf den Elefantenhof. Zunächst konnten wir das Oldtimer-Treffen miterleben. Wirklich rein zufällig hatten wir an diesem Tag auch lieben Besuch von Ulla Müller. Sozusagen kann man das auch als Oldtimer-Treffen bezeichnen, denn Ulla Müller war Lehrerin bei Busch-Roland und hat damals auch Lillian und Nadja Kröplin unterrichtet. (Lang ist es her) Da die Verbindung zu den Circusleuten nie abgerissen ist, besucht man sich hin und wieder. Und da Ulla eine gute Freundin von Wolfgang Krenzola war, wurde sie sozusagen auch an Krenzola Junior weitergegeben. Wenn man also mit diesen befreundet ist, bleibt es nicht aus, dass man auch Ulla kennt, die dann auch mal einen Abstecher zu Weihnachten nach Offenburg macht. Jugendliche Frische, Aktivität und Elan hat also nichts mit dem Alter zu tun, sondern ist auch eine Lebenseinstellung.


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Spannend ist es jeden Tag auf dem Elefantenhof und als nächstes haben wir uns dann in die Vorbereitungen für die Dschungelnacht gestürzt. Im wahrsten Sinne des Worte für mich persönlich, denn ich hatte einen kleinen Unfall und äußeres Erscheinungsbild war gesichtsmäßig nicht ganz manegentauglich. Not macht erfinderisch und mit Sonnenbrille war ich zwar nicht die Attraktion
des Abends, aber bestimmt sehr stilvoll. Bobo hatte am Abend auch sein Debüt als Fakir auf dem Nagelbrett mit Frau Meyer. Und natürlich genauso stolz wie die Familie Frank-Kröplin sind wir als Eltern, wenn unsere Kinder das Bewusstsein für die Tiere übernommen haben und mit voller Verantwortung für die Tiere ihren Tag verbringen. Alle jammern und reden von Krise, aktiv und kreativ muss man sein und nicht jammern, das hilft nicht. Und ich glaube, dass die meisten  Tierleute, weil wir ja schon immer sozusagen mit Mist zu tun haben, auch eher mit dem Mist des Lebens umgehen können, um auf anderen Wegen wieder auf den richtigen Weg zu finden. Und wenn man sieht, wie vielen Menschen man Freude bereitet und sie unsere Arbeit zu schätzen wissen, dann macht einem unser Beruf mit den Tieren doppelt soviel Spaß. Natürlich findet man auf dem Elefantenhof die Elefantenfreaks und man mag es nicht glauben, dass besonders die Damen die grauen Riesen als Tattoo mit sich herum tragen. 

Es ist zwar ein hartes Arbeitsleben, aber nicht so, dass man nicht weiß, auch Feste feste zu feiern. Vielleicht sind wir da als Circus- und Tierleute noch nicht so ganz dem Medium Fernsehen verfallen, dass wir nicht auch nach einer besonders gelungenen Arbeit, dieses zu würdigen wissen und das nicht allein vor der Glotze, sondern in der Gemeinschaft. Wer mit den Hühnern aufsteht, geht auch mit ihnen schlafen, aber wenn es einen Anlass gibt, dann verbringt man ihn gemeinsam. So gibt es zwar genug Arbeit, aber man darf daran nicht den Spaß vergessen. So ist es ja nicht so, dass wir nur dem Publikum Freude bereiten, sondern die Besucher teils auch uns, denn wer uns sieht, den sehen wir ja auch. Manchmal fragt man sich, warum ein Besucher so animiert ist, dass er nun gleich einen afrikanischen Tanz aufführen muss. Nein, er hat nur eine Begegnung mit einer Wespe. Würde es regnen, würde Jeder nur meckern. Aber ein Besucher erregte unsere Aufmerksamkeit, weil er mit einem Taschenventilator sich etwas Kühlung verschaffte. Weil er das Gerät so seltsam hielt, dachten wir, dass er die Leute mit einem Mikrophon interviewen würde, aber ihm war es nur zu warm.


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Aber unsere Tiere zu beobachten, macht uns mehr Spaß. Meine Henne Bertha, drängt sich bei der Elefantenfütterung richtig aufdringlich dem Publikum auf und hüpft an ihm hoch, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nur ihr wurde jetzt die Show von Toni gestohlen, dem Pelikan von Hölschers, der sich sehr interessiert an der Seelöwenshow von Erwin Frankello zeigte. Er fand sich zur Vorstellungszeit dort immer ein und nahm zwischen den Besuchern Platz und verfolgte die Show. Während der Mann meiner Henne Bertha, der mir gar nicht gehört, sondern der aus Liebesgründen zur Henne zu uns gezogen ist,  nun mehr in sich selbst verliebt ist, weil ich seit kurzem einen Spiegel in meinem Wohnwagen habe und er sich selbst darin sehen kann und er nun den jede Gelegenheit nutzt, sich dort selbst zu betrachten. - Wie sagt man doch: Jedem Tierchen sein Pläsierchen!

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Mo, 30.3.2009: Freitag der Dreizehnte

Wir Circusleute sind  abergläubisch, dabei kommt es aber auch wohl darauf an, wo man lebt. Also Frau Oschkinat erzählte mir, dass Ihr Lieblingsitaliener ihr gesagt hat, dass in Italien die Dreizehn eine Glückszahl sei. Ich bin ja auch am Freitag, den 13.2. zum Tierlehrertreffen gefahren und trotz des Schnees nur etwas später dort eingetroffen, aber ohne Pleiten, Pech und Pannen. Dass auf der Heimfahrt die Handbremse vom Auto eingefroren war, fand an einem fünfzehnten statt und lag auch nur an fraulicher Dämlichkeit (sagt mein Mann!). Nun ist im März auch wieder ein Freitag, der 13. und der machte sich gleich ab 0.00h bei uns bemerkbar. Zwei Stunden hatte ich an einem unangenehmen Brief herumgedoktert und musste ihn nur noch abdrucken. Man drückt auf drucken und …………. nichts tut sich, man sieht nur eine Eieruhr. Ein zaghaftes „Klaus“ kam über meine Lippen, der ahnte es aber schon: Frauliche Dämlichkeit! Ich war noch die Ruhe selbst, lag wohl daran, dass ich Halsschmerzen hatte, aber der ruhige, besonnene Ansager geriet trotz der späten Stunde in Action. Der Computer wurde immer heißer, der Bildschirm immer schwärzer und mein Schreiben war auch nicht mehr auffindbar und der ganze Computer sagte dann auch keinen Pieps mehr. Also was soll man machen? Am besten ins Bett gehen, dieser Freitag der 13. war erst zwei Stunden alt, vielleicht sieht bei Tageslicht aber alles wieder freundlicher aus?

Das war aber nicht so, meine Halsschmerzen zogen sich bis in die Zähne und zum Ohr hoch. Dafür tropfte der Wasserzulauf an der Toilette, was meinen Mann schon seit Monaten vor Rätsel stellt. Wenn man morgens sich nicht wohl fühlt und dann mit nackten Füßen im Bad in kleine Pfützen tritt, findet man das nicht lustig. Auch ein neuer Morgen änderte nichts. Da wir eine externe Festplatte haben, war der Schaden nicht so groß, aber mein wichtiges Schreiben war trotzdem weg und unsere ganzen Mails, einschließlich aller Telefon- und Mailnummern. Das fand nun wiederum unser Sohn ganz okay, denn auch seine Online-Hausaufgaben waren somit verschwunden und da es nicht regnete, wollte er lieber den Auspuff am LKW wechseln. Das sollte man an einem Freitag den 13., besser nicht machen, es klappt nicht. – Während mein Mann zum Computerdoktor unterwegs war, entfalteten sich meine Schmerzen am Unterkiefer ins Unerträgliche. Ich konnte kaum noch sprechen und dachte, dass ich bei jedem Schritt gleich umfalle. So gab es dann auch erst später Mittagessen, was dann den ganzen anderen Zeitablauf durcheinander brachte. Ein Computer ist schneller repariert als ein Zahn, aber bis dann alles wieder auf dem Computer so ist, wie es sein soll, das dauert. Schwieriger ist es, einen Zahnarzt zu finden. Ich weiß nicht, wenn ich samstags den Notdienst anrufe, tue ich das bestimmt nicht, weil mir langweilig ist. Und Notdienst ist ja auch übertrieben, wenn dieser nur zwei Stunden zur Verfügung steht. Helfen tut der Notdienst nicht wirklich, aber immerhin hat man nun eine Bestätigung, dass man wirklich Schmerzen hat.

Neue Stadt – neues Glück! Also Anruf beim Zahnarzt: Ich habe Zahnschmerzen! Man bekommt immerhin eine Antwort des Bedauerns, aber Termine gibt es erst wieder in zwei Monaten. Da die Hoffnung bekanntlich zu letzt stirbt und man nicht aufgibt, hat sich dann doch ein Arzt meiner erbarmt.  Bzw. man muss ja erst mal die Hürde der Sprechstundenhilfe überwinden (Danke Dr. Schulz & Team in Rheinbach, rundum alles sehr patientenfreundlich, da könnte man direkt auf den Geschmack kommen, öfter Zahnschmerzen zu haben). Somit etwas lebensfroher kehrte ich am Dienstag vom Arzt nach Hause zurück und an einem Reisetag sollte man sich auch mal was gönnen, nämlich einfach nur mal ein halbes Stündchen sich aufs Sofa legen. Nee, denn anscheinend war auch am Dienstag immer noch der 13., denn kaum hatte ich Sofakontakt kam mein Sohn und deutete mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen Zeh. Der Zehnagel war dunkelblau und zwischen Nagel und –bett lief das Blut, also ab mit Papa ins Krankenhaus. Gut das die Situation nicht lebensbedrohend war, denn dieses Krankenhaus brauchte zwei Tage mit Röntgen, CT etc. um festzustellen, ob was gebrochen war, solange erst mal Gips. Gott sei Dank, es ist eben nur der Zehnagel, der sich bald verabschieden wird und eben sehr weh tut, aber es gibt Schlimmeres.


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Und wie man sieht, wenn es darum geht mal mit dem Radlader in luftige Höhen gehoben zu werden (um einen Wasserschlauch über die Straße zu ziehen), dann ist auch der Restschmerz vergessen. Die Toilette ist auch repariert und da der Junior auch wieder fit ist und die Sonne scheint, kann man nun zu zweit dem LKW-Auspuff zu Leibe rücken. – Ich werde Schuhe putzen, denn bei dem Regen und dem Matsch ist es nicht so leicht, so sauberen Schuhwerkes in die Manege zu kommen, wie es sich gehört. Man liest da ja so einige Kritik, die nicht unberechtigt ist, aber wer Tiere hat, kann sich seine Wege, um sauberen Schuhwerkes in Manege zu kommen, nicht immer so aussuchen. Ich persönlich finde es schrecklich, wenn man unsaubere Schuhe hat. Ich habe vor Jahren Shirley Dean bei Barum gesehen und war fasziniert, allerdings habe ich mich kaum an ihre Darbietung erinnert, mir fiel auf, dass sie super saubere Schuhe hatte. In Offenburg beim OWC habe ich letzten Winter Shirley persönlich kennen gelernt und sie darauf angesprochen, wir haben viel darüber gelacht. Natürlich nimmt man sich solche Kritik zu Herzen, aber wenn man es ändern könnte, würde man es tun. Aber auch dieses macht den Circusbesuch zu einem Live-Erlebnis.

Manchmal sind es ja die „Kleinigkeiten“, die einen beschäftigen und die wichtigen Dinge geraten zu schnell in Vergessenheit. Es gibt Dinge, die sind für uns Circusleute immer präsent, auch wenn sie nicht gerade in den Medien für Schlagzeilen sorgen. Ich habe in den letzten Wochen vieles gelesen, was die Gemüter zum Kochen brachte, aber jetzt hat sich wieder Frühlingsstimmung breit gemacht und beim nächsten „Unwetter“ erinnert man sich wieder, dass es auch andere Zeiten gibt. Es hat aber nichts mit der jeweiligen Stimmung zu tun, sondern jeder, der Tiere hat und auch seinen Beruf damit verbindet, weiß, dass es nicht nach Lust und Laune geht, sondern mit Liebe, ständigem Einsatz und der täglichen Wahrnehmung der aktuellen Situation.

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Fr, 23.1.2009: Schade! Kein (Weihnachts-) Circus mehr!

Ich hoffe, dass jeder normale Besucher eines Weihnachtscircus eine Circus-Veranstaltung besucht hat, die ihn auch zufrieden gestellt hat. Bei den Circusfreunden muss ich jedoch davon ausgehen, dass sie  noch weiter wetteifern, wer nun den besseren gesehen hat und welcher Circus wie viele Besucher hatte usw., usw., usw. – Das war ja richtig Stress, was sich zur besinnlichen Weihnachtszeit so mancher Circusfreund angetan hat. Reisen von Circus A nach Circus B, um bei Circus C darüber nachzudenken, ob A oder B besser waren.

So wünsche ich für 2009 ein zufriedenes Circuserlebnis und …

Wenn es um das Wetteifern bei Besucherzahlen geht, ist es nicht mein Ding, da mitzubieten. Ich hätte aber etwas anzubieten, was bei den meisten Circusfreunden nicht zu den circensischen Highlights zählt, aber bei den Offenburger Bürgern, der Gottesdienst! – Da gibt es Besucherrekorde! Und der Kritiker, der dem Circus zu neuen Wegen rät, hätte da einen Eindruck, wie vielseitig Circusleute sind. Außerdem hat es noch Niemandem geschadet, an etwas zu glauben und wir Circusleute sind gläubig. Dass die ortsansässigen Kirchen  neidisch auf unsere circensisch-kirchlichen Besucherzahlen blicken, lässt doch Rückschlüsse zu. Wir haben schon mit Großbildleinwand den Gottesdienst ins Foyer übertragen, da nicht mal mehr eine Maus im Hauptzelt ein Plätzchen gefunden hätte. Selbst an anderen Sonn- und Feiertagen schauen ca. immer 100 Leute vorbei, in der Hoffnung, dass es vielleicht einen Zusatzgottesdienst gibt. Die ZDF-Übertragung des Gottesdienstes 2002 hatte Höchsteinschaltquoten und wir selbst hatten Resonanz von uralten Freunden, wo  der Kontakt abgebrochen war. Aber wir Circusleute werden selbst von der Kirche vernachlässigt. Es spielt bei uns keine so erstrangige Rolle welche Konfession, wir sind multi-kulti, aber wir möchten auch eine Person für uns und nicht Mister No Name. – Namen wie Pangritz, Leuschner oder Schönig, das waren nicht nur Namen, sondern Persönlichkeiten des Vertrauens, die in Circus- und Schaustellerkreisen bundesweit bekannt waren. Sorry, aber als Evangelist muss ich jetzt meine Sorgen einem Vertreter in der zuständigen Region anvertrauen, den muss ich erst mal ausfindig machen,  obwohl er für uns Circusleute zuständig ist. Früher, ja früher, da war das alles anders. Und wir hatten nicht nur unseren Zuhörer für unsere Sorgen, sondern jemand, der an unserem Leben teilgenommen hat und das konnte gerne auch mal eine zünftige Party sein. Mann, ich erinnere mich an Zeiten, wo noch „M-T-S“ in der Deutschlandhalle stattfand, da gab es auch einen Gottesdienst und anschließend nicht nur ein „Abendmahl“.


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Nach 5 Jahren bekomme nun auch ich mit, dass es einen neuen Mann bei den Katholiken gibt. Nun, man hält ihn optisch eher für eine Auferstehung von Sherlock Holmes. Lustig wie im Krimi beim diesjährigen Gottesdienst, da hätte man doch fast den Gottesdienst ohne ihn angefangen, weil er wohl bei dem köstlichen Hotel-Frühstück die Zeit vergessen hat oder woran lag’s? Aber mein Mann ist ja schon ein erprobter „Prediger“, seine diesjährige Test-Einlage wurde sogar von den Gottesdienstbesuchern in schriftlicher Form als Andenken angefordert. Im Stillen hätte ich vielleicht eine Fürbitte für den echten CIRCUS erwartet. Und ich muss nicht erklären, was ich darunter verstehe. Ich selbst würde mir wünschen,  dass auch unsere Kinder mit dem gleichen Stolz und Verantwortungsbewusstsein die Tradition weiter fortsetzen können und darin von all den Freunden des Circus und der Tiere unterstützt werden.

... gerade deshalb, allen ein besonders animalisches Circuserlebnis 2009!

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Do, 6.11.2008: Ach was, das ist doch interessant!

Eigentlich war mein Tagebuchartikel schon längst fertig. Darin hatte ich mir so meine Gedanken über gewisses Verhalten gemacht, aber kein passendes Foto zum Text gefunden. Aber die Zeit rennt und ist schnelllebig, heute gelesen oder gehört und morgen schon nicht mehr aktuell, es gibt andere „Sensationen“  und Spekulationen. Aber über etwas sehr weltbewegendes konnte ich kürzlich in einer ordentlichen Tageszeitung lesen. Halbseitig und in Farbe bebildert, las ich da über eine Zoo-WG zwischen Elefanten und Hühnern. Über dies wohl so einmalige Ereignis wurde selbst ein Artenschutzexperte zu Wort gebeten. Ich suchte nun selbst in unserem Fotoarchiv, fand aber kein einziges Foto meiner Hühner in einer dieser WG-Szenen. Wahrscheinlich würdigen wir dies als Circusleute nicht mit dem nötigen Ernst der Wissenschaft. Meine Hühner sahen mit ihrer Anwesenheit um Sonny Frankellos Elefanten auch keinen Unterhaltungsaspekt für die grauen Riesen oder umgekehrt. Aber Elefanten krümeln beim Fressen und auch was hinten heraus fällt, hat auch noch genug unverdaute Leckerbissen in sich. Die Gefahr für’s Huhn lag in meinen Augen darin, dass das Huhn bei der „Futterausgabe back stage“ von oben den Blick auf dem Boden hat und durch den Nachschub erschlagen wird. Ein Mäuschen hat so leider einmal sein Leben lassen müssen.

Ich frag mich nur, warum kümmert sich die Wissenschaft nicht um die Tiere, die die  Zeitumstellung verarbeiten müssen? Meine Hühner sind Freigänger, sie richten sich nach der Sonne und kommen nach Hause, wenn die Dämmerung einsetzt. Die ersten zwei Tage nach der Umstellung bemerkt man trotzdem bei ihnen eine Verwirrung, das es nicht zusammen passt, dass die Vorstellung noch läuft und es trotzdem dunkel ist. Unser „Couch potato“ (Hund) hat da kein Verhältnis zur Sonne, seine innere Uhr will um 18 Uhr Sommerzeit sein Fressen und einen richtigen Spaziergang machen. Die Winterzeit ist ihm im wahrsten Sinne Sch… egal!

Die Reisesaison neigt sich nun für uns langsam dem Ende zu, bevor es wieder nach Offenburg zum Weihnachtscircus geht. Es war eine sehr schöne Saison, auch wenn sie ganz anders verlief als man im März noch erahnen konnte. Natürlich auf meiner letzten Fahrt in der Saison musste ich mich noch verfahren. Allerdings eigentlich hat sich mein Mann verfahren, der ist dem Navi gefolgt und ich nur den Hinweisschildern und schon waren wir getrennt. Aber dann in der Gastspielstadt ist die Frage: Wo muss ich hin? Früher gab es ja auch keinen Navi und wir haben immer die Plätze gefunden. Komisch nur, wenn man nach dem Weg fragt, trifft man nur auf Touristen und mit einem Sattelauflieger wird man als Suchender auch eher zu einem Verkehrshindernis. Ein älterer Herr per Drahtesel war dann so nett und wollte unbedingt mir vorausfahren. Ich sagte noch so aus Spaß: „Aber nehmen sie bitte nicht den Fahrradweg!“ Und genau das passierte, er bog in einen Waldweg ab. Nun Circusplätze haben ja manchmal die unmöglichsten Zufahrten, also folgen oder nicht? Ich entschied mich dann doch eher dagegen und als ich dann auch ohne seine Hilfe am Circusplatz angekommen war, kam auch mein Opa angeradelt und war ganz erbost, dass ich ihm nicht über die Abkürzung gefolgt bin. Wer weiß, vielleicht wäre es gut gegangen. Aber in Mainz habe ich auch einem Fußgänger Glauben geschenkt und stand dann vor einer Brücke mit 3,80m und musste rückwärts bergab wieder den Rückweg antreten. Daran zu denken verursacht bei mir immer noch Gänsehaut.

Es ist auch seltsam, dass die Circusplätze im Sommer Asphaltplätze sind und am Hallenbad gelegen und jetzt im Herbst stehen wir auf herrlichen Wiesen an Seen oder Freibädern Das erste herbstliche Windchen erlebten wir auch genau beim Herausziehen des Zeltes. Die Arbeiter schwebten plötzlich und unerwartet wie die Engelchen durch die Lüfte. In einem solchen Moment zum Fotoapparat zu greifen, hätte das Foto des Jahres ergeben, aber daran denkt man dann weniger, man hilft, wo man kann.


Foto: © www.batama.de

So und nun ergibt sich immer noch die Frage, welches Foto ich dem Text beiordne? Ich muss ja immer schmunzeln, wenn Gestalten um den Circus schleichen und fotografieren und wenn sie sich beobachtet fühlen, dann schnell den Apparat verstecken. Außerdem ihre Beobachtungen gehen immer höchstens nur bis zum herunterlassen der Masten, dass die Kleinarbeit, wie z.B. Anker ziehen auch dazu gehört, das wird dann nicht so beachtet und dauert ja auch zu lange und bringt keine tollen Fotos. Leid tat mir nur ein kleines Mädchen, was sich bei strömendem Regen am Vormittag die restlichen Abbauarbeiten ansah und ein weiteres Augenmerk dabei auch auf unseren Sohn geworfen hatte. Nur leider als sie dann ein Foto hätte machen können, da versagten die Batterien. Aber das sind die wirklichen Fans, die das Angebotene ohne Wenn und Aber so in sich aufnehmen und nicht die Dinge mit mehr Kritik als Anerkennung nur hinterfragen müssen. So nur ein Foto aus unserem Archiv, was keine neue Science-Fiction Produktion darstellt, sondern einen plötzlichen Wassereinfall in die Manege zwischen den Vorstellungen, der mit zusätzlichem Feuerwehreinsatz schnellst möglichst behoben werden musste.

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Sa, 30.8.2008: Freunde, Geburtstage und Elefanten

Vor 30 Jahren saßen wir mit Sonny Frankello und seinen Eltern im Camping im Temprodrom in Berlin und einige Zeit danach trat mein Mann mit Lilian und Nadja Kröplin im TV bei „Einer wird gewinnen“ auf. Wer hätte damals gedacht, dass wir 2008 unsere Sommerpause auf dem Elefantenhof von Lilian und Sonny in Platschow verbringen werden. Im Laufe der Jahre ist man sich natürlich auch des Öfteren begegnet etwa beim Berufsverband der Tierlehrer oder beim Weihnachtscircus in Offenburg. 2005 war ich mit Krenzola jr. zum Kürbisfest auf dem Elefantenhof und schon damals total davon begeistert. Ein Zelt, total auf afrikanisch gestylt, zog mich schon seiner Zeit in den Bann. Die Familie hat nicht nur circensisches Können sondern ist auch handwerklich sehr geschickt, so dass die Deko teils in eigener Handarbeit gefertigt wurde.


Foto: © www.batama.de

Dieses Ambiente nutzen wir nun auch für eine Party, denn mein Mann feierte einen runden Geburtstag und saß zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Elefanten. Ich glaube in Zukunft wird er den Elefantenreiterinnen mehr Respekt zollen. Ich saß schon bei Busch-Roland auf Jeany Büglers Rüsseltieren, es sieht eben manches einfacher aus als es ist. Auch Bobo, unser Sohn, hatte Geburtstag und als Überraschungsgäste kam sein Freund Patrick Malmström mit Bruder Marko und Familie, denn die Beiden gingen in Offenburg schon zusammen in den Kindergarten und obwohl man sich höchstens einmal pro Jahr treffen kann, ist diese Freundschaft unzertrennlich.

Auf dem Elefantenhof gibt es ja nicht nur Elefanten, sondern auch anderes Getier und eben viele Besucher und somit viel Arbeit. Wie man Pommes macht, habe ich bei Herrn Fleischmann in seinem Erlebnispark in Memleben 2005 erlernen dürfen, diese Fertigkeit kann ich nun auch hier in den Dienst stellen. Circusleute sind eben vielseitig. Und vielseitig ist auch das Angebot im Elefantendorf. Da gab es schon die Dschungelnacht. Sonny als Häuptling Bambulini und Nadja als Gazelli man kann es nicht beschreiben, man muss es erleben, wie einige Circusfreunde aus dem Norddeutschen Raum. Halbschwester Mona als Medizinfrau war so echt, dass einigen Besuchern, erst mal der Atem stockte. Am 31.8. ist das Kindercircusfestival, wofür auch Sohn Marlon und Bobo sich eine eigene Nummer haben einfallen lassen. Wenn der Park um 18 Uhr seine Tore schließt, geht es weiter hoch her, wenn die Kids probieren, ist die ganze Familie mit Eifer dabei. Jeder, ob es die Geschwister  Erwin oder Jennifer oder Oma Marion ist, jeder gibt seinen „Senf“ dazu und es ist immer trotz eines anstrengendes Arbeitstages ein spaßiger Abend. Aber man macht sich auch seine Gedanken, was man am Kürbisfest am 14.9. präsentiert – für jedes Fest wird umdekoriert und ein verändertes Programm gezeigt.

Und dann gibt es die Chaostage: Sonny musste mit dem LKW weg, den aber jemand nicht ausgeladen hat. Der Arbeiter, der schnell beim Entladen helfen soll, hat aber erst mal Mittagspause. Erwin hat vergessen seinen Fisch für die Seelöwen aufzutauen und gleich ist Show. Ein aufziehendes Gewitter bringt etwas Unruhe in die Tiere und mitten in den Proben für den Kinderzirkus verletzt sich Bobo an der Hand. Klaus musste dann mit ihm ins Krankenhaus, wo der lädierte Finger  genäht werden musste. Da ist man dann mit seinen Gedanken ganz woanders, aber davon darf das Publikum nie was bemerken. Umso erstaunter war Lilly, als Sonny mittendrin ihr in aller Öffentlichkeit einen Kuss gab. Ja, auch das muss mal sein.

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So, 6.7.2008: Fußball und "Musik hängt in der Luft"

Es gibt ja nichts peinlicheres als, wenn bei einer Vorstellung der Strom ausfällt und davon die Licht- oder Tonanlage betroffen ist. Ich möchte gar nicht von der Gefahr sprechen, die bei einem Stromausfall eventuell für eine Nummer in Betracht kommt. Aber hinter den Kulissen bricht bei den Verantwortlichen dann der Schweiß aus, um den Fehler schnellsten zu beheben. Wenn man aber  bei der EM entspannt vor dem Fernseher sitzt und man dann mit einem Ton- und Bildausfall konfrontiert wird und man kein so 100%tiger Fußballfan ist, dann kommt dabei eine gewisse Schadenfreude auf. Ich möchte nicht wissen mit welcher Hektik dort nach dem Fehler gesucht wurde. Bei uns fiel meist der Fernsehempfang aus, weil die Satellitenanlage auf Regen reagiert, wenn sie nicht perfekt eingestellt ist. Und es regnet immer, wenn im Fernsehen mal etwas Spannendes zu sehen ist.


Foto: © www.batama.de

Bewundernswert wie friedlich und als Party diese internationalen Spiele ablaufen können. Als wir in Bochum gastierten und das Stadion dort in einigen Metern Entfernung vom Platz liegt, ist es schon beängstigend, wenn Hundertschaften von Polizisten die Fans vom Bahnhof zum Stadion begleiten müssen. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Polizei war unser Circus aber gut geschützt und dass mein Mann von den bekannten TV-Polizisten Toto und Harry „verhaftet“ wurde, war nur ein Gag. Inszeniert hatten unsere Kids die Sache, denn auch Circuskinder haben Kinderwünsche, die die Polizei spontan erfüllte – vielen Dank. Aber wir haben auch schon andere Erfahrungen gemacht, wo die Polizei überfordert war und nur empfahl Frauen und Kinder lieber zu evakuieren. Bzw. wenn man sie braucht, sind sie nicht wirklich zuständig oder man ist nicht  Opfer, sondern letztendlich Täter. Als wir und Passanten zwar nur von einem Einzelnen belästigt und sogar verletzt wurden, war die Empfehlung, den armen Mann nicht anzuschauen oder anzusprechen, er mag das nicht. Und selbst wenn nachts die Circuswagen als Schießscheibe für einen Waffennarr herhalten müssen, muss man als Gegenmaßnahme eben sich selbst schützen. Hinterhältig finde ich aber, dass die Polizei so Kästchen aufhängt und einem dann Fotos mit schlechter Qualität zusendet, die man auch noch bezahlen muss.

Kaum im Sommerquartier angekommen, hatten wir den Verlust eines Huhnes zu melden. Leider war dafür keine Polizei zuständig, denn der Dieb war ein Fuchs. Sonst ist hier auch nichts los. Wenn man den Mais wachsen hören möchte, dann ist man hier richtig untergebracht. Natürlich gibt es im Circus immer was zu tun und da mit Musik alles besser geht, so auch bei den Mitarbeitern. Sie besitzen eine CD, die man seit Saisonbeginn nun bei jeder Gelegenheit abspielt. Man versteht zwar nicht, was da gesungen wird, aber in einem Lied heißt es: Hopa hopa hopa! Dies passt hervorragend, wenn man mit dem Auto über die Kopfsteinstraßen fährt. Umso erstaunter war man, als neulich uns doch mehr bekanntere Musikstücke entgegen schallten. Woher kam plötzlich diese Vielfalt musikalischer Genüsse? Der nächste Laden, wo man evtl. solche Dinge erwerben kann, liegt mindestens 15 km weg von uns. Die Verständigung ist zwar nicht so einfach, aber soviel haben wir doch kapiert, dass die CDs im Wald an den Bäumen „wachsen“, da sollen sie allerdings den Autofahrer gegen das Wild schützen. Wer käme auf die Idee, dass diese CD’s auch bespielt sind? Nun wissen wir es ja, aber bitte: Liebe Kinder - nicht nachmachen!

Diesmal möchte ich auch Grüße senden: Nach Berlin an Gerd und Familie und meine Schwägerin, der wir auf diesem Wege weiterhin alles Gute wünschen.

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So, 11.5.2008: Was ist gefährlicher Tiger oder Insekt? – Und andere lustige Unfälle

Während mein Mann durch den Tigerbiss etwas eingeschränkt über den Platz lief, passierte folgendes: Er musste zur täglich Versorgung der Wunde ins Krankenhaus und nahm gleich unseren Zeltmeister mit, weil dieser seit Tagen mit schiefem Kopf herum lief. Man macht so seine Witze, von wegen ‚raus aus dem warmen Bett und dann nach Hause’, aber der Mann beschwört, dass seine Schmerzen von einem Insektenstich kommen. So kamen beide im Krankenhaus an und mein Mann wurde gleich behandelt, denn Tigerbiss, dies klingt ja gefährlich. Dann kam der Insektenstich an die Reihe und wurde gleich zur Not-OP dort behalten: Drei Tage Krankenhausaufenthalt!  Man sollte eben keine voreiligen Schlüsse ziehen. Mein Opa war Imker und mich haben als Kind bestimmt Bienen in Massen gestochen. Während meiner, inzwischen auf Eis gelegten, Rolle als „Assistentin aus dem Publikum“ saß ich wartend im Publikum und trotz nicht so warmen Wetters wurde mir immer wärmer, fast heiß und mein ganzer Körper juckte. Ich entschuldige mich für meine damaligen Gedanken, weil ich dachte, dass ich mir durch die neben mir sitzenden Personen im Publikum Flöhe oder andere Ungeziefer „angelacht“ habe. Ich fand das gar nicht lustig, nur mein Mann fing an zu lachen und ich merkte auch, dass ich mich veränderte. Ich fühlte mich so, als ob ich immer dicker wurde. Was mein Mann im Nachhinein bestätigte und ich dabei auch rot wie ein gekochter Krebs war. Man konnte nach Beendigung unserer Rola-Nummer nur noch den Notarzt rufen, da ich wie ein Michelin-Männchen aufgeblasen war. Was sich dann als Insektenstich-Allergie herausstellte, weil mich eine Wespe/Biene gestochen hatte.

Wenn man dies weiß, bleibt sie Sache trotzdem gefährlich, aber hat auch lustige Seiten. Denn als es ein weiteres Mal passierte, hatte ich meine Netzstrumpfhose an, dadurch war die Schwellung am Bein, wie das Muster der Strumpfhose. Solche wabenartige Schwellung war dem Arzt zunächst sehr fremd und mit dem Begriff Netzstrumpfhose kann so ein Mediziner nichts anfangen. Bei meinem „Glück“ erwischen mich diese Tiere immer im Kostüm und so holte mich auch der Notarzt ab. Nach einer Spritze kann man dann eigentlich auch wieder das Krankenhaus verlassen. Ins Krankenhaus kommt man mit dem Notarztwagen, den Rückweg muss man selbst organisieren. Notfalls muss man laufen, wenn der Weg nicht so weit ist. Aber geschminkt, im Manegen-Bikini und nur Bademantel zu Fuß durch die Stadt, das ist dann doch peinlich. Beim nächsten Mal war ich klüger, ich nahm meinen Mann als Chauffeur. Eine Frau Doktor war für mich zuständig und ich sollte mich ausziehen. Damals war meine Frau Meyer (mein Alligator) noch sehr klein und ihr liebstes Hobby, mir auf den Schoß zu krabbeln oder mit dem Schwanz zu schlagen. Also waren meine Oberschenkel (von den Krallen) und mein Rücken (von dem Schwanz) mit blauen Striemen übersäht. Diese blauen Striemen veranlassten Frau Doktor erst mal dazu, meinen Mann des Raumes zu verweisen. Als ich auf ihre Fragen was von Circus und Krokodilen erzählte, meinte sie, dass sie schon andere und bessere Ausreden gehört hätte. Dass dies wirklich der Wahrheit entsprach und meine Striemen wirklich nur von den Tieren sind, hat sie nicht wirklich geglaubt.


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Damals in Belgien hat sich mein Mann den Fuß gebrochen und weil er in Gips war, musste ich unsere Rola-Nummer alleine bestreiten. Etwas später benötigten wir einen Tierarzt und hatten den Sohn von den Babusio-Clowns gerufen, weil er Tierarzt ist. Er kam wegen der Schlange, aber in der Vorstellung war ich umgeknickt und so konnte der Tierarzt mich auch gleich mitbehandeln und er stellte fest, dass ich mir den Fuß gebrochen hatte. Wie lustig - Familie Kaulis in Gips, der eine rechts am Fuß, der andere links – so konnten wir uns ein Paar Socken für die gesunden Füße teilen – ist doch praktisch! Und wenn wir heute das alte Foto aus dem Jahre 1982 vom Wiener Circus betrachten: oh jeh, wie die Zeit vergeht!

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Sa, 15.3.2008: Löwenfraß und Tigerbiss

Nach 14 turbulenten Tagen haben wir es uns verdient auch mal abends Essen zu gehen und in Celle haben wir schon oft  Löwenfraß (rohe Rinderroulade) und viele Ratzeputz in geselliger Runde bis spät in die Nacht verköstigt. Und jetzt! Ab 21.30h bleibt die Küche kalt und in anderen Wirtschaften sah es nicht anders aus. Nur ein fremdländischer Familienbetrieb hatte noch ein Herz für ein paar hungrige Circusleute. Aber nach Emma und Kerstin,  was kann einen da noch schocken? Für unsere Fahrt von OG nach Brandenburg hatten wir einen Fahrer engagiert, der auch kam, aber angesichts der Nachrichten über Emma und der bevorstehenden 700KM Fahrt zog er wohl doch sein Hartz IV-Dasein vor. So fuhr ich unserem Camping nach Brandenburg, so war mein Plan, aber wegen des Sturmes und der Warnstufe für Brandenburg unterbrach ich des Nachts meine Fahrt und suchte Asyl beim Circus Voyage. Gerade noch rechtzeitig, denn bei dem Wetter ist man nicht gerne auf der Autobahn. So war es ganz nett mit ein paar Freunden dann den Tag zu verbringen, aber es muss ja auch weitergehen. So habe ich mich entschlossen den Camping dort stehen zu lassen und mit der Bahn erst mal wieder nach OG zurückzufahren. Mit zwei Tagen Verspätung waren wir dann in Brandenburg, unserer Premierenstadt angekommen. Und auch ohne Sturmwarnung windete es noch sehr heftig. Zwei Tage Verspätung sind eben zwei Tage und ich durfte ja nebenbei nicht vergessen meine restlichen Küchentüren abzuholen, die man nicht mehr nach OG liefern konnte. Man glaubt es ja nicht, aber wenn dann zur Premiere pünktlich die Musik erklingt, dann wurden doch Wunder wieder war.

Aber solche Glücksmomente sind nicht von langer Dauer, denn kaum hatte mein Mann die erste Darbietung, die Löwen von Heiko Olf und seinem Neuzugang, dem Tiger, angekündigt, war es auch vorbei damit. Mein Mann wurde von dem Tiger, der sich mit dem Netztunnel zwei bis drei Meter bewegen konnte,  „angegriffen“ und dabei am Unterschenkel erwischt. Als erfahrener Routinier hat er die Ansage fortgesetzt bis der Rettungsdienst eintraf. Deshalb an Alle unseren Dank, die sich nach dem Befinden meines Mannes erkundigt haben und sich nicht von dem Gerede haben beeindrucken lassen. Damit der Programmablauf reibungslos weiter gewährleistet wurde, habe ich dann die Ansage übernommen, wobei meine eigene Darbietung aber ausfallen musste. Aber nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus nach nur wenigen Stunden war mein Mann wieder einsatzbereit. Wenn er dann aber teilweise sitzend seinem Job nachkam, so lag das nicht am altersbedingten Erscheinen, sondern lediglich an gesundheitlichen Einschränkungen. Trotzdem ist so eine Verletzung ernst zu nehmen und hinter den Kulissen Schonzeit angesagt, was natürlich den ganzen familiären Ablauf aus dem Rhythmus bringt. Man erkennt dann doch daran, wie wichtig jeder Einzelne ist und man ärgert sich besondern, wenn man ohne Eigenverschulden gehandicapt ist. Nun musste der Junior mit Hand anlegen und der hat so gut die Sachen zum ersten Platzwechsel verstaut, dass wir einige Dinge immer noch nicht wieder gefunden haben.


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Aber kaum in Celle angekommen, wurden wir vom Sturm Kerstin morgens um 6.30h heimgesucht und es traf das Tierzelt, wie langweilig, das hatten wir doch 2007 auch schon mal. Außer ein bisschen Mehrarbeit zerrte aber so ein zweiter Sturm an den Nerven von Mensch und Tier, ewig klappernde Teile und flatternde Zeltplanen gehen dann nach Tagen einem auf den Geist. Wir hatten auch den Kindercircus Chiccolino in der Vorstellung zu Gast und auch diese kleinen Gäste konnten nun mal erleben, wie mühevoll teilweise die Welt hinter den Kulissen aussieht und mit welchen Widrigkeiten man sich auseinandersetzen muss, bis man ins glanzvolle Rampenlicht treten kann. Und weil es ja Frühling ist, hat es heute beim Platzwechsel geschneit. Aber damit auch etwas Abwechslung in unser Leben kommt, was macht man dann? Man besucht die Freunde bei einem anderen Circus.

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Mi, 27.2.2008: Küchenzauber

Meine Küche hatte ja schon historischen Wert für das Circusmuseum. Mein redegewandter Ehemann ist bei häuslichen Umbauten aber plötzlich gar nicht mehr so gesprächig. So musste ein Fachmann her, den habe ich aber nach 5 Minuten samt seiner vielen Musterkoffer wieder vor die Tür gesetzt. Er war der Meinung, ich bräuchte einen E-Herd. Da selbst Gasherde, die sich nur mit einem elektrischen Funken zünden lassen, im Circus schon ein Problem sein können, brauche ich dies moderne Zeug nicht. Da meinte der Küchenfachmann, dass wir dann eben mal Essen gehen sollen, wenn wir keinen Strom haben. Hallo, ich bin Circus und keine urlaubende Ehefrau. Nach noch so ein paar Bemerkungen war sein „Fach“-Wissen von mir nicht mehr gefragt.

Ein nächster Versuch, aber da es die Mehwertsteuer-Erhöhung gab, konnte man eine im Oktober bestellte Küche erst im nächsten April bekommen. Ups! Also wieder nichts mit Küche. So war also diesen Winter „Do it  yourself“ angesagt. Vater und Sohn sägten, bohrten und hämmerten und ich war als Zulieferer aus dem Baumarkt tätig. Da findet man dann auch andere hübsche Sachen, wie z.B. ein Teleskopregal. Dieses kann ich für langweilige Wintertage nur empfehlen, da hat die ganze Familie ihren Spaß und ist Stunden mit dem Zusammensetzen beschäftigt. Zwischendurch sollte der neue Herd aber auch mal eingebaut werden, den haben wir übrigens vor einem Jahr in Frankreich gekauft. Unser Wohnwagen ist im Ursprung aus Holland, da wurde erst der deutsche Herd mit Adaptern angeschlossen, nun durch das französische Modell ersetzt, also eine europäische Gasvereinigung.  Bis es soweit war haben wir vier Wochen à la Mikrowelle gespeist.

So nahm die Küche Formen an, aber zwei Türen brauchten wir noch extra. Schrank mit Tür gibt es sofort, nur Tür dauert dann acht Wochen. Aber in acht Wochen ist Saison. Also wir können die Türen bestellen, aber sie schicken sie nicht zu. Also sollten wir sie direkt im Werk bestellen. Das geht auch, da kann man sie aber nicht bezahlen, dazu braucht man wieder ein Vertragsgeschäft. Ab Werk bekommt man die Türen in vier Wochen, aber dazu mussten wir wissen, in welcher Stadt wir dann sind und wo es da einen Vertragshändler gibt. Kein Problem, wenn der Hersteller auch am Verkauf interessiert ist. Mir sind allerdings einige Geschäfte untergekommen, die schulen nach dem Motto:  „Wie werde ich den Kunden am schnellsten wieder los“. Ich habe nun endlich eine neue Küche, bin um viele Erkenntnisse reicher, aber um viele Nerven ärmer. Ich würde es nie durchstehen, mir ein Haus zu bauen und einzurichten.


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Unserem Hund kam das winterliche Treiben sehr absurd vor, er passte nur auf, dass sein Sofa frei und von unserem Treiben verschont blieb. Aber nun wird es Frühling und er bemerkt, dass wir bald wieder auf Reisen gehen werden. Die Werbetrommel ist in Betrieb. Circusparaden kommen darin allerdings nicht vor. Aber ich kann mich an schöne Paraden erinnern. Bei BuRo zu einem Hamburger Hafenjubiläum konnte man zu Pferd daran teilnehmen oder in einem Wagen winkend sitzen. Dieser war schön verkleidet und da wir ja Stunden unterwegs war, hatten wir Kind und Kegel dabei, die durch die Wagenverkleidung vor den Blicken verschont wurden und wegen der Kälte, waren wir unterhalb der Gürtellinie auch nicht so repräsentativ bekleidet. Oder in Magdeburg war der gesamte Circus Busch-Berolina mit allen Zwei- und Vierbeinern zur Hochzeit von Sybille Bernsdorff quer durch die Stadt unterwegs mit dem Brautpaar in einer Kutsche. Hin und wieder kommen solche Paraden auch heute noch in kleinerem Rahmen zustande. In diesem Sinne: Der Countdown läuft und bald gibt es auch wieder Neues von der Saison zu berichten.

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Di, 15.1.2008: Ist denn Weihnachten schon vorbei?

Vor vier Wochen waren wir noch voller Vorfreude auf den Weihnachtscircus und nun ist alles schon wieder vorbei. Alle Artisten waren pünktlich und Profis, also es gab weder Pleiten, Pech noch Pannen. Es war eine gute Kompanie, die sich des Öfteren abends zum gemeinsamen Bierchen oder Pizza-Essen zusammengesellte. Ein Kollege hatte sich allerdings bei der Zufahrt zum Platz sein Auto so stark demoliert, dass er sich besser einen Neuwagen gekauft hätte. Blöd nur, dass der Kollege bereits am 9.Januar im Süden von Frankreich sein nächstes Engagement antreten sollte. So viel Pech wünscht man ja wirklich niemandem.

Dafür gab es etwas zum Schmunzeln als vor einigen Jahren ein Artisten-Duo anreiste, welches als einziges Requisit einen Stuhl hat und genau den hatten sie beim letzten Vertragsort vergessen. Also traf der besagte Stuhl erst per Post zur Premiere ein. Nun ja! – Etwas nerviger war da schon eine russische Trapezkünstlerin, die drei Tage lang an allem etwas auszusetzen hatte und nicht aufbauen konnte. Am liebsten wäre es ihr gewesen, man hätte das Chapiteau noch einmal abgebaut und gedreht, damit sie ihren Willen bekommt. – Oder man ist erstaunt, wenn eine Hohe Schule Reiterin einen großen Stall aufbaut, der voll bestückt ist und sie dann morgendliche Proben abhält, die die Manege jedes Mal in einen Acker verwandeln.

Wie alljährlich feiern wir Weihnachten und Sylvester alle gemeinsam. Zu Sylvester hielten sich die Telefonate in Grenzen, aber Weihnachten standen wir mit halb Europa in Kontakt. Bis Clown Totti per Handy durch seine gesamte, in Spanien lebende, Familie gereicht wurde und alle Glückwünsche empfangen und weitergeben hatte, dauerte das Telefonat bestimmt über eine Stunde. Es ist schön, wenn man gemeinsam mit vielen langjährigen Kollegen zusammen feiert und sich auch wieder neue Freundschaften ergeben. Unsere Sylvesterparty zieht auch immer Außenstehende an. Einmal feierte Hit Radio Ohr mit seinem Team mit uns, diesmal gesellte sich sogar politische Prominenz der Stadt zu uns. Aus Berlin waren Freunde der Direktion aus der Musikbranche anwesend, aber man findet in froher Runde immer einen Gesprächsstoff. Mitten im Geschehen saßen zwei Circusfreunde. Da saßen sie nun und lasen die Tageszeitung...

Während die Planung Wochen dauert, der Aufbau sehr zeitintensiv ist, man seine Zeit mit den Kollegen ausgiebig genießt, so schnell und unromantisch verläuft die Trennung. Die Tierleute haben sich noch gegenseitig beim Abbau geholfen, da hatten die Artisten schon längst den Platz verlassen und nach 24 Stunden standen nur noch zwei Zelte!


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Heute wurden nun auch die Masten per Kran heruntergelassen und damit ist auch der 12.OWC beendet. – Totti wird man im Sommer wieder bei Krone sehen, die Hunde von Lauenburger schon im Winterprogramm. Sonny kann man in seinem Elefantendorf erleben. Ein persönliches Kompliment an dieser Stelle an seine Tochter Jennifer, Erwin wünsche ich alles Gute und Danke an Anja Oschkinat für alles, freue mich auf ein Wiedersehen beim nächsten OWC.

So wünsche ich allen ein circensisch interessantes 2008 und danke für das Interesse an meinem Tagebuch - BATAMA

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Zu den Tagebucheinträgen: September bis Dezember 2007